Sonn­tags­ge­dan­ken: Der barm­her­zi­ge Samariter

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Lukas­evan­ge­li­um Kapi­tel 10 V. 25 – 37, Teil II

Der Schrift­ge­lehr­te wuss­te Bescheid. Er kann­te sei­ne Bibel, die Gebo­te Got­tes, wäh­rend heu­te laut jüng­ster Umfra­gen nur noch eine klei­ne Min­der­heit der Deut­schen die Zehn Gebo­te voll­stän­dig und in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge auf­sa­gen kann. Es geht frei­lich nicht um das blo­ße Wis­sen, son­dern um das Tun.

Der Schrift­ge­lehr­te woll­te den Wil­len Got­tes ehr­li­chen Her­zens tun. Sei­ne Fra­ge jedoch ziel­te auf eine nüch­ter­ne, distan­zier­te Dis­kus­si­on im Gelehr­ten­kreis. Am „grü­nen Tisch“, im aka­de­mi­schen Hör­saal kann man den Wil­len Got­tes nicht erfül­len, nur in der kon­kre­ten Begeg­nung mit den Men­schen. Der Schrift­ge­lehr­te blieb letzt­lich im Ego­is­mus gefan­gen, denn er woll­te sich das „ewi­ge Leben“ durch gute Taten ver­die­nen. Der Mit­mensch war ihm nur Mit­tel zum Zweck. Immer­hin fühl­te er sich noch vor Gott ver­ant­wort­lich, glaub­te er noch an die Auf­er­ste­hung der Toten.

Jesus erzählt dem Schrift­ge­lehr­ten eine Bei­spiel­ge­schich­te, kein Gleich­nis wie sonst. Man bemer­ke den Unter­schied. Hier geht es nicht um das Spe­ku­lie­ren und Deu­ten, son­dern um die kon­kre­te, per­sön­li­che Tat.

Wir erfah­ren nichts über die Moti­va­ti­on der han­deln­den Per­so­nen und Jesus ver­ur­teilt das Beneh­men der Geist­li­chen nicht. So sol­len auch wir uns mit Wert­ur­tei­len über ande­re zurück­hal­ten, den Mit­men­schen lie­ber den Glau­ben ein­la­dend vorleben.