Uni­ver­si­tät Bam­berg: Fort­schrit­te im Kampf gegen Steuerhinterziehung

Symbolbild Bildung

Bam­ber­ger Poli­tik­wis­sen­schaft­ler zei­gen: Maß­nah­men der OECD sind wirkungsvoll

Es ist schwie­ri­ger gewor­den, Steu­ern zu hin­ter­zie­hen. Laut einer For­scher­grup­pe der Uni­ver­si­tät Bam­berg unter der Lei­tung von Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Prof. Dr. Tho­mas Rixen hat sich eine Maß­nah­me gegen Steu­er­hin­ter­zie­hung als beson­ders wir­kungs­voll erwie­sen: der auto­ma­ti­sche Infor­ma­ti­ons­aus­tausch. Die OECD (Orga­ni­sa­ti­on für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung) hat die­se Maß­nah­me 2017 ein­ge­führt. Durch sie wer­den Finanz­in­sti­tu­te aus rund 100 Staa­ten welt­weit ver­pflich­tet, Kapi­tal­erträ­ge auto­ma­tisch den Her­kunfts­staa­ten der Geld­an­le­ge­rin­nen und ‑anle­ger zu melden.

Die Stu­die ist ein Teil­pro­jekt von „Com­ba­ting Fis­cal Fraud and Empowe­ring Regu­la­tors“ (COF­FERS), das von der Euro­päi­schen Uni­on mit fast fünf Mil­lio­nen Euro im Rah­men von „Hori­zont 2020“ geför­dert wird. Gemein­sam mit For­schen­den von acht wei­te­ren euro­päi­schen Uni­ver­si­tä­ten unter­su­chen Rixen und sei­ne Bam­ber­ger Kol­le­gen Lukas Hakel­berg, Leo Ahrens und Fabio Both­ner seit Novem­ber 2016, wie man Steu­er­hin­ter­zie­hung und Steu­er­ver­mei­dung bekämp­fen kann.

Rixen fasst zusam­men, was die Bam­ber­ger Poli­tik­wis­sen­schaft­ler mit ihren empi­ri­schen Ana­ly­sen zur Ent­wick­lung der Steu­er­po­li­tik in den 35 OECD-Staa­ten nach­wei­sen: „Höhe­re Trans­pa­renz durch den auto­ma­ti­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch führt zu höhe­ren Steu­ern auf Kapi­tal.“ Vie­le Staa­ten hat­ten die Steu­ern auf Kapi­tal­ver­mö­gen gesenkt, um im inter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werb zu bestehen. Durch den auto­ma­ti­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch erhal­ten sie ihre recht­mä­ßi­gen Steu­ern auf Kapi­tal und kön­nen die­se wie­der erhö­hen. „Sie gewin­nen demo­kra­ti­schen Hand­lungs­spiel­raum statt sich den Impe­ra­ti­ven des Steu­er­wett­be­werbs erge­ben zu müs­sen“, so Rixen. Das zusätz­li­che Geld könn­te in bes­se­re öffent­li­che Güter flie­ßen, zum Bei­spiel in die Infra­struk­tur oder sozia­le Dienst­lei­stun­gen, denn: „Nach einer Berech­nung ver­lie­ren die EU-Staa­ten durch Steu­er­pa­ra­die­se Steu­er­ein­nah­men in Höhe der Hälf­te der öffent­li­chen Bildungsausgaben.“

Das Bam­ber­ger For­scher­team hat der EU nun Emp­feh­lun­gen gege­ben, wie der posi­ti­ve Effekt des auto­ma­ti­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tau­sches noch ver­stärkt wer­den kann, bei­spiels­wei­se indem sich wei­te­re Staa­ten zur Teil­nah­me ver­pflich­ten und neben dem Finanz­ver­mö­gen auch Immo­bi­li­en, Gold und ande­res Ver­mö­gen erfasst wür­de. „Wir wis­sen, dass ins­be­son­de­re Super­rei­che die­se Schlupf­lö­cher nut­zen kön­nen. Es ist pro­ble­ma­tisch, wenn aus­ge­rech­net die­se Grup­pe, die mit ihren star­ken Schul­tern einen grö­ße­ren Teil der Steu­er­last tra­gen soll­te, wei­ter­hin Steu­ern hin­ter­zie­hen kann.“

Die aus­führ­li­chen Hin­ter­grün­de und Ergeb­nis­se der Stu­die erklärt Tho­mas Rixen in einem Inter­view unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​s​t​e​u​e​r​h​i​n​t​e​r​z​i​e​h​ung