Afri­ka­vor­trag in der Stadt­bü­che­rei Forchheim

Nahe bei Gott und am hei­ße­sten Fleck der Erde

Aben­teu­er. Heinz und Wal­traud Mose-Schwarz haben Afri­ka auf der Ost­rou­te von­Kai­ro bis Kap­stadt durch­fah­ren. Den Rei­se­be­richt Teil 1 gaben sie in der Stadt­bü­che­rei Forchheim.

Es gibt einen afri­ka­ni­schen Virus, den kann man nur mit Lei­den­schaft bekämp­fen. Näm­lich dort­hin rei­sen. Ein­mal in einem der fas­zi­nie­ren­den Län­der gewe­sen, lässt einen die­ser Virus nicht mehr los. So ist es Heinz Schwarz und Ehe­frau Wal­traud ergan­gen. Die Lei­den­schaft der Forch­hei­mer für den Schwar­zen Kon­ti­nent gip­fel­te in der Idee, die­sen von Nord nach Süd auf der Ost­rou­te mit dem eige­nen Auto zu bereisen.

Bei so einem Unter­fan­gen schwingt Aben­teu­rer­tum mit. Kein Wun­der also, dass die Stadt­bü­che­rei beim ersten Teil des Rei­se­be­rich­tes „Von Kai­ro bis Kap­stadt“ bis auf den letz­ten Platz besetzt war. Für ihre Mul­ti­vi­si­on, die im ersten Teil bis Kenia führ­te, kom­bi­nier­ten Heinz und Wal­traud Schwarz Bil­der von fas­zi­nie­ren­den Land­schaf­ten, Hoch­kul­tu­ren, archai­schen Zeug­nis­sen, Begeg­nun­gen mit Men­schen und der groß­ar­ti­gen Tier­welt mit dem live gespro­che­nen Kom­men­tar, lan­des­ty­pi­scher Musik und der Erklä­rung der Rei­se­rou­te. So ent­stand ein über­aus leben­di­ges Mosa­ik von Afrika.

Das Aben­teu­er lan­ge vorbereitet

Das Aben­teu­rer­tum war für den lei­den­schaft­li­chen Hob­by-Foto­gra­fen und des­sen Frau, die das Bord­buch führ­te, lan­ge vor­be­rei­tet. Nami­bia dien­te 1998 als Ein­stiegs­land, es folg­ten Ugan­da mit den berühm­ten Berg­go­ril­las, und Äthio­pi­en. „Zum Üben“ haben sie in Island auf Schot­ter­pi­sten Flüs­se durch­quert, sich in den Wüsten Marok­kos durch den Sand gewühlt und in Alba­ni­en stei­le Päs­se gemei­stert. Die­se Rei­sen waren hilf­reich, den fünf Ton­nen schwe­ren Mer­ce­des Sprin­ter für Afri­ka zu opti­mie­ren. Eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung ist die man­geln­de Die­sel­qua­li­tät. Also muss­te die Steu­er­elek­tro­nik auf Schlecht-Kraft­stoff umpro­gram­miert werden.

Aber wie das Fahr­zeug nach Afri­ka brin­gen? Ein Forch­hei­mer, Andre­as Fie­ser, der für ein Hilfs­pro­jekt nach Kap­stadt unter­wegs war, gab den Hin­weis auf ein Fracht­schiff von Ita­li­en nach Ägyp­ten, das auch Fahr­zeu­ge trans­por­tiert. Ein Zoll­pa­pier für das Fahr­zeug und Doku­men­te für die Ein- und Aus­rei­se sind unab­ding­lich. Kann die­ser Nach­weis nicht lücken­los geführt wer­den, ist die Tour zu Ende. Arzt­be­su­che zur Gesund­heits­vor­sor­ge sind natür­lich zwingend.

Bam­mel vor der eige­nen Courage

Die Schil­de­rung der Vor­be­rei­tun­gen allein mach­ten die­sen Vor­trag inter­es­sant. Des­halb teil­ten die Zuhö­rer in der „Stabü“, die von der Lei­te­rin Doris Koschyk begrüßt wur­den, die Erleich­te­rung der Rei­sen­den, als alle Unter­la­gen bei­ein­an­der waren. „Wir beka­men ganz schön Bam­mel und Angst vor der eige­nen Cou­ra­ge“ gestand Wal­traud Schwarz. Von Alex­an­dria führ­te die Rou­te über Kai­ro nach Bawi­ti, dem Tor zur Wei­ßen Wüste, und über die Stra­ße der Oasen nach Luxor. Wei­ter ging es am Nil ent­lang bis Assu­an und dann durch die Wüste nach Abu Sim­bel. Was gleich auf­fällt: seit dem ara­bi­schen Früh­ling 2011 ist der Tou­ris­mus fast voll­stän­dig zum Erlie­gen gekom­men. Alle emp­foh­le­nen Über­nach­tungs­plät­ze waren geschlos­sen oder sie waren die ein­zi­gen Gäste. Die Ver­sor­gung mit Lebens­mit­teln aber ist gut. Über eine lan­ge Strecke wur­de das Wohn­mo­bil von einer Poli­zei­es­kor­te beglei­tet. Eine Boots­tour auf dem Nil führ­te die Besu­cher zu einem nubi­schen Dorf, ein Spa­zier­gang zu einem nahen Kamel­markt. Afri­ka live!

