Schön und bedrückend zugleich: Forch­hei­me­rin hilft in Bos­ni­en Hilfs­pa­ke­te zu verteilen

Die Forch­hei­me­rin Nico­le End­res macht sich am 25.12. auf den Weg nach Bos­ni­en, um mit den Weih­nachts­truckern Hilfs­pa­ke­te zu verteilen

„Nach mei­ner Rück­kehr im letz­ten Jahr war ich bestimmt eine Pla­ge für mei­ne Mit­men­schen. Stän­dig habe ich ihnen erklärt, wie gut wir es hier haben und dass wir uns über Nich­tig­kei­ten auf­re­gen“: Die 25-jäh­ri­ge Nico­le End­res aus Forch­heim war 2017 zum ersten Mal mit den Johan­ni­ter-Weih­nachts­truckern unter­wegs ‒ in einem LKW-Kon­voi, der Hilfs­pa­ke­te aus Bay­ern nach Bos­ni­en brach­te, um sie dort an bedürf­ti­ge Senio­ren, Kin­der und Fami­li­en zu ver­tei­len. Ein Erleb­nis, das Nico­le End­res nicht mehr los­lässt. Schnell war des­halb klar, dass sie auch die­ses Jahr die Weih­nachts­fei­er­ta­ge nicht zu Hau­se, son­dern wie­der im Bos­ni­en-Team der Johan­ni­ter-Weih­nachts­trucker ver­brin­gen wird. Ihre Haupt­auf­ga­be ist es, die Arbeit des Hilfs­kon­vois mit der Kame­ra zu beglei­ten, aber natür­lich hilft sie dem Team auch beim Ver­tei­len der Päck­chen zum Bei­spiel an Senio­ren in Ban­ja Luka oder an Kin­der in Tuz­la. Vie­les, was sie dort erlebt hat, hat sie auch ein Jahr spä­ter noch deut­lich vor Augen: „Bei der ersten Über­ga­be an älte­re Men­schen haben die Leu­te schon auf uns gewar­tet, jeder woll­te in der ersten Rei­he ste­hen und vie­le hat­ten ganz offen­sicht­lich ihre besten Klei­der dafür ange­zo­gen“, erzählt End­res: „Das Gesicht einer Frau, die dach­te, sie wür­de kein Paket mehr bekom­men, hat mir das Herz zerrissen.“

Genau das ist das Beson­de­re am Pro­jekt der Johan­ni­ter: Die Trucker und Hel­fer sit­zen nicht nur hin­term Steu­er, son­dern sie über­ge­ben die Pake­te direkt, von Hand zu Hand und erle­ben so unmit­tel­bar die manch­mal nur ver­schämt, manch­mal strah­lend gezeig­te Freu­de über ein ein­zel­nes Päck­chen mit Grund­nah­rungs- und Hygie­ne­ar­ti­keln sowie eini­gen Klei­nig­kei­ten für Kin­der. Die Akti­on fei­ert in die­sem Jahr ihr 25. Jubi­lä­um: Seit einem Vier­tel­jahr­hun­dert machen sich die Weih­nachts­trucker kurz nach Hei­lig­abend auf den Weg nach Süd­ost­eu­ro­pa, um Hilfs­pa­ke­te von Päck­chen­spen­dern aus Bay­ern, inzwi­schen aber auch aus ande­ren Bun­des­län­dern, an bedürf­ti­ge Men­schen zu ver­tei­len. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den mehr als 58.000 Pake­te von Pri­vat­per­so­nen, Fir­men, Schu­len, Kin­der­gär­ten und Ver­ei­nen gesam­melt und dann nach Alba­ni­en, Bos­ni­en, Nord- und Zen­tral-Rumä­ni­en sowie in die die Ukrai­ne gebracht. Die­ses Jahr kommt nun noch Bul­ga­ri­en hinzu.

Eigent­lich gibt es in Bos­ni­en alles, die Super­märk­te sind gefüllt und die Armut ist dort nicht so offen­sicht­lich wie zum Bei­spiel in den Roma-Sied­lun­gen Alba­ni­ens, die eben­falls von den Weih­nachts­truckern ange­steu­ert wer­den. Doch vie­le Men­schen müs­sen von weni­gen Euro im Monat leben. „Da bekommt ein Weih­nachts­trucker-Päck­chen einen ganz ande­ren Stel­len­wert. Es ist für vie­le ein Licht­blick ‒ vor allem in der Weih­nachts­zeit“, so Nico­le End­res. Für die 25-jäh­ri­ge Medi­en­ge­stal­te­rin ist ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment selbst­ver­ständ­lich, einen gro­ßen Teil ihrer Frei­zeit inve­stiert sie für das THW Forch­heim. Seit ihrem 10. Lebens­jahr ist sie dort Mit­glied: „Das liegt in der Fami­lie, auch mein Papa ist beim THW und er war selbst auch schon in Rumä­ni­en, um dort Hil­fe zu lei­sten.“ Und dass sie nun in der Weih­nachts­zeit mit einer ande­ren Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on unter­wegs ist? „Das ist kein Pro­blem, ich habe kei­ne Berüh­rungs­äng­ste, schließ­lich haben wir ja das glei­che Anlie­gen.“ Im Bos­ni­en-Kon­voi sind noch wei­te­re THWler dabei, für den guten Zweck hilft man ger­ne zusam­men. Auch das ist der 25-Jäh­ri­gen wich­tig: „Wir haben alle das gemein­sa­mes Ziel, den Men­schen zu hel­fen, die Stim­mung in der Grup­pe ist gut und auch chil­lig, trotz des Stresses.“

Vor dem Start im ver­gan­ge­nen Jahr war Nico­le End­res „mega­auf­ge­regt“, inzwi­schen weiß sie, was auf sie zukommt: hun­der­te Kilo­me­ter Auto­bahn, zahl­rei­che Zoll­kon­trol­len, fünf anstren­gen­de Tage mit sehr wenig Schlaf, aber vor allem vie­le Men­schen, die sich bereits auf die Weih­nachts­trucker freu­en. Auch Trä­nen wird es sicher wie­der geben: „Das geht bei mir schnell. Es ist schön und bedrückend zugleich, man erlebt so vie­le klei­ne Din­ge, aus denen man viel mit­nimmt“ – und die einen eben auch berüh­ren. Des­we­gen wird sich dann auch bei Nico­le End­res am 25.12. doch wie­der die Auf­re­gung ein­stel­len, wenn die rund 50 Sat­tel­schlep­per gemein­sam in Lands­hut star­ten, um die Päck­chen auf den Weg zu bringen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu Sam­mel­stel­len und die Pack­li­ste für die Hilfs­pa­ke­te gibt es unter www​.johan​ni​ter​-weih​nachts​trucker​.de.