Stun­de der Win­ter­vö­gel: Haus­sper­ling erobert Platz 1

Amsel hält sich gut – Grün­fink wei­ter rück­gän­gig – Stun­de der Win­ter­vö­gel auch in Tsche­chi­en vol­ler Erfolg

Zum ersten Mal seit sie­ben Jah­ren lan­de­te der Spatz (Haus­sper­ling) im Frei­staat wie­der auf Platz 1 bei der 14. „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ von LBV und NABU. Ins­ge­samt haben rund 30.500 baye­ri­sche Teil­neh­mer über 827.600 Vögel bei der Mit­mach­ak­ti­on gemel­det. „Die vie­len Teil­neh­mer zei­gen uns, wie groß das Inter­es­se an der hei­mi­schen Natur ist, und dar­über freu­en wir uns sehr“, sagt die LBV-Citi­zen-Sci­ence-Beauf­trag­te Mar­ti­na Geh­ret. Denn je mehr Men­schen mit­ma­chen, desto bes­ser wird die sta­ti­sti­sche Aus­sa­ge­kraft der Ergeb­nis­se. Als beson­de­rer Win­ter­gast besuch­te der Erlen­zei­sig Bay­ern in gro­ßer Anzahl und über­rasch­te vie­le Gar­ten­be­sit­zer. Auf­fäl­lig sind die­ses Jahr die gerin­ge­ren Zah­len der Mei­sen. So lan­de­te die letzt­jäh­ri­ge Erst­plat­zier­te, die Kohl­mei­se, nur auf Platz 3, und die Blau­mei­se auf Platz 5. Den zwei­ten Platz sicher­te sich der Feld­sper­ling. Trotz trocke­nem Som­mer und Usu­tu-Virus belegt die Amsel einen soli­den Platz 4. Der Grün­fink erreicht die­ses Jahr sein bis­her schlech­tes Ergeb­nis mit Platz 8.

Erst­mals seit 2012 belegt der Haus­sper­ling wie­der den Spit­zen­platz bei der Stun­de der Win­ter­vö­gel. „Der Spatz hat­te letz­tes Jahr auf­grund des trocke­nen Som­mers einen guten Brut­er­folg. Die Jah­re zuvor hat­te der belieb­te Aller­welts­vo­gel dage­gen eher Auf­se­hen erregt, weil er regio­nal fehl­te“, sagt Geh­ret. Der zweit­plat­zier­te Feld­sper­ling zeigt, dass sich der ein­sti­ge Agrar­vo­gel immer öfter auch in den baye­ri­schen Gär­ten hei­misch fühlt.

Die Kohl­mei­se, 2018 noch auf Platz 1, wur­de dage­gen weni­ger häu­fig gezählt und lan­de­te auf Platz 3. Grund dafür kann sein, dass es bis zum Zähl­wo­chen­en­de auf­grund des mil­den Win­ters weni­ger Gäste aus dem Nor­den und Osten Euro­pas nach Bay­ern gezo­gen hat. Außer­dem fan­den sie vor allem in den schnee­frei­en Wäl­dern Nord­bay­erns noch genug zu fres­sen. „Beson­ders von den klas­si­schen Fut­ter­haus­be­su­chern wie Kohl­mei­sen, Blau­mei­sen, Sumpf- und Tan­nen­mei­sen wur­den deut­lich weni­ger Tie­re gezählt“, so die Citi­zen-Sci­ence-Beauf­trag­te des LBV wei­ter. Auch die Zah­len von Wald­vö­geln wie Klei­ber, Eichel­hä­her, Bunt­specht und Gim­pel lie­gen heu­er nied­ri­ger als im lang­jäh­ri­gen Mittel.

Auch die Dros­seln haben von dem reich gedeck­ten Tisch in der Natur pro­fi­tiert. „Durch das ertrag­rei­che Obst­jahr 2018 und das immer noch vor­han­de­ne Streu­obst haben wir vor allem die Wachol­der­dros­sel häu­fi­ger in unse­ren Gär­ten beob­ach­ten kön­nen“, sagt Geh­ret. So springt sie von ihrem letzt­jäh­ri­gen Platz 29 die­ses Jahr auf Platz 15.

Bereits am Zähl­wo­chen­en­de haben sich zwei beson­de­re Win­ter­gä­ste ange­kün­digt: Erlen­zei­sig und Berg­fink. Wäh­rend der Erlen­zei­sig bereits am Zähl­wo­chen­en­de deut­lich häu­fi­ger beob­ach­tet wur­de, hat sich der Ein­flug des Berg­finks erst lang­sam ange­kün­digt. Bei­den Fin­ken­ar­ten ver­half der lan­ge Som­mer zu einem höhe­ren Brut­er­folg und somit zu mehr Jung­vö­geln in den Brut­ge­bie­ten. Die win­ter­li­che Nah­rungs­knapp­heit führ­te dann zu einer Inva­si­on von Erlen­zei­si­gen aus Nord- und Ost­eu­ro­pa. Damit lan­de­te der klei­ne, gelb­grün-gestreif­te Fin­ken­vo­gel statt auf Platz 14 im Vor­jahr nun sogar als sechs­häu­fig­ster Vogel unter den Top 10. Beson­ders häu­fig wur­de er dabei im Süd­osten Bay­erns beob­ach­tet, wo es der Erlen­zei­sig in man­chen Land­krei­sen wie Rosen­heim oder Berch­tes­ga­de­ner Land sogar auf Platz 2 und 1 der häu­fig­sten Vögel schaffte.

