Initia­ti­ve Radent­scheid Bam­berg: „Vom Wol­len, vom Kön­nen und vom Machen“

Wenn am heu­ti­gen Diens­tag in der Sit­zung des Umwelt­se­na­tes (Sit­zungs­vor­la­ge: https://​bam​berg​.sit​zung​-online​.org/​p​i​/​v​o​0​2​0​.​a​s​p​?​V​O​L​F​D​N​R​=​6​989) der Stadt Bam­berg wie­der der Sach­stands­be­richt für die „Fahr­rad­stadt“ Bam­berg vor­ge­legt wird, dann zeigt sich vor allem eines: Stadt, Stadt­rat und Ober­bür­ger­mei­ster wol­len viel, machen aber zu wenig. So kri­ti­sie­ren Radent­scheid-Initia­tor Chri­sti­an Hader und Co-Initia­tor Andre­as Irmisch, dass statt Taten wei­ter­hin Sonn­tags­re­den im Vor­der­grund ste­hen. Laut Hader und Irmisch lässt sich dies an ver­schie­de­nen Bei­spie­len verdeutlichen:

1. Fahr­rad­stell­plät­ze

Laut Radent­scheid-Ziel Nr. 6 soll­ten bereits bis Ende des Jah­res 2018 1.000 neue Fahr­rad­stell­plät­ze ent­ste­hen, umge­setzt wur­den 144 und somit 14,4%. Für 2019 hat sich die Stadt nun laut Sit­zungs­vor­la­ge die Umset­zung von 1.000 Rad­stell­plät­zen vor­ge­nom­men, muss aber schon in jener Sit­zungs­vor­la­ge zuge­ben: „Mit den aktu­ell vor­han­de­nen per­so­nel­len Res­sour­cen ist eine Rea­li­sie­rung die­ser Stand­or­te kaum zu erwar­ten.“ Oder anders gesagt: Das Ziel wird wie­der ver­fehlt wer­den. Dar­über hin­aus lau­tet es in Radent­scheid-Ziel Nr. 6 wört­lich: „Die Rad­ab­stell­plät­ze wer­den als Geh­we­ge nicht ver­en­gen­de Fahr­rad­bü­gel instal­liert.“ Die Rea­li­tät: Die Stadt nimmt bei 75% der Rad­stell­plät­zen wie selbst­ver­ständ­lich den Fuß­gän­ge­rIn­nen Platz weg, woge­gen jeder KFZ-Stell­platz, auf wel­chem meh­re­re Fahr­rä­der Platz fin­den könn­ten, über den Schreib­tisch des Ober­bür­ger­mei­sters wan­dern muss. Ein kla­res Zuwi­der­han­deln gegen den Radent­scheid-Beschluss vom 31.01.2018 und ein Aus­spie­len der schwä­che­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer gegeneinander.

2. Fahr­rad­stra­ßen

Die Umset­zung von 12 Fahr­rad­stra­ßen war im Rah­men des Radent­scheid-Beschlus­ses für 2018 ver­ein­bart. Rea­li­siert wur­den derer zwei (Anbrin­gen eines Schil­des). Wenn die Stadt für 2019 laut Sit­zungs­vor­la­ge also 10 neue Fahr­rad­stra­ßen aus­wei­sen möch­te, dann ist dies ledig­lich die Nach­ho­lung einer 2018er-Maß­nah­me. Fer­ner hat auch bei den Fahr­rad­stra­ßen das Jahr 2018 gezeigt, dass allei­ne der Wil­le nicht genügt. Die­je­ni­gen Stra­ßen, die nicht auf dem Amts­weg bereits in der Ver­wal­tung kas­siert wer­den, wer­den im Anschluss poli­tisch im Umwelt(sic!)-senat mehr­heit­lich ver­hin­dert. So war dies 2018 bei­spiels­wei­se bei den Fahr­rad­stra­ßen um die Schran­ne der Fall, als CSU-Stadt­rat Mar­kus Huml der Mei­nung war, dass hier­durch der Kfz-Ver­kehr behin­dert wür­de. Wer regel­mä­ßig an der Schran­ne unter­wegs ist, weiß dass hier der Kfz- den Rad­ver­kehr behin­dert und nicht umgekehrt.

3. Lan­ge Straße

Beschlos­sen wur­de am 31.01.2018 ein „Run­der Tisch Lan­ge Stra­ße unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung des Rad­ver­kehrs“. Her­aus­ge­kom­men ist eine 3‑Mi­nu­ten-Hal­te­zo­ne, die man­gels Kon­trol­le bis­her als roter Tep­pich für wil­des Par­ken im Her­zen der Innen­stadt fun­giert. Tags­über ist zu beob­ach­ten, dass Autos hier stun­den­lang ste­hen, mor­gens wei­sen zuge­fro­re­ne Schei­ben dar­auf hin, dass es sogar Kfz-Über­nach­tungs­vor­gän­ge gibt. Der Rad­ver­kehr wur­de über­haupt nicht berück­sich­tigt, die von der Initia­ti­ve Radent­scheid schon vor zwei Jah­ren gefor­der­te und zwi­schen­zeit­lich von vie­len favo­ri­sier­te Lösung des „shared space“ wird künst­lich verzögert.

Fazit: Die Initia­to­ren des Radent­scheids, Chri­sti­an Hader und Andre­as Irmisch kri­ti­sie­ren, dass weni­ger rea­le Maß­nah­men als viel­mehr Schön­fär­be­rei des nicht Erle­dig­ten im Vor­der­grund steht. „Man merkt zwar, dass sich die Stadt unter dem Druck des Radent­scheids nun lang­sam bewegt, aber wir mes­sen die Stadt an dem, was auf der Stra­ße für den Rad­ver­kehr ankommt – und das ist viel zu wenig“ so Hader. Andre­as Irmisch ergänzt: „Der Frän­ki­sche Tag Bam­berg titel­te im ver­gan­ge­nen Herbst „die Fahr­rad­stadt rollt wei­ter“. Das stimmt, die Fahr­rad­stadt rollt wei­ter im Schnecken­tem­po. Mit die­ser Geschwin­dig­keit ist Bam­berg in 100 Jah­ren noch kei­ne Fahr­rad­stadt.“ Aus die­sem Grund haben Akti­vi­sten zum Jah­res­tag des Radent­scheid­be­schlus­ses vom 31.01.18 Ende Janu­ar auf allen Orts­schil­dern den Auf­kle­ber „Fahr­rad­stadt?“ ange­bracht. „Die Stadt will in punc­to Rad­ver­kehr viel, kann aber wenig und macht noch weni­ger“ so bei­de Radent­scheid-Initia­to­ren abschließend.

Chri­sti­an Hader (für das Team Radent­scheid Bamberg)