Bam­ber­ger Erzie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin ana­ly­siert inter­na­tio­na­le Bildungspolitik

Symbolbild Bildung

Edu­ca­ti­on 2030: „Poli­ti­sche Ent­schei­der den­ken nicht langfristig!“

Vor mehr als 25 Jah­ren erklär­ten die Ver­ein­ten Natio­nen (UN) den 17. Okto­ber zum „Inter­na­tio­na­len Tag für die Besei­ti­gung von Armut“. Glo­bal ist sie nach wie vor ein drän­gen­des Pro­blem: 783 Mil­lio­nen Men­schen leben nach Anga­ben der UN unter­halb der Armuts­gren­ze. Eine Grund­vor­aus­set­zung für den Rück­gang von Armut ist flä­chen­decken­de Bil­dung. Sie ist in Län­dern der Drit­ten Welt die Basis dafür, dass sich demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren ent­wickeln kön­nen und die Wirt­schaft wächst. Doch Ana­ly­sen von Prof. Dr. Annet­te Scheun­pflug, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Päd­ago­gik an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, zei­gen: In ent­spre­chen­de Akti­ons­pro­gram­me fließt nicht so viel Geld, wie poli­ti­sche Rhe­to­rik ver­mu­ten lässt. Und gera­de beson­ders bedürf­ti­ge Län­der haben häu­fig das Nachsehen.

Alle Kin­der der Welt sol­len, so das Akti­ons­pro­gramm „Edu­ca­ti­on 2030“ der Ver­ein­ten Natio­nen, bis zum Jahr 2030 einen Zugang zu Elementar‑, Pri­mär- und Sekun­dar­bil­dung haben. „Die beschlos­se­nen Zie­le zei­gen sich nicht in den Finanz­trans­fers“, sagt Scheun­pflug, die vom Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung zur Ver­fü­gung gestell­te Daten aus­wer­te­te. Inter­na­tio­nal wie auch natio­nal sei ein Anstieg der Finanz­strö­me in Rich­tung Bil­dung nach wie vor nicht zu erken­nen. „Im Gegen­teil, die anfäng­lich höhe­re För­de­rung der Ele­men­tar­bil­dung ist seit 2010 bis heu­te wie­der rückläufig.“

Häu­fig spie­len zudem außen‑, sicher­heits- und wirt­schafts­po­li­ti­sche Über­le­gun­gen eine Rol­le bei der Fra­ge, wel­che Regio­nen geför­dert wer­den. Arme Län­der im Wind­schat­ten der poli­ti­schen Auf­merk­sam­keit erhal­ten ten­den­zi­ell weni­ger Geld als Staa­ten, denen poli­ti­sche Bedeu­tung zukommt. Län­der in Sub­sa­ha­ra-Afri­ka ste­hen weni­ger im Fokus als bei­spiels­wei­se ara­bi­sche oder asia­ti­sche Län­der. „Hier gäbe es aus euro­päi­scher Sicht eine objek­tiv gro­ße Not­wen­dig­keit höhe­rer För­de­rung, wenn man an die Flücht­lings­fra­ge denkt“, sagt Scheun­pflug. „Sie ist heu­te der Seis­mo­graph, der uns zeigt, dass in man­chen Län­dern Sub­sa­ha­ra-Afri­kas wie etwa in Eri­trea auch in der Bil­dungs­po­li­tik etwas schief­ge­lau­fen ist und noch immer schiefläuft.“

Scheun­pflug kri­ti­siert dar­über hin­aus, dass die Ele­men­tar­bil­dung wie auch die Leh­rer­aus­bil­dung nicht in dem Maße geför­dert wer­den, wie das in „Edu­ca­ti­on 2030“ gefor­dert wird: „Hier zah­len sich Inve­sti­tio­nen tat­säch­lich beson­ders aus. Nach­fol­gen­des Ler­nen wird ein­fa­cher. Die poli­ti­schen Ent­schei­der den­ken nicht lang­fri­stig, son­dern sind eher an schnel­len Erfol­gen inter­es­siert!“ Sie for­dert außer­dem, dass mehr Daten in höhe­rer Qua­li­tät für wei­te­re Ana­ly­sen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, um eine bes­se­re Hand­lungs­grund­la­ge zu schaf­fen. „Nur mit Han­deln, das auf wis­sen­schaft­li­chen Fak­ten beruht, kann die Poli­tik in die­ser kom­ple­xen Aus­gangs­la­ge ihre Zie­le in der Bil­dungs­zu­sam­men­ar­beit erreichen.“

Ein aus­führ­li­ches Inter­view mit Prof. Dr. Annet­te Scheun­pflug zum The­ma fin­den Sie unter www​.uni​-bam​berg​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​i​n​t​e​r​n​a​t​i​o​n​a​l​e​-​b​i​l​d​u​n​g​s​p​o​l​i​t​i​k​-​s​c​h​e​u​n​p​f​lug.