Nach schier end­lo­sen Grenz­for­ma­li­tä­ten konn­ten die Forch­hei­mer in den Sudan ein­rei­sen. Von einer Brücke der moder­nen Haupt­stadt Kar­thum aus kann man den Zusam­men­fluss von zwei Strö­men beob­ach­ten: der Blaue Nil kommt aus Äthio­pi­en, der Wei­ße Nil aus Ugan­da. Äthio­pi­en wird als das Dach Afri­kas bezeich­net, weil das gebir­gi­ge Land mit der Hälf­te sei­ner Flä­che bis zu 1800 m hoch liegt. „Es war für uns das am schwie­rig­sten zu berei­sen­de Land. Die Men­schen waren extrem neu­gie­rig und auf­dring­lich. Des­halb muss­ten wir unse­re Näch­te immer bei Hotels ver­brin­gen, um sicher ste­hen zu kön­nen“, so der Reisebericht.

Im Semi­en Moun­ta­ins Natio­nal­park wur­den die Tra­vel­ler von Blut­brust-Pavia­nen begrüßt. Von den Pflan­zen­fres­sern geht kei­ne Gefahr aus. Die Wan­de­rung brach­te sie durch eine ein­zig­ar­ti­ge Vege­ta­ti­on bis auf 3920 m Höhe, wo man mit dem Blick auf eine bizarr ero­dier­te Land­schaft vor Ehr­furcht erstarrt. Zwi­schen Axum und Meke­le gibt es hun­der­te von Fel­sen­kir­chen. Man ver­sucht sie so hoch wie mög­lich in und an den Fels zu bau­en, um Gott so nahe wie mög­lich zu sein. Wand- und Decken­ma­le­rei­en sind mehr als 700 Jah­re alt. Unter einem rie­si­gen Weih­nachts­stern, mit Leb­ku­chen aus Deutsch­land und Glüh­wein aus ägyp­ti­schem Rot­wein fei­er­ten die Bei­den Heiligabend.

1000 Kame­le für den Salztransport

Spek­ta­ku­lär war der Aus­flug in die Dana­kil-Sen­ke. 120 Meter unter Mee­res­hö­he gilt sie als der hei­ße­ste Fleck der Erde. In einem Tal­kes­sel hat­ten sich Kara­wa­nen­füh­rer mit mehr als 1000 Kame­len ver­sam­melt, um bei Son­nen­auf­gang zu den Salz­mi­nen zu zie­hen. Die Afar vom hier ansäs­si­gen Stamm bre­chen das Salz aus dem ein­ge­trock­ne­ten See und schla­gen es zu gleich­mä­ßig gro­ßen Plat­ten mit vier Kilo­gramm Gewicht zu. Anschlie­ßend wer­den sie gebün­delt. Bis zu 24 Plat­ten wer­den den Tie­ren auf­ge­packt. Die Kara­wa­nen bre­chen am Abend auf, um nicht in der Hit­ze des Tages lau­fen zu müssen.

Der Erta Ale, einer der weni­gen Vul­ka­ne der Erde, des­sen Kra­ter stän­dig mit Lava gefüllt ist, war einer der Höhe­punk­te der ersten Rei­see­tap­pe. Wegen der extre­men Tages­tem­pe­ra­tu­ren star­tet man den Auf­stieg, der über 15 Kilo­me­ter und 600 Höhen­me­ter geht, bei Dun­kel­heit. Kara­wa­nen von Besu­chern sind unter­wegs. Die­se kön­nen bis auf weni­ge Meter an den Kra­ter herantreten.

Dji­bou­ti hielt eine beson­ders unan­ge­neh­me Über­ra­schung bereit. Auf der Teer­stra­ße haben die nach Äthio­pi­en fah­ren­den Tran­sit-Lkw tie­fen Schlag­lö­cher hin­ter­las­sen. Plötz­lich schlug der lin­ke vor­de­re Stoß­dämp­fer in das Fah­rer­haus durch. Wäh­rend das Auto in einer Werk­statt pro­vi­so­risch repa­riert wur­de, mach­ten die Forch­hei­mer einen Aus­flug zum Lac Abbé. Eine Mond­land­schaft mit hun­der­ten von bizar­ren Kalk­stein-Schlö­ten, aus denen mine­ral­hal­ti­ge Dämp­fe ent­wei­chen. Im Golf von Tad­jou­ra konn­ten sie Wal­haie beob­ach­ten, die größ­ten Fische der Erde. Die Plank­ton­fres­ser wer­den bis zu 12 Meter lang und 12 Ton­nen schwer.

