Stand­punkt der Bam­ber­ger GAL zur Gestal­tung Lan­ge Straße

„Aktu­el­le Gestal­tungs­vor­schlä­ge für die Lan­ge Stra­ße füh­ren gera­de­wegs in die Sackgasse“

Der aktu­ell in der Debat­te befind­li­che Vor­schlag für die künf­ti­ge Gestal­tung der Lan­gen Stra­ße wird von der GAL abge­lehnt und kei­ne grü­ne Zustim­mung im Stadt­rat fin­den, da er kei­ne Ver­bes­se­rung, son­dern eine Ver­schlech­te­rung darstellt.

Stand­punkt

Ziel der GAL für eine Umge­stal­tung der Lan­gen Stra­ße ist zum einen, die Auf­ent­halts­qua­li­tät in der Stra­ße zu ver­bes­sern und die Attrak­ti­vi­tät als Ein­kaufs­stra­ße zu erhö­hen. Zum ande­ren muss dem ver­kehrs­po­li­ti­schen Ziel aus dem Ver­kehrs­ent­wick­lungs­plan „För­de­rung der Ver­kehrs­mit­tel des Umwelt­ver­bunds und Redu­zie­rung des moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs“ Rech­nung getra­gen wer­den. Das ist mit dem vor­lie­gen­den Vor­schlag lei­der nicht gewährleistet.

Die wesent­li­chen Kritikpunkte:

Posi­tiv ist zwar, dass die Kurz­zeit­park­plät­ze in Fahrt­rich­tung links auf­ge­löst wer­den sol­len – eine For­de­rung, wel­che die GAL seit Jah­ren ver­tritt. Das soll aber nur im Gegen­zug zu einer Redu­zie­rung der Park­ge­büh­ren in den städ­ti­schen Park­häu­sern in der Innen­stadt gesche­hen: Die Stadt­wer­ke sol­len dort das Par­ken in der erste Stun­de kosten­los machen, sogar von zwei Stun­den gebüh­ren­frei­em Par­ken ist schon die Rede. Ver­kehrs­po­li­tisch ist das aus Sicht der GAL eine Rol­le rück­wärts, denn auf die­se Wei­se wird genau der moto­ri­sier­te Indi­vi­du­al­ver­kehr in die Innen­stadt gelockt, den man eigent­lich her­aus­hal­ten will.

Die Flä­che der auf­zu­lö­sen­den Kurz­zeit­park­plät­ze soll in kom­bi­nier­te Lade­zo­nen für den Lie­fer­ver­kehr und Hal­te­zo­nen für Autos umge­wan­delt wer­den, und zwar ent­lang fast der kom­plet­ten lin­ken Fahr­bahn­sei­te zwi­schen Schön­leins­platz und Fuß­gän­ger­zo­ne. Ein ein­ge­schränk­tes Hal­te­ver­bot für Kfz zu instal­lie­ren, das bis zu drei Minu­ten Hal­ten erlaubt, wird vor allem eines bewir­ken: Der Park­such­ver­kehr wan­delt sich in Hal­te­such­ver­kehr um. Und das wird die Situa­ti­on sogar noch ver­schlim­mern: Noch mehr Autos wer­den in die Lan­ge Stra­ße fah­ren, um dort kurz zu hal­ten oder mit ein biss­chen Glück auch ein biss­chen län­ger zu par­ken, und das häu­fi­ge Ein- und Aus­par­ken wird den Ver­kehr in der Lan­gen Stra­ße zusätz­lich behin­dern, mehr Stau und Stress ver­ur­sa­chen und zu gefähr­li­chen Aus­weich­ma­nö­vern führen.

Die jetzt dis­ku­tier­te Gestal­tung bringt für den Rad­ver­kehr abso­lut kei­ne Verbesserung.Die enge Fahr­bahn bleibt – mit bedroh­lich nahem Über­ho­len durch Kraft­fahr­zeu­ge. Ein schma­ler Rad­weg in Gegen­rich­tung bleibt – mit den bekann­ten Gefah­ren sich öff­nen­der Auto­tü­ren bei den nun noch mehr fre­quen­tier­ten Auto-Hal­te­zo­nen. Die Lan­ge Stra­ße wird wei­ter­hin das Ber­mu­da-Drei­eck Bam­bergs für den Rad­ver­kehr sein.

Die Visi­on der GAL für die Lan­ge Stra­ße ist ein Shared Space, d.h. der gesam­te Ver­kehrs­be­reich steht allen Ver­kehrs­teil­neh­men­den zur Ver­fü­gung: Zufuß­ge­hen­de, Rad­fah­ren­de, ÖPNV, moto­ri­sier­ter Indi­vi­du­al­ver­kehr. Alle Ver­kehrs­flä­chen sind niveau­gleich und bar­rie­re­frei gestal­tet und kön­nen von allen mit glei­cher Berech­ti­gung genutzt wer­den. Gegen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me ist das ober­ste Gebot.

Das wür­de bedeu­ten: Hohe Auf­ent­halts­qua­li­tät und hohe Fre­quenz von Kun­din­nen und Kun­den, Ziel- und Quell­ver­kehr zu den Geschäf­ten und Woh­nun­gen mög­lich, aber Durch­gangs­ver­kehr auf­grund der Bedin­gun­gen unattraktiv.

Ursu­la Sowa, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der GAL im Stadt­rat und ober­frän­ki­sche Spit­zen­kan­di­da­tin bei der Landtagswahl:
„Die Stadt Bam­berg muss sich end­lich von ihrer auto­zen­trier­ten Ver­kehrs­po­li­tik ver­ab­schie­den. Der allei­ni­ge Blick durch die Wind­schutz­schei­be geht in die Sackgasse.“

Jonas Glü­sen­kamp, GAL-Vor­stands­mit­glied und Kan­di­dat bei der Landtagswahl:
„Was jetzt für die Lan­ge Stra­ße dis­ku­tiert wird, ist eine Ver­schlech­te­rung, die zeigt, dass die Akteu­re nicht ver­stan­den haben, wohin der Weg mit­tel­fri­stig gehen wird: Bam­bergs Welt­kul­tur­er­be wird in Zukunft mehr und mehr auto­frei werden.“

Chri­sti­an Hader, GAL-Vor­stands­mit­glied und Initia­tor der Radent­scheid Bamberg:
„Die Ver­kehrs­form, die in einer Stadt mit so begrenz­tem Platz und immer mehr in ihr leben­den Men­schen zukunfts­wei­send ist – näm­lich der Rad­ver­kehr – wird über­haupt nicht berück­sich­tigt. Eine Pla­nung, die den flie­ßen­den Rad­ver­kehr ein­fach igno­riert, obwohl der Radent­scheid-Stadt­rats­be­schluss vom Janu­ar 2018 sogar wört­lich des­sen beson­de­re Berück­sich­ti­gung vor­sieht – das ist ein­fach inak­zep­ta­bel und das exak­te Gegen­teil von Fahrradfreundlichkeit.“