Leser­brief: „Ver­nich­tung unse­res UNESCO Welt­na­tur­er­bes durch die bay­ri­schen Staatsforsten“

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Es gibt nur noch 0,3% Buchen­wäl­der auf der Erde. Deutsch­land wäre zu 90% mit Buchen­wald­land, wenn man die Natur machen las­sen würde.

Vor ca. 10 Jah­re hät­te man unse­re Hei­mat den Stei­ger­wald, auf­grund sei­ner wun­der­schö­nen alten Buchen­wäl­der, die maje­stä­tisch in den Him­mel ragen, noch als Welt­na­tur­er­be ein­ge­stuft. Unse­re Vor­fah­ren die Kel­ten, ver­ehr­ten die Buchen als Ver­bin­dung von Him­mel und Erde. Und was machen wir der Natur, mit den Bäumen?

Sogar in einem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts von 1990 ist der vor­ran­gi­ge Zweck des Wal­des als Natur­schutz- und Erho­lungs­ge­biet für die Bür­ger aus­drück­lich defi­niert. Durch die Forst­re­form wur­de Sinn und Zweck des Wal­des für Mensch und Umwelt in den Hin­ter­grund gedrängt. Lei­der steht nun die Gewinn­erzie­lung immer mehr im Vor­der­grund. Infol­ge­des­sen fließt das Kapi­tal des Stei­ger­walds aus dem Staats­wald (also „unse­rem“ Wald) nach Regens­burg bzw. Mün­chen und geht im Staats­haus­halt unter.

Durch den Koali­ti­ons­ver­trag der CSU mit den Frei­en Wäh­lern, nach dem 10% des Wal­des sinn­vol­ler­wei­se aus der Nut­zung genom­men wer­den soll, keim­te die Hoff­nung auf, dass der Wald wie­der mehr geschützt wird. Doch genau das Gegen­teil ist jetzt der Fall! Rie­sen­gro­ße maje­stä­ti­sche Buchen, mit teil­wei­se über 80 cm Durch­mes­ser, wur­den bei Fabrik­schleich­ach gefällt. So etwas dient nach Anga­ben des Forst­be­triebs­lei­ters Ulrich Mer­gner der Wald­pfle­ge. Das ist so als wenn man einen Metz­ger, den Beruf in allen Ehren, als Pfle­ger in einem Tier­heim ein­setzt. Man gibt auch vor durch Pflan­zung ande­rer Arten wie z.B. Eichen oder Tan­nen grö­ße­re Arten­viel­falt zu schaf­fen. Aber was bedeu­tet denn Arten­viel­falt? Man­che Arten pas­sen ein­fach nicht in unser Öko­sy­stem. Fast als wenn man im Boden­see Rob­ben ein­füh­ren oder bei uns Ele­fan­ten ansie­deln möchte.

Zu behaup­ten man wis­se, was der Wald der Zukunft braucht, ist mehr als dreist.Vor allem wenn man die Vor­her­sa­ge zum Wald in den 70 er Jah­ren nimmt. Fich­te war der Zukunfts­baum und in ganz Deutsch­land, außer bei weni­gen damals „rebel­li­schen“ För­stern wur­de der Wald zu Fich­te­näckern umge­baut. Heu­te sind 57% der Fich­ten­plan­ta­gen durch Stür­me oder Bor­ken­kä­fer ver­nich­tet. Dies nur um klar zu machen, was sol­che Vor­her­sa­gen wert sind. Wäl­der exi­stie­ren über 300 Mil­lio­nen Jah­re, Men­schen gibt es ca. 3 Mil­lio­nen Jah­re, För­ster haben wir erst etwa 300 Jahre.

Den­noch hof­fe ich, dass vie­le Men­schen die Schön­heit unse­rer Natur im Stei­ger­wald sehen. Sei­nen Wert für uns Men­schen (eben nicht nur mone­tär) erken­nen, nicht auf­ge­ben und sich für eines der schön­sten Gebie­te unse­rer Hei­mat zum Wohl unse­rer Kin­der und Kin­des­kin­der einsetzen.

Uwe Gratz­ky,
Gerolz­ho­fen