Aus­stel­lung zum „Zustand der ober­frän­ki­schen Fließ­ge­wäs­ser“ in Bamberg

Fische wür­den laut schrei­en, wenn sie könnten

Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes Hermann Greif, der Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, stv. Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Oberfranken Lothar Winkler, Fischereioberrat Dr. Thomas Speierl, Dr. Maxim Teichert vom Institut für Fischerei Starnberg, Dr. Michael Seidel von der Hochschule Magdeburg-Stendal, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler und Bezirksrat Siegfried Stengel vor den Stellwänden der Wanderausstellung. Foto: Paul Zweier, ALE Oberfranken

Bezirks­prä­si­dent des Baye­ri­schen Bau­ern­ver­ban­des Her­mann Greif, der Kulm­ba­cher Land­rat Klaus-Peter Söll­ner, Land­tags­vi­ze­prä­si­dent Peter Mey­er, stv. Lei­ter des Amts für Länd­li­che Ent­wick­lung Ober­fran­ken Lothar Wink­ler, Fische­rei­ober­rat Dr. Tho­mas Spei­erl, Dr. Maxim Tei­chert vom Insti­tut für Fische­rei Starn­berg, Dr. Micha­el Sei­del von der Hoch­schu­le Mag­de­burg-Stend­al, Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler und Bezirks­rat Sieg­fried Sten­gel vor den Stell­wän­den der Wan­der­aus­stel­lung. Foto: Paul Zwei­er, ALE Oberfranken

Drin­gen­der Hand­lungs­be­darf besteht bei der Ver­bes­se­rung des Zustands der ober­frän­ki­schen Fließ­ge­wäs­ser. Dies ver­an­schau­licht eine Wan­der­aus­stel­lung des Bezirks Ober­fran­ken, die am gest­ri­gen Tag der Fische im Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung in Bam­berg der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert wur­de. Die Fach­be­ra­tung für Fische­rei hat zusam­men mit der Uni­ver­si­tät Mag­de­burg-Stend­al ermit­telt, wel­chen Bela­stungs­fak­to­ren unse­re hei­mi­schen Fisch­be­stän­de, aber auch Fisch­n­ähr­tie­re und Was­ser­pflan­zen in ober­frän­ki­schen Fließ­ge­wäs­sern aus­ge­setzt sind.

Auf sie­ben Tafeln ver­an­schau­licht die Aus­stel­lung ein­drück­lich, wel­che bela­sten­den Fak­to­ren auf die hei­mi­sche Fisch- und Pflan­zen­welt in den ober­frän­ki­schen Gewäs­sern tag­täg­lich zukom­men, aber auch wel­che Lösungs­an­sät­ze es gibt. „Der Zustand unse­rer hei­mi­schen Fließ­ge­wäs­ser ist kri­tisch. Neben geziel­ten Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung die­ser Situa­ti­on müs­sen wir auch die Öffent­lich­keit für das The­ma sen­si­bi­li­sie­ren“, appel­lier­te Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler anläss­lich der Aus­stel­lungs­er­öff­nung am gest­ri­gen „Inter­na­tio­na­len Tag der Fische“.

Die Befi­schun­gen im Zuge der Euro­päi­schen Was­ser­rah­men­richt­li­nie hat­ten es bereits ange­deu­tet. Das gemein­sa­me Pro­jekt mit der Uni­ver­si­tät Mag­de­burg-Stend­al brach­te es ans Licht: Den ober­frän­ki­schen Fischen geht es schlecht. Nur noch in rund einem Vier­tel der Fließ­ge­wäs­ser in Ober­fran­ken sind die Fisch­be­stän­de in einem guten bis sehr guten Zustand. Eine deut­li­che­re Ver­schlech­te­rung gegen­über den frü­he­ren Erhe­bun­gen. Grün­de sei­en zum einen der erhöh­te Fein­se­di­ment­ein­trag aus den Berei­chen Stra­ßen­bau und Land­wirt­schaft sowie die feh­len­de Durch­gän­gig­keit der Fließ­ge­wäs­ser durch Quer­bau­wer­ke. Der Sedi­ment­ein­trag beein­träch­ti­ge die Repro­duk­ti­on der hei­mi­schen Fisch­ar­ten wie Bach­fo­rel­le, Äsche, Elrit­ze oder Bach­neun­au­ge ekla­tant, wie die Aus­stel­lung gra­fisch auf­zeigt. Des­halb sei der Fort­be­stand die­ser hei­mi­schen Fische nach­hal­tig gefährdet.

