Kameramuseum Plech streckt seine Fühler nach Pegnitz aus

Die fünfte Jahreszeit beginnt in Pegnitz mit Szenen vom „Karneval in Venedig“

„TreppenhausKunst“ präsentiert Fotografien von Kurt Tauber im Gesundheitszentrum

Die Faschingssaison startet in Pegnitz üblicherweise am 11. 11. um 11.11 Uhr mit dem Sturm der Garden auf das Rathaus. Diesmal beginnt die fünfte Jahreszeit in Pegnitz schon am Donnerstag, 8. November, 19 Uhr, mit einer Vernissage zur Ausstellung „Karneval in Venedig“ im Gesundheitszentrum Pegnitz, Hauptstraße 24.

Gezeigt werden von der Initiative „TreppenhausKunst“ Aufnahmen des Pegnitzer Journalisten, Galeristen und Fotografen und heutigen Plecher Museumsleiters Kurt Taubers aus dem Jahre 1995 vom bunten, geheimnisvollen Treiben auf dem Markusplatz. Die Fotos waren zu Beginn des Jahres im Deutschen Kameramuseum in Plech zu sehen. Die Ausstellung ist bis Februar 2019 zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag bis Freitag je 8 bis 18.30 Uhr, samstags: 8.30 bis 12.30 Uhr.

Eigentlich ist Tauber (67) ja ein ausgesprochener und bekennender Faschingsmuffel, der sich gerade zweimal in seinem Leben närrisch verkleidet hat: Einmal als Sechsjähriger, wo er in ein Schlotfegerkostüm schlüpfen musste und später einmal als 18-Jähriger, wo er als kurvenreiche Blondine die Männerwelt seines Heimatortes Dorfprozelten verrückt machte, um dann Minuten vor der Demaskierung aus dem Saal zu flüchten. Gerade noch rechtzeitig, denn er war als „Blondine“ recht frech zu den Honoratioren des Dorfes gewesen und man hätte ihn womöglich nach der Enttarnung geteert und gefedert…

Später, als Lokalreporter in Pegnitz und Auerbach, musste Tauber Repressionen fürchten, wenn er wieder einmal spöttisch über gelegentlich unbeholfene Versuche berichtete, lustig zu sein und überbordenden Frohsinn in so genannten Prunksitzungen zu versprühen. Einmal gab es nach so einem Bericht 40 Abbestellungen von sich missverstanden fühlenden Faschings-Aktivisten, von denen 39 nach wenigen Monaten wieder als Abonnenten zurück kamen. Einer war zwischenzeitlich in eine andere Faschingshochburg umgezogen…

Warum also reist so jemand, dem nie ein Helau über die Lippen und niemals eine rote Nase ins Gesicht kam (außer in Zeiten grassierenden hochinfektiösen Männerschnupfens) dann ausgerechnet mitten im Winter in seine Lieblingsstadt Venedig, um den Karneval zu fotografieren? Ausgerechnet Karneval?

Ganz einfach: Weil er Venedig liebt und weil er schon viele Fernsehberichte über den Karneval in Venedig gesehen hatte. Und weil sich seine Ehefrau, damals Galeristin in Pegnitz, Anno 1995 eine Kunstausstellung mit venezianischen Motiven und mit Glaskunst aus Murano in den Kopf gesetzt hatte. Und weil er somit das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden konnte: Einen Abstecher in seine Lieblingsstadt und das Fotografieren des melancholischen, bunten, aber fast lautlosen Treibens auf dem Markusplatz. Schließlich war Tauber auch als Fotograf im Auftrag der Galerie unterwegs und hielt die Szenerie in mehr als 550 Fotografien als Gedächtnisstütze für den mitreisenden Maler Heinz Volk fest, der aus diesen Eindrücken später die Gemäldeausstellung gestaltete.

So entstanden von Samstagabend bis Dienstagnacht in Kälte und Regen diese Fotos, deren Vergrößerungen für diese Ausstellung ausgewählt wurden. Übrigens waren die originalen Kleinbildnegative nicht mehr mit vertretbarem Aufwand aufzufinden, weshalb Kurt Tauber einfach die 10 x 15 cm kleinen Farbvergrößerungen aus seinem Venedig-Album einscannte und dann davon digital 30 x 45 cm große Prints bestellte.

Was der traditionelle Kleinbildfilm in Zusammenarbeit mit den guten alten analogen Kameras und moderner Computertechnik zu leisten vermag, ist nach wie vor erstaunlich und lässt sich besonders eindrucksvoll am Lieblingsmotiv Taubers ablesen, das er in der Größe von 200 x 135 Zentimeter auf Lkw-Plane drucken ließ.