IG BAU Ober­fran­ken for­dert mehr Arbeits­schutz-Kon­trol­len im Kreis Kulmbach

Gefahr im Ver­zug – und kei­ner schaut hin: Behör­den kon­trol­lie­ren im Land­kreis Kulm­bach nur sel­ten, ob Arbeits­schutz­vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten wer­den. Das kri­ti­siert die IG Bau­en-Agrar-Umwelt (IG BAU). In Bay­ern stan­den 372.000 Betrie­ben zuletzt ledig­lich 360 Arbeits­in­spek­teu­re bei der Gewer­be­auf­sicht gegen­über. Das geht aus einer aktu­el­len Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge der Grü­nen her­vor. „Fir­men müs­sen prak­tisch nur alle paar Jah­re mit einer Kon­trol­le rech­nen – wenn über­haupt. Allein im Kreis Kulm­bach haben wir mehr als 2.000 Betrie­be“, sagt IG BAU-Bezirks­vor­sit­zen­der Gerald Nicklas.

Ange­sichts die­ser Zah­len über­ra­sche es kaum, wenn es man­cher mit der Arbeits­si­cher­heit nicht so genau neh­me, so der Gewerk­schaf­ter. Doch gera­de auf dem Bau kön­ne das fata­le Fol­gen haben. Nach Anga­ben der Gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung kam es auf baye­ri­schen Bau­stel­len im ver­gan­ge­nen Jahr zu rund 22.500 Arbeits­un­fäl­len – 15 von ihnen ende­ten tödlich.

Mit dem aktu­el­len Bau-Boom könn­te das Unfall­ri­si­ko sogar stei­gen, warnt die IG BAU Ober­fran­ken. „Vol­le Auf­trags­bü­cher und das Arbei­ten unter Zeit­druck füh­ren all­zu oft dazu, dass auf Schutz­maß­nah­men ver­zich­tet wird“, so Nick­las. Immer wie­der beob­ach­te er, wie Bau­ar­bei­ter unge­si­chert auf Gerü­sten balan­cier­ten. Der feh­len­de Sicher­heits­ab­stand zu Bag­gern und Krä­nen erhö­he die Unfall­ge­fahr eben­falls dra­stisch. „Dabei ist der Arbeit­ge­ber dazu ver­pflich­tet, für den Schutz sei­ner Beschäf­tig­ten zu sor­gen. Tut er das nicht, macht er sich straf­bar“, betont Nicklas.

Aller­dings hiel­ten sich vie­le Bau­fir­men nur dann an das Gesetz, wenn sie mit Kon­se­quen­zen rech­nen müss­ten. Und die Zahl staat­li­cher Kon­trol­len geht nach Anga­ben der Bun­des­re­gie­rung seit Jah­ren zurück. So besuch­ten die Gewer­be­auf­sich­ten der Bun­des­län­der im Jahr 2006 rund 370.000 Betrie­be. Zehn Jah­re spä­ter waren es nur noch knapp über 200.000. Die IG BAU for­dert, das Per­so­nal der Auf­sichts­be­hör­den mas­siv auf­zu­stocken. Nur so kön­ne man wie­der auf ein ver­nünf­ti­ges Kon­troll-Level kom­men. „Schließ­lich müs­sen die Beschäf­tig­ten in den Betrie­ben und auf den Bau­stel­len im Land­kreis Kulm­bach das Gefühl haben, dass der Arbeits­schutz auch wirk­lich unter die Lupe genom­men wird“, sagt Nicklas.

Die Berufs­ge­nos­sen­schaf­ten, die eben­falls die Arbeits­si­cher­heit kon­trol­lie­ren, könn­ten das staat­li­che Defi­zit nur zum Teil kom­pen­sie­ren, so Nick­las wei­ter. Immer­hin habe die Berufs­ge­nos­sen­schaft der Bau­wirt­schaft (BG Bau) in den letz­ten Jah­ren deut­lich mehr Stel­len für den Arbeits­schutz geschaf­fen. Und bei der BG Bau kön­nen sich Beschäf­tig­te selbst mel­den, wenn es brenz­lig wird – unter der Not­ruf-Hot­line 0800 / 80 20 100. Die Anru­fer blei­ben hier­bei anonym. Und Unter­neh­mer, die beim Arbeits­schutz auf Risi­ko set­zen, müs­sen mit einer raschen Visi­te der Arbeits­in­spek­teu­re rechnen.