Anker oder Alb­traum? Bam­bergs umstrit­te­ne Asyl­un­ter­kunft im Baye­ri­schen Fernsehen

Der Syrer Anas wur­de in einem der neu geschaf­fe­nen „Anker­zen­tren“ in Deutsch­land unter­ge­bracht, der „Anker-Ein­rich­tung Ober­fran­ken“ im Bam­ber­ger Osten. Anas‘ gesam­te Fami­lie ist nach sei­nen Anga­ben in Syri­en umge­kom­men, er selbst hat es über die Tür­kei und Grie­chen­land bis nach Deutsch­land geschafft. In der Ein­rich­tung sind Ver­tre­ter aller Behör­den ansäs­sig, vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge BAMF bis zum zustän­di­gen Ver­wal­tungs­ge­richt. Die BR-Autorin­nen Bir­git Meiß­ner und Susan­ne Fied­ler erhiel­ten als erste Medi­en­ver­tre­ter eine Geneh­mi­gung, sich dort umzu­se­hen und mit Men­schen zu spre­chen, die dort leben und arbei­ten. Ihre Repor­ta­ge wird am Sams­tag, 27. Okto­ber 2018, um 16.30 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Anas aus Syri­en hat eine Odys­see hin­ter sich. Er erzählt, wie er sich über die Tür­kei und Grie­chen­land nach Deutsch­land gekämpft hat, nach­dem sei­ne gan­ze Fami­lie im Syri­en-Krieg ums Leben gekom­men sei. In Bam­berg wird der 23-Jäh­ri­ge regi­striert, und nun liegt sei­ne gesam­te Hoff­nung in der „Anker-Ein­rich­tung Ober­fran­ken“ mit Platz für rund 1.400 Asylbewerber.

Die Unter­kunft ist eines der neu geschaf­fe­nen soge­nann­ten Anker­zen­tren in Deutsch­land. In der Bam­ber­ger Ein­rich­tung sind Ver­tre­ter zustän­di­ger Behör­den vor Ort, vom BAMF bis zum zustän­di­gen Ver­wal­tungs­ge­richt. Ziel ist es, durch die enge Koor­di­nie­rung inner­halb von acht Wochen über einen Asyl­an­trag zu ent­schei­den. Doch kann das funk­tio­nie­ren, bei über 15 Natio­na­li­tä­ten auf einem Are­al, ohne Beschäf­ti­gung für die Betrof­fe­nen, ohne eine gemein­sa­me Spra­che und Kultur?

Das Film­team des Baye­ri­schen Rund­funks erhielt die Erlaub­nis, ohne Auf­la­gen hin­ter die Kulis­sen der Bam­ber­ger Asyl­un­ter­kunft zu blicken.

Ein­rich­tungs­lei­ter Mar­kus Oester­lein ist vom Kon­zept des neu­en Anker­zen­trums über­zeugt. Gera­de erst hat er einen Shut­tle­bus für die Flücht­lin­ge in die Stadt orga­ni­siert – gegen gro­ße Wider­stän­de der Bevöl­ke­rung. Er gibt zu, dass es zwi­schen den Flücht­lin­gen immer wie­der zu Kon­flik­ten kommt. Über 300 Poli­zei­ein­sät­ze gab es im ver­gan­ge­nen Jahr, die Poli­zei betont, dass es bis­her zu kei­nen schwe­ren Straf­ta­ten gekom­men sei.

In Block 5 ist Anas unter­ge­bracht, gemein­sam mit sechs ande­ren Män­nern aus Syri­en. Die Ver­wal­tung ach­tet dar­auf, dass Lands­leu­te zusam­men­woh­nen – sofern die Natio­na­li­tä­ten über­haupt klar sind. Selbst zu kochen ist ver­bo­ten, statt­des­sen gibt es eine rie­si­ge Kan­ti­ne auf dem Gelän­de. Genau bei den Dreh­ar­bei­ten im Sep­tem­ber gab es einen gro­ßen Brand, die Ursa­che wird noch ermittelt.

Sei­ne erste Anhö­rung hat­te Anas bereits. Nun war­tet und hofft er. Schnel­le Ent­schei­dun­gen schei­nen nur in Theo­rie und Sta­ti­stik gut zu funk­tio­nie­ren – ein Jahr War­te­zeit ist kei­ne Aus­nah­me. Zum Bei­spiel die kur­disch-syri­sche Fami­lie von Ali. Ali hat drei Kin­der und lebt schon seit mehr als ein­ein­halb Jah­re in Bam­berg. Inzwi­schen fühlt er sich psy­chisch am Ende. Sei­ne Fami­lie ist über Litau­en ein­ge­reist, nun könn­te er nach dem Dub­lin-Abkom­men dort­hin zurück­ge­schickt wer­den. Wie sieht die Zukunft der Fami­lie aus?

BR im Ersten – Deutschland-Reportage

  • Sams­tag, 27. Okto­ber 2018, 16.30 Uhr vom BR im Ersten
  • Ein Film von Bir­git Meiß­ner und Susan­ne Fiedler
  • Redak­ti­on: Bri­git­te Abold
  • Media­thek: Nach Aus­strah­lung 12 Monate