Stadt­wer­ke gestal­ten Ener­gie­wen­de made in Bayreuth

Symbolbild Bildung

Die Stadt­wer­ke Bay­reuth inve­stie­ren gut fünf Mil­lio­nen Euro in die Moder­ni­sie­rung der Wär­me- und Käl­te­ver­sor­gung der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Bis zum Jahr 2020 soll ein deutsch­land­weit ein­zig­ar­ti­ges Vor­zei­ge­pro­jekt ent­ste­hen, das jedes Jahr tau­sen­de Ton­nen CO2 ver­mei­det und der Ener­gie­wen­de eine neue Facet­te hinzufügt.

Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer (rechts) und Stadtwerke-Mitarbeiter Jan Passing freuen sich auf das Innovationsprojekt an der Uni. (Rechts im Bild ist einer der beiden großen Gasbrenner zu sehen.)

Stadt­wer­ke-Chef Jür­gen Bay­er (rechts) und Stadt­wer­ke-Mit­ar­bei­ter Jan Pas­sing freu­en sich auf das Inno­va­ti­ons­pro­jekt an der Uni. (Rechts im Bild ist einer der bei­den gro­ßen Gas­bren­ner zu sehen.)

Im Win­ter woh­lig warm und im Som­mer ange­nehm kühl – so sind es die Stu­die­ren­den von den Hör­sä­len, Semi­nar­räu­men und Biblio­the­ken der Uni­ver­si­tät Bay­reuth gewöhnt. Dass es auch so bleibt, dafür sor­gen die Stadt­wer­ke Bay­reuth, die die Uni­ver­si­tät über ein Nah­wär­me- und Nah­käl­te­netz ver­sor­gen. Für die not­wen­di­ge Ener­gie sor­gen zwei gro­ße Gas­bren­ner – immer­hin 7.500-mal so stark wie ein Cam­ping-Kocher – und meh­re­re Käl­te­ma­schi­nen auf dem Cam­pus, die in etwa so viel lei­sten wie 3.500 durch­schnitt­li­che Kli­ma­ge­rä­te. Schon bald sol­len die Gas­bren­ner nur noch unter­stüt­zend ein­ge­setzt wer­den, erklärt Andre­as Waibel, bei den Stadt­wer­ken Bay­reuth zustän­dig für die Berei­che Con­trac­ting und Wär­me­er­zeu­gung. „Wir wol­len an der Uni Bay­reuth ein deutsch­land­weit ein­zig­ar­ti­ges Pro­jekt auf die Bei­ne stel­len.“ Gut 30 Pro­zent der Wär­me, die die Uni­ver­si­tät Bay­reuth braucht, erzeu­gen die Stadt­wer­ke in Zukunft rege­ne­ra­tiv. Rund 5.000 Ton­nen CO2 spa­ren sie dadurch ein – pro Jahr ver­steht sich.

