Erst ohne Schlüs­sel, dann ohne Auto – Fahr­zeu­ge mit Keyl­ess-Kom­fort­sy­ste­men sind leicht zu klauen

Symbolbild Polizei

BAYREUTH/ OBER­FRAN­KEN. Eine Schüs­sel, mehr­fach mit Alu­fo­lie aus­ge­schla­gen, steht neu­er­dings im Haus von Micha­el Krzy­zak. Eine Schüs­sel für Schlüs­sel, die als Sicher­heits­maß­nah­me für sei­nen Audi SQ5 lei­der zu spät kommt. Das Auto ist weg. Gestoh­len, ver­mut­lich von pro­fes­sio­nel­len Die­ben, die sich auf Fahr­zeu­ge mit einem Keyl­ess-Kom­fort­zu­gang spe­zia­li­siert haben. Ein System mit Funk­schlüs­seln, das Auto­fah­rern das Leben erleich­tern soll, aber immer wie­der für gro­ßen Ärger sorgt.

„In den ver­gan­ge­nen Mona­ten wur­den in Ober­fran­ken 15 hoch­wer­ti­ge Autos gestoh­len, die mit Keyl­ess-Syste­men aus­ge­stat­tet waren“, sagt Dani­el Stumpf von der Kri­mi­nal­po­li­zei Bay­reuth. Die Ermitt­ler gehen davon aus, dass es sich um pro­fes­sio­nel­le Ban­den han­delt, die sich auf die­se Vari­an­te des Fahr­zeug­dieb­stahls spe­zia­li­siert haben. „Die Täter grei­fen meist um das Haus her­um das Funk­si­gnal des Schlüs­sels ab und ver­län­gern die­ses bis zum Auto. So kön­nen sie das Auto pro­blem­los star­ten und ohne unge­wöhn­li­che Geräu­sche weg­fah­ren“, erklärt Stumpf.

Der Alb­traum mit dem Traumauto

Bei Keyl­ess-Kom­fort­sy­ste­men sen­det das Auto bei Berüh­rung des Tür­grif­fes eine Anfra­ge, ob der Schlüs­sel in unmit­tel­ba­rer Umge­bung ist. Wenn die­ser recht­zei­tig zurück­funkt, öff­net sich die Ver­rie­ge­lung und das Auto kann per Knopf­druck gestar­tet wer­den. Was nach Kom­fort klingt, wur­de für Micha­el Krzy­zak zum Alb­traum, denn auf die­se Wei­se ver­lor er sein Traum­au­to, sei­nen fünf Jah­re alten Audi SQ5.

„Am näch­sten Tag bin ich raus. Hab geguckt, aber da war kein Auto. Erst dach­te ich: Nimmt mich da jemand auf den Arm? Bin wie­der rein und habe über­legt. Denn wer glaubt denn sowas?“ Genau wie Micha­el Krzy­zak glau­ben die wenig­sten Men­schen, dass sie selbst Opfer eines Dieb­stahls wer­den könn­ten. „Klar, ich habe im Kurier-News­ticker oft gele­sen, dass Autos geklaut wur­den. Aber doch nicht bei uns im Vier­tel!“ Erst als er bei­de Auto­schlüs­sel – einer war in einer Jacke in einem Gar­de­ro­ben­raum im hin­te­ren Teil des Hau­ses, der ande­re in der ersten Eta­ge im Schlaf­zim­mer in der Hand hielt, sei ihm end­gül­tig klar gewe­sen, dass hier etwas ganz und gar nicht stim­men kann.

