Schwimm­flü­gel ade – Stadt­wer­ke Bay­reuth erhö­hen Zahl der Schwimmkurse

Stadtwerke-Mitarbeiter Michael Hampel bringt dem fünfjährigen Corvin im Stadtbad das Schwimmen bei
Stadtwerke-Mitarbeiter Michael Hampel bringt dem fünfjährigen Corvin im Stadtbad das Schwimmen bei

Vie­le Kin­der kön­nen nicht rich­tig schwim­men. Die­sem Trend stel­len sich die Stadt­wer­ke Bay­reuth ent­ge­gen, indem sie die Zahl an Schwimm­kur­sen im Stadt­bad deut­lich erhöhen.

Tho­mas Schmeer arbei­tet seit mehr als 20 Jah­ren bei den Stadt­wer­ken Bay­reuth als Lei­ter des Stadt­ba­des. Wie sei­nen Kol­le­gen ist auch ihm auf­ge­fal­len, dass heu­te zahl­rei­che Kin­der mehr schlecht als recht schwim­men kön­nen. „Vie­le bewe­gen sich viel zu hastig, haben eine schlech­te Lage im Was­ser und man sieht, dass sie kei­ne ordent­li­che Tech­nik bei­gebracht bekom­men haben“, sagt der 53-Jäh­ri­ge. Län­ge­re Strecken zu schwim­men oder sich auch im Not­fall über Was­ser hal­ten zu kön­nen, sei für vie­le die­ser Kin­der sei­ner Ein­schät­zung nach ein Problem.

Was Tho­mas Schmeer beob­ach­tet, ist kein Bay­reu­ther Phä­no­men. Nach Anga­ben der Deut­schen Lebens-Ret­tungs-Gesell­schaft (DLRG) kann in Deutsch­land die Hälf­te der Grund­schü­ler nicht rich­tig schwim­men. Das hat dra­ma­ti­sche Kon­se­quen­zen: 2017 ertran­ken laut DLRG in Deutsch­land ins­ge­samt 14 unter Zehn­jäh­ri­ge – im Jahr davor waren es 30 Kin­der. Ertrin­ken ist in die­ser Alters­klas­se eine der häu­fig­sten Todes­ur­sa­chen. „Gott sei Dank ist in unse­ren Bädern noch nichts Schlim­mes pas­siert“, sagt Harald Schmidt, Bäder­lei­ter bei den Stadt­wer­ken Bay­reuth. „Wir set­zen uns dafür ein, dass das auch so bleibt“, fügt er hin­zu. So bie­tet das Unter­neh­men seit eini­ger Zeit ver­stärkt Schwimm­kur­se im Stadt­bad an. Haben frü­her im Durch­schnitt 40 Kin­der pro Jahr einen Kurs bei den Stadt­wer­ken absol­viert, waren es 2018 bereits rund 150 Kin­der – haupt­säch­lich Fünf- und Sechs­jäh­ri­ge. Die­ses Jahr sol­len es laut Schmidt noch mal mehr wer­den: Bis zu 200 Kurs­plät­ze bie­ten die Stadt­wer­ke pro Jahr und oft gibt es auch noch kurz­fri­stig freie Plät­ze. „Ein Geschäft machen wir damit aller­dings nicht“, betont er. „Das wol­len wir auch gar nicht. Uns geht es dar­um, dass wie­der mehr Kin­der ordent­lich schwim­men lernen.“