Der ehr­gei­zi­ge Plan der Stadt­wer­ke Bay­reuth: Zusätz­lich zu den Gas­bren­nern möch­te das Unter­neh­men ein gro­ßes Block­heiz­kraft­werk (BHKW) instal­lie­ren. Das funk­tio­niert wie ein gro­ßer Auto­mo­tor, der über einen Gene­ra­tor Strom her­stellt, nur dass die dabei ent­ste­hen­de Abwär­me eben­falls genutzt wird, wodurch die im Erd­gas ent­hal­te­ne Ener­gie nahe­zu voll­stän­dig genutzt wird – ganz im Gegen­satz zum Auto­mo­tor. „Es hat eine elek­tri­sche Lei­stung von 3,5 Mega­watt, was in etwa 45 durch­schnitt­lich moto­ri­sier­ten Autos ent­spricht“, sagt Andre­as Waibel. „Allein der Anlas­ser für das BHKW ist so groß wie ein Auto­mo­tor.“ Neben dem BHKW wird es eine Luft-Wär­me-Pum­pe geben, die der Luft Wär­me ent­zieht und die­se ins Uni-Netz ein­speist – wie ein umge­kehrt arbei­ten­der Kühl­schrank. Ein wei­te­rer Bau­stein des Pro­jekts ist ein soge­nann­ter Elek­tro­den­kes­sel, im Prin­zip nichts ande­res als ein Was­ser­ko­cher im XXL-For­mat. „Der ist dann im Ein­satz“, erklärt Waibel, „wenn im Netz zu viel Strom pro­du­ziert wird.“ Der Elek­tro­den­kes­sel erhitzt in die­sem Fall das Was­ser des Nah­wär­me­net­zes der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „So kön­nen wir die Ener­gie nut­zen. Das ist alle­mal bes­ser, als bei­spiels­wei­se Wind­rä­der aus­zu­schal­ten.“ Damit das funk­tio­nie­ren kann, ver­netz­ten die Stadt­wer­ke Bay­reuth alle Bestand­tei­le der Anla­ge mit­ein­an­der. So kann jede Kom­po­nen­te auto­ma­tisch auf Ände­run­gen reagie­ren und die Stadt­wer­ke kön­nen jeder­zeit nach­voll­zie­hen, was gera­de pas­siert und not­falls eingreifen.

Stadt­wer­ke-Chef Jür­gen Bay­er: „Uni­ver­si­tät Bay­reuth lässt sich mit­tel­fri­stig nicht sinn­vol­ler mit Wär­me und Käl­te versorgen“

„Jede Kom­po­nen­te für sich betrach­tet ist weder High­tech noch eine Her­aus­for­de­rung für uns“, betont Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er. Beson­ders mache das Pro­jekt sei­ner Mei­nung nach erst das Zusam­men­spiel aller Bestand­tei­le und die aktu­el­le Situa­ti­on der Strom­pro­duk­ti­on in Deutsch­land. „Die Ener­gie­wen­de ist tech­nisch sehr kom­plex. Natür­lich ist es schön, dass mitt­ler­wei­le gut ein Drit­tel unse­res Stroms nach­hal­tig erzeugt wird. Lei­der steht uns die­se Ener­gie nicht gleich­mä­ßig zur Ver­fü­gung. Im Gegen­teil: Mal gibt es zu viel und mal gibt es zu wenig davon. Vor­rei­ter­kon­zep­te, wie das unse­re, hel­fen, das Pro­blem zu ver­rin­gern.“ Denn: Das neue BHKW lie­fert neben Wär­me auch Strom. Gibt es von letz­te­rem zu viel im Netz, kann es fern­ge­steu­ert gedros­selt oder abge­schal­tet wer­den. Gleich­zei­tig wan­delt der Elek­tro­den­kes­sel über­schüs­si­gen Strom aus dem Netz in Wär­me, mit der die Uni­ver­si­tät beheizt wer­den kann. „Da wir alles mit einer moder­nen und voll auto­ma­ti­sier­ten Mess- und Regel­tech­nik aus­stat­ten, sind wir eines von sehr weni­gen Pro­jek­ten in Deutsch­land, das die Hei­zung von Gebäu­den in gro­ßem Maß­stab mit dem Strom­netz kop­pelt. Pro­jek­te wie das unse­re brin­gen die PS der Ener­gie­wen­de auf die Stra­ße. Mit­tel­fri­stig, da bin ich über­zeugt, lässt sich die Uni­ver­si­tät Bay­reuth nicht sinn­vol­ler mit Wär­me und Käl­te versorgen.“

Bevor die Stadt­wer­ke Bay­reuth ihren Plan in die Tat umset­zen kön­nen, müs­sen sie zwei bestehen­de Kühl­tür­me abrei­ßen und ein neu­es Gebäu­de bau­en. „Die tech­ni­sche Kon­zep­ti­on der Anla­ge, bei der uns das Insti­tut für Ener­gie­tech­nik maß­geb­lich unter­stützt hat, steht“, sagt Andre­as Waibel. „Aktu­ell bemü­hen wir uns um die nöti­gen Geneh­mi­gun­gen der Behör­den und wir küm­mern uns um die Aus­schrei­bun­gen.“ Schon im kom­men­den Jahr sol­len die ersten Bag­ger rol­len. Läuft alles wie gewünscht, ist die Anla­ge spä­te­stens im Jahr 2020 einsatzbereit.

