Aus­stel­lung in Bay­reuth: Anna Recker „PLAN – SPIEL – THEORIE“

AB 4a Komplexe Strukturen 2013, 96 weisse Holzdreiecke

AB 4a Kom­ple­xe Struk­tu­ren 2013, 96 wei­sse Holzdreiecke

In der jähr­li­chen Rei­he mit Aus­stel­lun­gen zum The­ma „Kunst und Raum“ in der Aus­stel­lungs­hal­le im Neu­en Rat­haus zeigt die luxem­bur­gi­sche Künst­le­rin Anna Recker (gebo­ren 1949 in Bad Laer bei Osna­brück, Folk­wangschü­le­rin und Mei­ster­schü­le­rin bei Heinz Trö­kes an der Ber­li­ner HDK) im Janu­ar und Febru­ar 2019 Raum­in­stal­la­tio­nen, die auf die Grund­form des Drei­ecks zurück­ge­hen. Nach HD Schr­a­der, Peter Vogel und Ulrich Behl ist sie die erste Künst­le­rin, die die­sen Raum, die Aus­stel­lungs­hal­le im Neu­en Rat­haus, zu einem Gesamt­kunst­werk verwandelt.

Die Aus­stel­lung von Anna Recker heißt „Plan – Spiel – Theo­rie“. Und in der Tat sind ihre Wer­ke hier nicht nur anzu­schau­en: Es gibt auch eini­ge Objek­te zum Spie­len! In der die Aus­stel­lung beglei­ten­den Publi­ka­ti­on „Geo­me­tri­sche Geschich­ten“ führt Eva-Maria Reu­ter die Arbei­ten von Anna Recker auf die “Pla­to­ni­schen Kör­per“ zurück. Doch geht es Recker nicht um die Visua­li­sie­rung von mathe­ma­ti­schen Prin­zi­pi­en, son­dern um die sinn­li­che Erfahr­bar­keit die­ser Prin­zi­pi­en zwi­schen Cha­os und Ord­nung, Ein­fach­heit und Kom­ple­xi­tät, Teil­haf­tig­keit und Ganz­heit, denn „das Kom­ple­xe ist aus einer gro­ßen Zahl von Ein­fa­chem zusam­men­ge­setzt“ (Recker)

In ihren Instal­la­tio­nen, Zeich­nun­gen und Bil­dern ver­wen­det Anna Recker vor allem For­men, die sich aus dem Drei­eck ablei­ten las­sen. Oft vari­iert sie das Drei­eck, ver­viel­facht es zum Sechs­eck, das sie dann wie­der in zahl­rei­chen Ansät­zen erkun­det. Dar­aus ent­ste­hen vie­le Mög­lich­kei­ten der Gestal­tung. In der Natur kommt das Hexa­gon in der Waben­struk­tur der Bie­nen und man­cher Pflan­zen­blät­ter vor, und es fin­det sich grund­sätz­lich auch in der Wel­len­be­we­gung des Wassers.

Das „Tri­an­gu­lum“ ist die ein­fach­ste Form in der Flä­che, es spielt eine bedeu­ten­de Rol­le in der Mathe­ma­tik. Das Drei­eck gilt in der Geo­me­trie als eine Form der beson­de­ren Har­mo­nie. Aus ihm lässt sich der Gol­de­ne Schnitt errech­nen. Mit der Drei­ecks­form ver­bin­den sich auch die älte­sten reli­giö­sen Sym­bo­le wie das all­se­hen­de Auge Got­tes, die Drei­fal­tig­keit, das Sym­bol des Logos und der hin­du­isti­schen Göt­tin Lakshmi.

In der Aus­stel­lung ver­bin­det Anna Recker Mathe­ma­tik, Ästhe­tik und Bedeu­tung. Feste und freie Form, gefüg­te Ganz­heit und spie­le­ri­sche Viel­falt der Mög­lich­kei­ten ergän­zen ein­an­der. In Zeich­nun­gen und in den – oft im Spiel mit räum­li­chen Irri­ta­tio­nen – bezeich­ne­ten Objek­ten wer­den Flä­che und Raum durch­ein­an­der­ge­bracht. Raum und Zeit ver­schlin­gen ein­an­der in Möbi­us­bän­dern, die mit ihrer schein­bar ver­dreh­ten Logik auf die Ver­dre­hung von Wer­ten hin­wei­sen. Recker ver­steht die Möbi­us­schlei­fe als „ring­för­mi­ges Para­dox der 3. Dimen­si­on, das nur eine Ober­flä­che hat und bei einer Tei­lung neue Wel­ten offenbart.“

Aus­stel­lungs­er­öff­nung: am 9.1.2019 um 18 Uhr im Neu­en Rat­haus in Bayreuth