„Wir füh­len uns für den Erhalt der Arten­viel­falt unse­rer hei­mi­schen Fische ver­ant­wort­lich“, unter­strich der Bezirks­tags­prä­si­dent. Kon­kre­te Maß­nah­men müss­ten her, etwa eine per­ma­nen­te Bedeckung der Ufer­strei­fen oder die Schaf­fung wall­ar­ti­ger Gewäs­ser­rand­strei­fen. Eine Mög­lich­keit sei auch die Anla­ge von wei­te­ren Struk­tur- und Land­schafts­ele­men­ten, die dem Schutz der Res­sour­cen Boden und Was­ser die­nen, wie z.B. Feucht­flä­chen zum Was­ser- und Sedi­ment­rück­halt. Sol­che Maß­nah­men sei­en bereits heu­te im Pro­jekt „boden:ständig“ zuschuss­fä­hig, wie Lothar Wink­ler, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter des Amtes für Länd­li­che Ent­wick­lung Ober­fran­ken, beton­te. „Wir berück­sich­ti­gen not­wen­di­ge Gewäs­ser­schutz­maß­nah­men zwar im Rah­men aller unse­rer Ver­fah­ren der Flur­neu­ord­nung und Dorf­er­neue­rung, aber in boden:ständig-Projekten ist der Gewäs­ser- und Ero­si­ons­schutz der Haupt­zweck unse­rer Arbeit. Daher sind dort auch auf Pri­vat­grund Schutz­maß­nah­men för­der­fä­hig“, so Wink­ler weiter.

Das gemein­sa­me Ziel sei ein umfas­sen­der Boden- und Was­ser­schutz. Dar­in waren sich alle Gruß­wort­red­ner bei der Aus­stel­lungs­er­öff­nung einig. Aber auch die geziel­te Infor­ma­ti­on der Öffent­lich­keit sei wich­tig, um das Bewusst­sein für den Arten­schutz in den hei­mi­schen Fließ­ge­wäs­sern zu schär­fen. „Unse­re Fische sieht und hört man nicht – wenn sie könn­ten, wür­den sie auf­grund der aktu­el­len Bela­stun­gen laut auf­schrei­en. Wir sind ihr Sprach­rohr – wir müs­sen der brei­ten Öffent­lich­keit ver­mit­teln, wie gefähr­lich die Lage ist und was wir bes­ser machen kön­nen“, erläu­tert Dr. Tho­mas Spei­erl, Lei­ter der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks. Um einen Aus­weg aus die­ser kri­ti­schen Situa­ti­on zu fin­den müss­ten die Fische­rei­be­rech­tig­ten und Fische­rei­ver­ei­ne mit ihrem gewäs­ser­spe­zi­fi­schen Wis­sen eben­so ins Boot geholt wer­den, wie die jewei­li­gen kom­mu­na­len Ver­wal­tun­gen oder die angren­zen­den Land­wir­te, so der Fischereiexperte.

INFO:
Für die Stu­die wur­den 14 Gewäs­ser­strecken in sie­ben reprä­sen­ta­tiv aus­ge­wähl­ten Fließ­ge­wäs­sern in Ober­fran­ken (Zinn­bach, Süd­li­che Reg­nitz, Wei­ßer Main, Sel­bitz, Wie­sent, Eller­bach und Mit­tel­ebrach) unter­sucht. Die Ergeb­nis­se wur­den nun auf sie­ben Stell­wän­den gra­fisch auf­be­rei­tet. Beson­ders stark von dem zuneh­men­den Sedi­ment­ein­trag betrof­fen sind die kies­lai­chen­den, hei­mi­schen Fisch­ar­ten wie Bach­fo­rel­le, Äsche, Elrit­ze, Bar­be, Nase oder Bach­neun­au­ge. Um die Auf­zucht der hei­mi­schen Bach­fo­rel­le und Äsche hat sich die Lehr­an­stalt für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken in Auf­seß beson­ders ange­nom­men. Die Aus­stel­lung ist noch bis 5. Sep­tem­ber im Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung in Bam­berg zu sehen und soll danach durch ver­schie­de­ne Ein­rich­tun­gen in ganz Ober­fran­ken wan­dern, um eine brei­te Öffent­lich­keit gezielt über die The­ma­tik zu informieren.