Eine Hyä­ne auf auf der Schulter

Noch ein­mal ging es nach Äthio­pi­en. Die isla­mi­sche Stadt Harar gehört wegen ihrer kom­plett von einer Lehm­mau­er umge­be­nen Alt­stadt zum Welt­kul­tur­er­be. Bekannt ist sie auch wegen der „Hyä­nen-Män­ner“, die die Tie­re, aus einer Tra­di­ti­on her­aus, jeden Abend füttern.Waltraud Mose-Schwarz durf­te einer Hyä­ne an einem Stock ein Stück Fleisch rei­chen. Plötz­lich stütz­te sich ein ande­res Tier auf ihren Schul­tern ab. Ein Biss in den Nacken und die Rei­se hät­te ein schlim­mes Ende gefun­den. Und das Gan­ze hielt ihr Mann auch noch im Foto fest …

In Addis Abe­ba fand sich eine Mer­ce­des-Werk­statt, in der das Fahr­zeug repa­riert wer­den konn­te. Auch die Kar­dan­wel­le hat­te gelit­ten. Die Ersatz­tei­le muss­ten aus Deutsch­land ein­ge­flo­gen wer­den. Den Zwangs­auf­ent­halt nütz­ten die Rei­sen­den für Besich­ti­gun­gen. Die nagel­neue Tram­way ist übri­gens von den Chi­ne­sen gebaut und das gibt einen Hin­weis dar­auf, wer hier das Sagen hat. Die Forch­hei­mer konn­ten das Tim­kat-Fest erle­ben, eines der Hoch­fe­ste der ortho­do­xen Kir­che Äthio­pi­ens zur Erin­ne­rung an die Tau­fe Jesu. 300 000 Gläu­bi­ge neh­men an den Pro­zes­sio­nen teil. Was­ser wird auf die Men­ge gesprengt als Erneue­rung des Tauf­ver­spre­chens. Unter Gesän­gen und Tän­zen wer­den die Gebots­ta­feln zu den Kir­chen zurückgebracht.

Kin­der wer­fen mit Steinen

Äthio­pi­en war für das Ehe­paar eines der abwechs­lungs­reich­sten und land­schaft­lich schön­sten Län­der. Aber vor allem im Süden mach­te das Rei­sen nur wenig Spaß. Kin­der spran­gen bei lang­sa­mer Fahrt auf die Stoß­stan­ge des Autos auf, war­fen mit Stei­nen und bet­tel­ten. „Give me my Money!“ – die­se Auf­for­de­rung gibt, so Heinz Schwarz, einen Hin­weis dar­auf, dass Ent­wick­lungs­hil­fe auch zu Anspruchs­den­ken füh­ren kann.

In Kenia kann man alles erle­ben, was Afri­ka aus­macht. Das Rei­sen wur­de ange­neh­mer, denn es gab Cam­ping­plät­ze und Super­märk­te. Erste Begeg­nun­gen in der grü­nen Masai Mara mit Gnus, Anti­lo­pen und Zebras mach­ten Lust auf mehr Tie­re. Eine Pirsch­fahrt wur­de von Gepar­den beob­ach­tet, wenig spä­ter warb ein Löwe um eine Löwin, um für Nach­wuchs zu sor­gen. Im Lake Naku­ru Natio­nal­park kam am frü­hen Mor­gen eine Her­de Büf­fel bedroh­lich auf die Besu­cher zu. Ein Breit­maul­nas­horn ließ sich nicht stö­ren. Es gibt wie­der an die 60 Exem­pla­re der vom Aus­ster­ben bedroh­ten Tie­re. Auch die sel­te­nen Rot­schild-Giraf­fen hat man hier ange­sie­delt. Der Besuch von Iten, der Treff­punkt der Lang­strecken­läu­fer aus aller Welt auf 2400 m Höhe, durf­te nicht feh­len. Ein idea­ler Trai­nings­platz für die Ath­le­ten, die hier stän­dig ihre Run­den drehen.

Heinz und Wal­traud Schwarz lie­ßen am Indi­schen Oze­an den ersten Teil ihrer Afri­ka­tour aus­klin­gen. Bei JJ‚s, der Jungle Junc­tion, wie Chris, ein Deut­scher, sei­nen Treff­punkt für Over­lan­der in Nai­ro­bi nennt, stell­ten sie ihr Fahr­zeug für die näch­sten drei Mona­te ab, um im Juni 2017, nach der Regen­zeit, ihre Rei­se fort­zu­set­zen. Das Publi­kum dank­te mit lan­gem Bei­fall dafür, dass es an die­sem Aben­teu­er so haut­nah teil­ha­ben konn­te. Mit Span­nung wird der Fort­set­zungs­be­richt erwartet.