Hung­ri­ge Igel­müt­ter unterwegs

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

Trocken­heit setzt den Igeln schwer zu – Igel­ba­bys oft nur schein­bar ver­las­sen – Hand­auf­zucht nur im Notfall

Die mei­sten Igel­kin­der in Bay­ern wer­den im Spät­som­mer gebo­ren. Für die Auf­zucht brau­chen die Igel­müt­ter nun beson­ders viel Ener­gie. Der Regen der letz­ten Tage ist daher höchst will­kom­men, denn die lan­ge Trocken­heit zuvor erschwer­te ihnen die Nah­rungs­su­che. Die Wür­mer ver­zo­gen sich in tie­fe­re und feuch­te­re Erd­schich­ten und der Boden war und ist teils immer noch zu hart zum Schar­ren nach Nah­rung. Trotz erstem Regen ist es gera­de jetzt wich­tig, den Igel­müt­tern im hei­mi­schen Gar­ten zu hel­fen. Fri­sches Was­ser und eine kurz­fri­sti­ge Füt­te­rung unter­stüt­zen den sta­che­li­gen Gar­ten­be­woh­ner. Doch Vor­sicht! Bei unvor­sich­ti­ger Gar­ten­ar­beit lau­fen die Igel­ne­ster Gefahr, zer­stört zu wer­den. „Ein Igel­nest ohne Mut­ter ist noch kein Grund zur Sor­ge. Ist das Nest jedoch defi­ni­tiv ver­las­sen, benö­ti­gen ver­wai­ste Igel­ba­bys sofort Hil­fe und eine art­ge­rech­te Ver­sor­gung“, erklärt die LBV-Igel­ex­per­tin Mar­ti­na Gehret.

Wäh­rend der Trocken­heit man­gelt es dem Igel nicht nur an Was­ser, son­dern oft auch an Boden-Nah­rungs­tie­ren. Regen­wür­mer und Co. zie­hen sich in feuch­te­re Boden­schich­ten zurück und sind damit für den Igel nicht zu errei­chen. Als Fol­ge müs­sen die Igel­müt­ter wei­te­re Strecken lau­fen, um satt zu wer­den oder ihren Durst zu stil­len. „Es gibt vie­le Grün­de, war­um eine Igel­mut­ter das Nest ver­lässt. So lässt sie bei­spiels­wei­se ihre Jun­gen im geschütz­ten Nest zurück, solan­ge sie auf Nah­rungs­su­che geht“, weiß Mar­ti­na Geh­ret. Ein schein­bar ver­las­se­nes Igel­nest ist also noch kein Grund zur Sor­ge. „Wich­tig ist es zu wis­sen, wann ein Nest wirk­lich ver­las­sen ist. Flüch­tet die Mut­ter, weil das Nest durch Gar­ten­ar­bei­ten zer­stört wur­de, kommt sie viel­leicht zurück und quar­tiert ihren Nach­wuchs um“, erklärt die LBV-Igel­be­auf­trag­te. Frisch gebo­re­ne Igel­kin­der kön­nen ohne Pro­ble­me zwei Stun­den ohne Mut­ter über­ste­hen, älte­re Igel­kin­der kön­nen sogar sechs Stun­den ohne Nah­rung aus­kom­men. Erst wenn die Igel­mut­ter in die­ser Zeit­span­ne nicht zurück­kommt, gel­ten die Igel­kin­der als ver­waist und brau­chen Schutz, Wär­me und Nahrung.

Im August und Sep­tem­ber kom­men die mei­sten Igel­kin­der zur Welt. Nach 35 Tagen Trag­zeit wer­den durch­schnitt­lich vier bis sechs Igel­säug­lin­ge mit gera­de mal 12 Gramm Kör­per­ge­wicht gebo­ren. Zu die­sem Zeit­punkt sind die Leicht­ge­wich­te jedoch noch blind und taub und wer­den von der Mut­ter beschützt und gesäugt. „Die Ent­wick­lung der Igel­ba­bys kostet die Igel­mut­ter viel Kraft“, so Geh­ret. Stän­dig sind die Jun­gen auf der Suche nach den Zit­zen der Mut­ter und wol­len gesäugt wer­den. Auch die Igel­mut­ter hat wäh­rend der Jun­gen­auf­zucht einen rie­si­gen Hun­ger und geht nachts selbst auf Beutefang.

Die Auf­zucht ver­wai­ster Igel­säug­lin­ge ist ein 24-Stun­den-Job und sehr anstren­gend. Nie­mand kann das bes­ser als die Igel­mut­ter. Die Auf­zucht soll­te daher nur über­nom­men wer­den, wenn defi­ni­tiv fest­steht, dass die Mut­ter nicht zurück­kom­men wird. „Am besten wen­det man sich an einen Tier­arzt oder eine Igel­sta­ti­on“, emp­fiehlt Mar­ti­na Geh­ret. Detail­lier­te Infor­ma­tio­nen zur Auf­zucht von Igel­säug­lin­gen sind unter www​.igel​-in​-bay​ern​.de zu finden.