Wer­ner Schlund – sein 1. und sein 100. Mara­thon beim Frän­ki­sche Schweiz-Marathon

Sobald der Start­schuss beim dies­jäh­ri­gen 19. Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon gefal­len ist, sind wie­der hun­der­te Läu­fer auf der Strecke. Für einen wird es ein ganz beson­de­res Ereig­nis. Denn Wer­ner Schlund (51) aus Kau­ern­ho­fen sam­melt Mara­thon­läu­fe und hat mit sei­nem 14. Start beim Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon dann die stol­ze Anzahl von 100 Lang­strecken­läu­fen beisammen.

War­um aus­ge­rech­net Lang­strecke, „da muss man nicht so viel Schnau­fen wie bei 10 km im Höchst­puls­be­reich“. Schnell hat Wer­ner Schlund gemerkt, dass sei­ne Stär­ke und Lei­den­schaft bei 42,195 Kilo­me­ter oder mehr liegt. Meist läuft Schlund die Wett­kämp­fe im ruhi­ge­ren Tem­po, also eher mit Spaß, oder beglei­tet Lauf­freun­de bei ihrem ersten Mara­thon. Doch ein­mal im Jahr juckt es dann doch. „Um aus­zu­te­sten, wie weit ich noch an die eige­ne Best­mar­ke von knapp drei Stun­den her­an­kom­men kann.“ Mit zuneh­men­dem Alter ist das nicht so ein­fach, da er erst ziem­lich spät über­haupt mit dem Mara­thon­lau­fen ange­fan­gen hat.

„Das eher ruhi­ge Lau­fen hat auch sei­ne Vor­tei­le“ erzählt Wer­ner, ihm bleibt dadurch genü­gend Luft und Muße, sich die Land­schaft anzu­se­hen, Fotos zu schie­ßen, mit ande­ren Läu­fern ein Schwätz­chen zu hal­ten oder Bekann­ten am Stra­ßen­rand zuzu­win­ken. „Das ist mit das Schön­ste am Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon, dass mich vie­le ken­nen, Zuschau­er wie Läu­fer.“ Wer­ner Schlund star­tet kaum noch bei Stadt­läu­fen, Land­schafts­läu­fe bie­ten ihm viel mehr Abwechs­lung und Erleb­nis. Ein­mal hat­te ein Arbeits­kol­le­ge ihn auf Höhe des Schwei­zer Kel­lers in Reuth mit dem Ange­bot “Willst mal trin­ken?“ ärgern wol­len. „Da bin ich hin­ge­lau­fen und habe sein Bier aus­ge­trun­ken.“ Was sich kurz­zei­tig nicht gera­de för­der­lich auf den Lauf­stil aus­ge­wirkt habe.

Alle Fotos: Wer­ner Schlund

Zehn Mara­thons sind es im Jahr, dar­un­ter die regio­na­len Höhe­punk­te, aber auch eini­ge aben­teu­er­li­che Her­aus­for­de­run­gen hoch oben in den Ber­gen oder tief unter der Erde. Zehn Mal war er bereits beim Ober­main-Mara­thon in Bad Staf­fel­stein dabei, eben­so oft auch beim Fran­ken­weg-Lauf bei Streit­berg. Man merkt, dass Wer­ner Schlund als Betriebs­wirt ein Mann der Zah­len ist. Die kür­ze­ren Ren­nen, die er zu Anfang sei­ner Läu­fer­kar­rie­re noch mit­ge­nom­men hat­te, inter­es­sie­ren ihn nun nicht mehr. „Als Lang­strecken­läu­fer muss man ein­mal beim legen­dä­ren 100 Kilo­me­ter Ultra­l­auf im schwei­ze­ri­schen Biel mit­ge­macht haben, danach fällt einem der Mara­thon leich­ter“, bemerkt Wer­ner Schlund mit einem Schmun­zeln. Auch in ganz dün­ner Luft schnür­te er sich schon die Schu­he. Beim Jung­frau-Mara­thon in der Schweiz war er stets von lau­ter 4000er Gip­feln umge­ben und hat­te das Ziel, die Klei­ne Scheid­egg unter­halb der Eiger Nord­wand, fest im Blick. „Bei schön­stem Son­nen­schein von schnee­be­deck­ten Gip­feln umge­ben, was will man mehr.“ Aller­dings gehe es dort oben deut­lich ruhi­ger zu als im Flach­land. „Das stän­di­ge Auf und Ab im unweg­sa­men Gelän­de führt dazu, dass es oft­mals eher einer aus­ge­dehn­ten Wan­de­rung und weni­ger einem schnel­len Lau­fen gleicht“. Genau das macht es für Wer­ner Schlund so reiz­voll, um auch ein­mal mehr als zehn Stun­den unter­wegs sein zu kön­nen. Zum Ver­gleich: Den Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon hat Wer­ner Schlund schon oft unter 3:30 Stun­den geschafft, beim Sil­vret­ta-Run von Ischgl nach Gal­tür über das 3000 Meter hohe Kro­nen­joch dau­ert es 6:30 Stun­den – wohl­ge­merkt bei gleich­lan­ger Strecke.

Ein­mal wag­te er sich gar unter Tage. Beim Kri­stall-Mara­thon im thü­rin­gi­schen Berg­werk Mer­kers muss­te er in 500 Meter Tie­fe mit Helm und Stirn­lam­pe lau­fen. „Das ging drei­zehn Run­den durch den Berg und war im Win­ter bei 21 Grad Luft­tem­pe­ra­tur ganz ange­nehm.“ Weni­ger gute Erin­ne­run­gen hat er an einen irr­wit­zi­gen Sechs-Stun­den-Lauf in Fürth, der wegen über­ra­schen­dem Schnee­fall in die Hal­le ver­legt wur­de. „Da ging es auf einer 75 Meter-Run­de eine Stun­de im, und dann die näch­ste Stun­de gegen den Uhr­zei­ger­sinn.“ Wäre da nicht das Blut vom Kopf in die Ober­schen­kel gewan­dert, man hät­te vom ein­tö­ni­gen Im-Kreis-Lau­fen ganz kir­re wer­den können“.

Schlund sieht vie­le gesund­heit­li­che Vor­tei­le eines Aus­dau­er­spor­tes, den er ange­fan­gen hat­te, weil sich doch eini­ge Kilos auf­ge­baut hat­ten. Zusam­men mit sei­ner Ehe­frau Manue­la begann er vor genau fünf­zehn Jah­ren bei Lauf­trai­ner Micha­el Cipura (Pretz­feld) und war nach sechs Mona­ten mara­thon­taug­lich. „Dazu hat bestimmt auch bei­getra­gen, dass ich bei der DJK Eggols­heim in der Alt-Her­ren-Fuß­ball­mann­schaft aktiv war.“ Mit Cipur­as „Erleb­nis­lauf-Team“ wird mehr­mals in der Woche trai­niert, auch neue Strecken im Land­kreis erkun­det, und so hält er sich in Form. Was nach dem 100. Mara­thon kommt weiß Wer­ner Schlund noch nicht so rich­tig, jeden­falls wird er es etwas ruhi­ger ange­hen. Viel­leicht über­holt ihn dann ja sei­ne Ehe­frau Manue­la noch. Sie hat auch schon über 50 Mara­thon-Läu­fe auf dem Konto.