Die Amsel schlägt sich tap­fer und macht im Ver­gleich zum Vor­jahr bay­ern­weit sogar einen Platz gut. „Auch wenn die Bedin­gun­gen für die Amsel letz­tes Jahr nicht ide­al waren, hat sich ihr Bestand nicht dra­ma­tisch ver­schlech­tert“, sagt Mar­ti­na Geh­ret. Der befürch­te­te dra­sti­sche Ein­bruch auf­grund des Usu­tu-Virus blieb damit aus. Weit mehr Sor­gen berei­tet den Natur­schüt­zern der Grün­fink. Jähr­li­che Schwan­kun­gen sind nor­mal, jedoch geht der Grün­fink seit Jah­ren lang­sam aber ste­tig zurück. Zum ersten Mal seit Beginn der Zähl­ak­ti­on lan­det er die­ses Jahr nur auf Platz 8. Haupt­grund für den Rück­gang ist der ein­zelli­ge Erre­ger „Tricho­mo­nas gal­linae“, der vor allem in den Som­mer­mo­na­ten ins­be­son­de­re Grün­fin­ken befällt. Aber auch die Ver­än­de­rung in der Land­wirt­schaft, die immer weni­ger Ern­te­re­ste und Wild­blu­men­sa­men für die Fin­ken bereit­hält, tra­gen zu dem Ver­lust bei. Jeder kann ihm nun hel­fen und beim Volks­be­geh­ren für mehr Arten­viel­falt unter­schrei­ben. Mehr Infos unter www​.volks​be​geh​ren​-arten​viel​falt​.de.

Gesamt­ergeb­nis

Platz 1 belegt der Haus­sper­ling gefolgt von sei­nem Cou­sin, dem Feld­sper­ling. Auf Platz 3 ist die Kohl­mei­se abge­rutscht. Amsel und Blau­mei­se haben sich das gan­ze Akti­ons­wo­chen­en­de ein sehr span­nen­des Kopf-an-Kopf-Ren­nen gelie­fert. Über­ra­schen­der­wei­se hat sich dann doch die Amsel (Platz 4) mit einem gerin­gen Vor­sprung durch­ge­setzt. Auf Platz 6 lan­det der Erlen­zei­sig, auf den Plät­zen 7 und 8 Buch- und Grün­fink. Elster und Rot­kehl­chen bil­den den Abschluss der bay­ern­wei­ten Top 10.

Und wo bleibt der Star? Wur­den letz­ten Win­ter mit 6.500 so vie­le Sta­re wie noch nie zuvor in Bay­ern gezählt, sind es die­ses Jahr ins­ge­samt nur 2.100. Er hat sich rar gemacht und belegt somit Platz 28. Für einen Zug­vo­gel muss dies aber nichts hei­ßen, so belegt er deutsch­land­weit Platz 10.

Regio­na­le Unterschiede

Mit Abstand die mei­sten Vögel beka­men mit 46 pro Gar­ten die Teil­neh­mer in Nie­der­bay­ern zu sehen. Nahe­zu alle ande­ren Regie­rungs­be­zir­ke lagen um den baye­ri­schen Durch­schnitt von 37: Schwa­ben (41), Ober­pfalz (41), Ober­fran­ken (38) und Ober­bay­ern (36). Nur die Unter­fran­ken und Mit­tel­fran­ken zähl­ten mit 32 und 33 Vögeln pro Gar­ten deut­lich weni­ger als ande­re Vogelfreunde.

Tsche­chi­en erst­mals dabei

Die erste Run­de der Stun­de der Win­ter­vö­gel in Tsche­chi­en war eben­falls ein vol­ler Erfolg. Ins­ge­samt nah­men über 14.000 tsche­chi­sche Vogel­freun­de an der Mit­mach­ak­ti­on teil und über­tra­fen damit alle Erwar­tun­gen des Orga­ni­sa­tors CSO. Nach Öster­reich 2009 hat der LBV heu­er die tsche­chi­schen Vogel­schüt­zer bei der Ein­füh­rung der Akti­on unter­stützt, um Vogel­freun­de auf bei­den Sei­ten der Gren­ze mit­ein­an­der zu ver­bin­den. Das Pro­jekt wird über die Euro­päi­sche Ter­ri­to­ria­le Zusam­men­ar­beit (ETZ), die ein Ziel im Rah­men der EU-Struk­tur­för­de­rung ist, und mit Mit­teln aus dem Euro­päi­schen Fonds für Regio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) gefördert.