Vor­trag über Bal­lon­flucht 1979 aus der DDR durch den Ini­ta­tor selbst in Betzenstein

Wenn in den Kinos der Film »BAL­LON« vom Regis­seur Bul­ly Herbig zu sehen ist, dann ist kaum bekannt, dass der Initia­tor die­ser wag­hal­si­gen Bal­lon­flucht 1979 aus der DDR, Gün­ter Wet­zel, mehr als zwei Jahr­zehn­te in Spies bei Bet­zen­stein gelebt hat.

Der Kino­film ist die Neu-Ver­fil­mung der wah­ren Geschich­te der Bal­lon­flucht der Fami­li­en Strel­zyk und Wet­zel. Über zwei Jah­re hin­weg, bis zum Som­mer 1979 haben in Thü­rin­gen die Fami­li­en Strel­zyk und Wet­zel einen wag­hal­si­gen Plan umge­setzt. Sie wol­len mit ihren vier Klein­kin­dern in einem selbst gebau­ten Heiß­luft­bal­lon aus der DDR fliehen.

Doch wie berech­net und baut man einen Bal­lon für 8 Per­so­nen und wie beschafft man unauf­fäl­lig die gro­ßen Men­gen an geeig­ne­tem Stoff und einen lei­stungs­fä­hi­gen Bren­ner, ohne ver­däch­tigt zu wer­den? Beim Bau stel­len sich immer wie­der gro­ße Schwie­rig­kei­ten in den Weg, und die heim­li­chen Start­ver­su­che schei­tern, denn der Bal­lon ist zu klein. Rat- und Mut­lo­sig­keit machen sich breit.

Sta­si fin­det Bal­lon in der Sperrzone

Die Fami­lie Strel­zyk ver­sucht es ohne Abspra­che mit Gün­ter Wet­zel allein. Doch der Bal­lon­stoff saugt sich dabei mit Feuch­tig­keit voll, und der Ver­such endet kurz vor der west­deut­schen Gren­ze noch inner­halb der Sperr­zo­ne. Es gelingt der Fami­lie Strel­zyk, die Lan­de­stel­le unbe­merkt zu ver­las­sen, aber alles ande­re bleibt zurück. Die Sta­si fin­det die Bal­lon­hül­le und nimmt sofort die Ermitt­lun­gen wegen eines Flucht­ver­suchs auf.

Tage spä­ter trifft sich Peter Strel­zyk heim­lich mit Gün­ter Wet­zel und bei­de Fami­li­en berat­schla­gen, ob und wie es wei­ter­ge­hen soll. Schnell ist nun klar, dass sie flie­hen müs­sen, denn bei einer Haus­durch­su­chung wür­den sie sofort ver­haf­tet. Also müs­sen sie unter gro­ßem Zeit­druck einen neu­en Flucht-Bal­lon bauen.

Der Bren­ner kann jedoch die Luft in die­sem grö­ße­ren Bal­lon nicht genü­gend erhit­zen, um 8 Per­so­nen tra­gen zu kön­nen. Zusätz­lich wächst die Angst vor einem Bal­lon-Absturz bei der Flucht. Sol­len sie doch aufgeben?

Aber mit jedem Tag wird eine Ver­haf­tung durch die Sta­si wahr­schein­li­cher – und so beginnt ein ner­ven­zer­mür­ben­der Wett­lauf gegen die Zeit…

Mit dem drit­ten Bal­lon gelingt die Flucht

Bei gün­sti­gem Wind brin­gen sie am 14. Sep­tem­ber heim­lich den drit­ten Bal­lon auf eine grenz­na­he Wald­lich­tung zwi­schen Ober­lem­nitz und Hein­ers­dorf (nord­west­lich von Bad Loben­stein). Das Befül­len des gro­ßen Bal­lons gelingt. Vier Erwach­se­ne und vier Kin­der set­zen sich nachts um 2 Uhr eng gedrängt um die 4 Gas­fla­schen auf eine Metall­plat­te und brau­chen nur noch die Hal­te­sei­le zu kappen.

Da pas­siert es. Weil ein Hal­te­seil schon durch­ge­schnit­ten, das ande­re noch fest ist, stellt sich die Platt­form schräg, und die Flam­me des Bren­ners ent­zün­det die Bal­lon­hül­le! Doch Gün­ter Wet­zel behält die Ner­ven, und es gelingt ihm, mit einem Feu­er­lö­scher den Brand zu löschen. Der Bal­lon steigt laut­los auf. Schnel­ler als die DDR-Grenz­trup­pen reagie­ren kön­nen, wer­den die bei­den Fami­li­en vom Wind in die Frei­heit nach Nai­la, Ober­fran­ken getragen.

Bal­lon aus­ge­stellt in Regensburg

Ab Mai 2019 wird die­ser Flucht-Bal­lon im Haus der Baye­ri­schen Geschich­te in Regens­burg dau­er­haft zur Besich­ti­gung aus­ge­stellt sein.

Vor­trag am 19. Okto­ber in Betzenstein

Am Frei­tag, dem 19. Okto­ber 2018, erzählt der Initia­tor die­ser Repu­blik-Bal­lon­flucht, Gün­ter Wet­zel (ehem. Spies) selbst, wie er die­se wag­hal­si­ge Repu­blik-Flucht 1979 aus der DDR durch­ge­führt hat.
Mit vie­len eige­nen Fotos und anschau­li­cher Bebil­de­rung berich­tet er um 19:00 Uhr auf der Ver­an­stal­tung des Hei­mat­ver­eins Bet­zen­stein von sei­ner Moti­va­ti­on und den Schwie­rig­kei­ten beim ver­bo­te­nen Bau eines Heiß­luft­bal­lons für zwei Familien.

Ort: Gast­hof HERBST, 91282 Bet­zen­stein, Bay­reu­ther Stra­ße 4

Der Ein­tritt ist frei.

Karl Heinz Fietta,
Kul­tur­re­fe­rent Hei­mat­ver­ein Betzenstein