Krzy­zak, der mit sei­ner Fami­lie in einer Dop­pel­haus­hälf­te im Eckers­dor­fer Bau­ge­biet Brun­nen­wie­se wohnt, sei ein klas­si­scher Fall, sagt Stumpf: Auto­dieb­stäh­le mit die­ser Metho­de fän­den mei­stens vor Ein­fa­mi­li­en­häu­sern statt. Denn hier gelin­ge die tech­ni­sche Funk­reich­wei­ten­ver­län­ge­rung selbst wenn sich die Besit­zer an den Tipp der Auto­her­stel­ler hal­ten, ihre Schlüs­sel nicht in unmit­tel­ba­rer Haus­tür­nä­he abzu­le­gen. Krzy­zak, zum Bei­spiel, hat­te einen im hin­te­ren Teil des Erd­ge­schos­ses ver­wahrt, den ande­ren in der ersten Eta­ge. Und das, obwohl er die­sen oft wir­kungs­lo­sen Tipp gar nicht bekom­men hat­te: „Der Auto­händ­ler, bei dem ich den Wagen gekauft habe, hat mich mit kei­nem Wort dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bei Keyl­ess-Syste­men Vor­sicht ange­bracht ist.“

„Das arbei­tet im Kopf.“

Krzyp­zak ist auch drei Wochen nach dem Dieb­stahl noch sehr betrof­fen. „Ich bin nur froh, dass nie­mand Frem­des im Haus drin war“, sagt er. Das Opfer eines Dieb­stahls zu wer­den sei auch so schon ein übles Gefühl. „Wenn jetzt nachts hier in der Sied­lung ein Auto fährt, ste­he ich am Fen­ster“, schil­dert er. Auch sei­ne Frau sei ver­un­si­chert, allein schon, weil Frem­de auf dem Grund­stück waren. Die Fami­lie wird des­halb inve­stie­ren und zwar nicht nur in ein neu­es Auto, son­dern auch in Bewe­gungs­mel­der, eine Alarm­an­la­ge, Video­über­wa­chung und ein Tor vor die Ein­fahrt. Sogar über ver­senk­ba­re Pol­ler hat Krzy­zak sich schon infor­miert. „So ein Erleb­nis arbei­tet im Kopf, das wünscht man keinem.“

Ein­zi­ger Trost: Weil die Fami­lie gewach­sen ist, hät­te er sich wohl ohne­hin dem­nächst von sei­nem Traum­au­to tren­nen müs­sen. Das näch­ste wird eines mit mehr Platz für die gan­ze Fami­lie, inklu­si­ve Kin­der­wa­gen und Gepäck. Dafür ohne Keyl­ess-Zugang. Die Schlüs­sel lan­den künf­tig trotz­dem in der Alu-Scha­le: „Im Nach­hin­ein ist man immer schlau­er“, so Krzyzak.

Tipps der Polizei:

  • Bei eini­gen Fahr­zeug­her­stel­lern lässt sich der Keyl­ess-Zugang deak­ti­vie­ren. Zum Teil von Hand, teils durch eine Umpro­gram­mie­rung des Bordcomputers.
  • Man­che Her­stel­ler haben für neue­re Model­le die Sicher­heit des Systems erhöht: Zum Bei­spiel mit dem Fea­ture, dass sich der Schlüs­sel deak­ti­viert, wenn er meh­re­re Minu­ten nicht bewegt wur­de. Erkun­di­gen Sie sich, ob ihr Auto dazu­ge­hört oder ab sich dies nach­rü­sten lässt.
  • Kau­fen Sie einen Schlüs­sel-Safe, eine klei­ne metal­li­sche Box, die alle Funk­si­gna­le abschirmt. Für unter­wegs gibt es Schlüs­se­l­etuis mit metal­li­scher Umman­te­lung, die­se gel­ten jedoch als weni­ger sicher.
  • Als Not­be­helf kann der Schlüs­sel mehr­fach in Alu-Folie ein­ge­wickelt werden.
  • Bewah­ren Sie Schlüs­sel mit Funk­si­gnal nicht in der Nähe der Haus­tü­re auf.
  • Par­ken Sie Ihr Fahr­zeug wenn mög­lich in einer Gara­ge oder blockie­ren Sie es mit einem ande­ren Fahrzeug.
  • Mel­den Sie sie ihr Auto bei den Ortungs­dien­sten Ihres jewei­li­gen Her­stel­lers an.
  • Rufen Sie umge­hend die Poli­zei, wenn Sie etwas Ver­däch­ti­ges beobachten.