Stadt­wer­ke Bay­reuth inve­stie­ren fünf Mil­lio­nen Euro

Für das Groß­pro­jekt grei­fen die Stadt­wer­ke tief in die Tasche: Rund fünf Mil­lio­nen Euro wird es in das Inno­va­ti­ons­pro­jekt stecken. Geld, das in Bay­ers Augen gut ange­legt ist. „Fünf Mil­lio­nen Euro sind für uns nun wirk­lich kein Pap­pen­stiel, aller­dings wer­den wir die Anla­ge durch die hohe Ener­gie­aus­beu­te ren­ta­bel betrei­ben kön­nen. Zudem bie­tet sich uns hier die ein­ma­li­ge Chan­ce, ein tech­ni­sches Pro­jekt umzu­set­zen, das es in der Art ver­mut­lich in ganz Deutsch­land noch nicht gibt. Wir gehen fest davon aus, dass die­se Erfah­run­gen auch bei künf­ti­gen Pro­jek­ten von Vor­teil sein werden.“

Über das Nah­wär­me- und- Nah­käl­te­netz der Uni­ver­si­tät Bayreuth

Jedes Jahr braucht die Uni­ver­si­tät Bay­reuth 27.000 Mega­watt­stun­den Wär­me und 6.000 Mega­watt­stun­den Käl­te. Die lie­fern die Stadt­wer­ke Bay­reuth über ein Con­trac­ting-Modell. Die Anla­ge besteht aus zwei Gas­kes­seln mit einer Lei­stung von je 9,3 Mega­watt, drei Käl­te­ma­schi­nen, die jeweils 1,3 Mega­watt lei­sten, und zwei Kühl­tür­men (je 2,3 Mega­watt). Als Red­un­danz zu den Gas­kes­seln gibt es zudem einen Elek­tro­den­kes­sel (6 Mega­watt Lei­stung). Bis zum Jahr 2020 wol­len die Stadt­wer­ke Bay­reuth die bei­den Gas­kes­sel um ein Block­heiz­kraft­werk mit einer Lei­stung von 3,5 Mega­watt ergän­zen. Mit­hil­fe einer umfas­sen­den Ver­net­zung aller Kom­po­nen­ten soll so eines der deutsch­land­weit ersten inno­va­ti­ven Kraft-Wär­me-Kopp­lungs-Syste­me entstehen.

Über die Stadt­wer­ke Bayreuth

Die Stadt­wer­ke Bay­reuth lie­fern 100 Pro­zent Öko­strom und Öko­gas – auto­ma­tisch, ohne Auf­preis und TÜV-zer­ti­fi­ziert. Dar­über hin­aus bie­ten die Stadt­wer­ke Fern­wär­me und Ener­gie-Con­trac­ting an. Außer­dem belie­fern die Stadt­wer­ke ihre Kun­den in und um Bay­reuth jedes Jahr mit rund fünf Mil­li­ar­den Litern Trink­was­ser und beför­dern all­jähr­lich etwa sechs Mil­lio­nen Fahr­gä­ste durch den Bus­ver­kehr im Stadt­ge­biet. Zudem betreibt das Unter­neh­men meh­re­re Park­ein­rich­tun­gen in Bay­reuth. Die Lohen­grin Ther­me, das Stadt­bad, das Kreuz­stein­bad und das Frei­luft­bad Bür­ger­reuth gehö­ren eben­falls zum Port­fo­lio. Die Stadt­wer­ke Bay­reuth beschäf­ti­gen rund 400 Mit­ar­bei­ter und erwirt­schaf­te­ten im Jahr 2017 einen Umsatz in Höhe von 131 Mil­lio­nen Euro.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter stadt​wer​ke​-bay​reuth​.de