Pfar­re­rin Mir­jam Elsel zum Abschie­bungs­ver­such einer christ­li­chen Fami­lie in den Iran

Am Mon­tag, 29. Janu­ar 2019 soll­te eine christ­li­che Fami­lie aus dem AnkER-Zen­trum Bam­berg in den Iran abge­scho­ben wer­den. Der Vater, die Mut­ter und ihre 14-jäh­ri­ge Toch­ter wur­den am vor­mit­tag völ­lig unvor­be­rei­tet von der Poli­zei abge­holt. Bis­her konn­te davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass Abschie­bun­gen in den Iran ohne die Unter­zeich­nung einer Frei­wi­lig­keits­er­klä­rung nicht mög­lich sind. Ihre 18 jäh­ri­ge Toch­ter, deren Asyl­ver­fah­ren noch läuft, wur­de die Mög­lich­keit ver­wehrt sich von ihren Eltern und ihrer Schwe­ster zu ver­ab­schie­den. Nach­dem die Abschie­bung auf­grund gesund­heit­li­cher Pro­ble­me abge­bro­chen wer­den muss­te, wird der Vater wei­ter­hin in Abschie­be­haft gehal­ten, was mit der Mut­ter pas­siert ist zum der­zei­ti­gen Zeit­punkt noch unklar.

Die 14 jäh­ri­ge Toch­ter befin­det in Obhut des Jugend­am­tes. Bei der Fami­lie han­delt es sich um akti­ve Gemein­de­mit­glie­der der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Erlö­ser­kir­che in Bam­berg und prak­ti­zie­ren­de Chri­sten. Pfar­re­rin Doro­thea Münch von der Erlö­ser­kir­che berich­tet, dass sich der Vater bereits im Iran inten­siv mit dem christ­li­chen Glau­ben beschäf­tigt habe. In Bam­berg sei­en die Got­tes­dien­ste in der Erlö­ser­kir­che für die Fami­lie ein fester Halt gewe­sen. Sie waren auch sonst ins Gemein­de­le­ben inte­griert, hal­fen regel­mä­ßig bei Ver­an­stal­tun­gen mit, z. B. Im Senio­ren­zen­trum Albrecht-Dürer-Haus und bei Gemeindefesten.

Für die Anord­nung der Abschie­bung durch die Zen­tra­le Aus­län­der­be­hör­de Ober­fran­ken spiel­ten sol­che Fra­gen anschei­nend kei­ne Rol­le, auch das Aus­ein­an­der­rei­ßen der Fami­lie bil­de­te kein Hin­der­nis. In der Ableh­nung des Eil­ver­fah­rens wird auf das bereits in Ungarn abge­lehn­te Asyl­ver­fah­ren ver­wie­sen, eine eigen­stän­di­ge Glaub­wür­dig­keits­prü­fung in Form einer Anhö­rung über die Kon­ver­si­on zum christ­li­chen Glau­ben fand in Deutsch­land nicht statt.

Pfar­re­rin Mir­jam Elsel, Koor­di­na­to­rin für die Flücht­lings­ar­beit im Deka­nat Bam­berg ist ent­setzt über die­ses Vor­ge­hen: „Nach Ungarn wird aus gutem Grund nicht abge­scho­ben, auch weil Asyl­ver­fah­ren nach rechts­staat­li­chen Kri­te­ri­en dort nicht gewähr­lei­stet sind. Wie in einer so kri­ti­schen Fra­ge des Glau­bens­wech­sels kei­ne indi­vi­du­el­le Prü­fung mehr erfol­gen konn­te, ist völ­lig unver­ständ­lich.“ Dekan Hans-Mar­tin Lech­ner ergänzt: „Wir kön­nen nicht auf der einen Sei­te Kreu­ze in baye­ri­sche Behör­den hän­gen und auf der ande­ren Sei­te christ­li­che Schwe­stern und Brü­der in die Ver­fol­gung abschieben.“

Regio­nal­bi­schö­fin Dr. Doro­thea Grei­ner, die sich auch per­sön­lich für die Fami­lie ein­setzt, teil­te gegen­über dem Evan­ge­li­schen Pres­se­dienst zu dem Fall mit: „Chri­sten­ver­fol­gung ist eine Rea­li­tät! Sie geschieht in Län­dern wie Paki­stan und eben auch im Iran. Die freie Reli­gi­ons­aus­übung ist ein Men­schen­recht. Es wird miss­ach­tet, wenn prak­ti­zie­ren­de, beken­nen­de, im Gemein­de­le­ben enga­gier­te, Chri­sten in den Iran abge­scho­ben wer­den. Die­se Men­schen sind hoch gefähr­det. Ich bit­te die Regie­rung und die Behör­den die­se Gefähr­dung zu beach­ten. Bis­her wur­den Ira­ner und Ira­ne­rin­nen ohne Frei­wil­lig­keits­er­klä­rung nicht abge­scho­ben. Dass sich nun die Pra­xis ver­än­dert hat, alar­miert alle christ­li­chen Gemein­den in Bay­ern, in denen Ira­ner und Ira­ne­rin­nen ein geist­li­che Hei­mat gefun­den haben und ihr Bekennt­nis zu Chri­stus in enga­gier­ter Wei­se leben.“

Am heu­ti­gen Diens­tag, 29. Janu­ar fin­det um 18:30 Uhr ein Mahn­ge­bet vor der Erlö­ser­kir­che (Kuni­gun­den­damm 14) in Bam­berg statt. Es wird über­legt das Mahn­ge­bet über die Woche wei­ter zu füh­ren bis für die betrof­fe­nen Fami­lie eine siche­re Per­spek­ti­ve gefun­den wer­den kann.

V. i. s. d. P.: Mir­jam Elsel, Koor­di­na­to­rin für die Flücht­lings­ar­beit im Deka­nat Bamberg