Erst Bein­schlag, dann die Arme

Im Ide­al­fall kön­nen die Kin­der nach 15 Schwimm­stun­den eine Urkun­de und das See­pferd­chen-Abzei­chen mit nach Hau­se neh­men. Auf ihrem Weg beglei­tet sie Stadt­wer­ke-Mit­ar­bei­ter Micha­el Ham­pel, der sich bei den Stadt­wer­ken haupt­säch­lich um die Schwimm­kur­se im Stadt­bad küm­mert. „Zuerst schaue ich, ob die Kin­der mit dem Ele­ment Was­ser ver­traut sind“, sagt er. „Ich baue Ver­trau­en auf, damit sich die Kin­der trau­en, allei­ne ins Was­ser zu sprin­gen.“ Erst dann begin­ne der eigent­li­che Schwimm­un­ter­richt: Am Anfang ste­hen die Übun­gen für den Bein­schlag. Wenn der sitzt, sind die Arme dran. „Und sobald bei­des passt, füh­ren wir Arme und bei­de zusam­men.“ Das sei Ham­pels Erfah­rung nach eine Her­aus­for­de­rung für die Kin­der, deren moto­ri­sche Fähig­kei­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nach­ge­las­sen hät­ten. „Wor­an das liegt, kann ich nicht sagen. Aber man merkt, dass sich die Kin­der mit dem Ler­nen schwe­rer tun. Man sieht das schon dar­an, dass ein Schwimm­kurs frü­her nur zehn Stun­den hat­te.“ Umso wich­ti­ger sei­en sei­ner Mei­nung nach die Haus­auf­ga­ben, die er den Kin­dern zur Über­ra­schung vie­ler Eltern mit­gibt. „Das Trai­nie­ren der Bewe­gun­gen ist das A und O. Ich sage den Kin­dern immer: Wenn ihr daheim viel übt, lernt ihr ganz schnell schwim­men.“ Dass ein Kurs vier­mal die Woche statt­fin­det und nach drei­ein­halb Wochen abge­schlos­sen ist, tra­ge eben­so dazu bei, die Lern­kur­ve steil anstei­gen zu lassen.

Wer das See­pferd­chen nicht auf Anhieb schafft, bekommt den Frosch

Doch bevor die Kin­der ihr See­pferd­chen in Hän­den hal­ten, müs­sen sie zei­gen, was sie gelernt haben: Ein­mal vom Becken­rand ins Was­ser sprin­gen, einen Ring aus schul­ter­tie­fem Was­ser holen und 25 Meter am Stück schwim­men. Das schaf­fen laut Stadtb­ad­lei­ter Tho­mas Schmeer rund 80 Pro­zent der Kin­der. Wer an einer Übung schei­tert, bekommt auch kein See­pferd­chen-Abzei­chen, son­dern nur das Frosch-Abzei­chen. „Das hört sich viel­leicht hart an, aber die Auf­ga­ben sind unse­rer Mei­nung die Grund­vor­aus­set­zung, damit man sicher im Was­ser unter­wegs ist. Wir wür­den die Kin­der und die Eltern sonst in fal­scher Sicher­heit wie­gen.“ Zumal es beim See­pferd­chen mehr auf die ordent­li­che Tech­nik ankommt. „Kin­der, die gera­de erst fünf gewor­den sind, sind mei­stens spar­geldürr. Da reicht oft die Kraft für eine 25-Meter-Bahn ein­fach noch nicht. Aber die Tech­nik dafür haben sie in jedem Fall.“ Und sobald dann die Kraft da ist, kön­nen sie die Prü­fung im Stadt­bad noch­mal machen – natür­lich kosten­los. Und danach? „Üben, üben, üben“, betont Tho­mas Schmeer, „denn was man mal gelernt hat, kann man auch wie­der vergessen.“

Info­ka­sten: Schwimm­kur­se bei den Stadt­wer­ken Bayreuth:
Ab Febru­ar 2019 gibt es in den Schwimm­kur­sen der Stadt­wer­ke Bay­reuth wie­der freie Plät­ze. Ein Kurs besteht aus 15 Ein­hei­ten à 45 Minu­ten, dau­ert drei­ein­halb Wochen und kostet pro Kind 159 Euro. Teil­neh­mer soll­ten min­de­stens fünf Jah­re alt sein. Inter­es­sier­te kön­nen ihr Kind unter der Tele­fon­num­mer 0921 600–382 bzw. unter der Mail-Adres­se schwimmkurse@​stadtwerke-​bayreuth.​de anmelden.