Blick über den Zaun: „TEE“ trifft „Vin­do­bo­na“ – DB Muse­um prä­sen­tiert erst­mals gemein­sam Schie­nen­le­gen­den aus Ost und West

"Vindobona" und "TEE" auf dem Außengelände des DB Museums Nürnberg (Quelle: DB Museum / Uwe Niklas)
"Vindobona" und "TEE" auf dem Außengelände des DB Museums Nürnberg (Quelle: DB Museum / Uwe Niklas)

Vor­zei­ge­zü­ge der deut­schen Nach­kriegs­ge­schich­te maß­ge­bend für die Ent­wick­lung des Schie­nen­ver­kehrs der 1950er und 1960er Jah­re – Tei­le der luxu­riö­sen Innen­räu­me für Muse­ums­be­su­cher zugänglich

Ab heu­te tref­fen im DB Muse­um in Nürn­berg ost­deut­sche und west­deut­sche Eisen­bahn­ge­schich­te auf­ein­an­der. Zwei luxu­riö­se Schie­nen­fahr­zeu­ge aus Ost und West wer­den erst­mals gemein­sam zu sehen sein. Die Fern­ver­kehrs­zü­ge VT 11.5 (ein­ge­setzt für den „Trans Europ Express“, kurz „TEE“, der Bun­des­bahn) und VT 18.16 (ein­ge­setzt u.a. für den „Vin­do­bo­na“ der DDR-Reichs­bahn) waren weg­wei­send für die Ent­wick­lung des Schie­nen­ver­kehrs in den bei­den deut­schen Staa­ten ab den 1950er Jahren.

In West­eu­ro­pa ver­ban­den ab 1957 TEE-Züge im Kon­text euro­päi­scher Gemein­schaft eine Viel­zahl von Metro­po­len. Zur Pla­nung und Umset­zung des Pro­jekts wur­de 1954 eine Kom­mis­si­on von sie­ben west­eu­ro­päi­schen Staats­bah­nen gegrün­det. Zwar kam die Ent­wick­lung gemein­sa­mer euro­päi­scher Züge nicht zustan­de, doch wur­den Kri­te­ri­en fest­ge­legt, die für alle im TEE-Ver­kehr zum Ein­satz kom­men­den natio­na­len Züge gel­ten soll­ten. So ver­stän­dig­te man sich unter ande­rem auf eine Höchst­ge­schwin­dig­keit von 140 km/​h; außer­dem wur­de die cha­rak­te­ri­sti­sche Farb­ge­bung, eine Kom­bi­na­ti­on aus Bor­deaux­rot und Beige mit sil­ber­far­be­nen TEE-Emble­men, festgelegt.

Sehr schnell ent­wickel­te sich der von der Deut­schen Bun­des­bahn kon­zi­pier­te Die­sel­trieb­zug VT 11.5 zum Star des deut­schen TEE-Net­zes. Jedoch führ­ten die zuneh­men­de Elek­tri­fi­zie­rung vie­ler TEE-Strecken sowie das gerin­ge Platz­an­ge­bot in den Trieb­zü­gen zum ver­mehr­ten Ein­satz von lok­be­spann­ten Zügen. Die durch die­se Ent­wick­lung zur Ver­fü­gung ste­hen­den VT 11.5‑Triebzüge wur­den umge­nutzt und bis Ende der 1970er Jah­re im Inter­Ci­ty-Netz eingesetzt.

Par­al­lel zur Deut­schen Bun­des­bahn ent­wickel­te in der DDR die Deut­sche Reichs­bahn die Bau­rei­he VT 18.16, um inter­na­tio­na­le Rei­sen­de von Ost­ber­lin etwa nach Kopen­ha­gen, Prag oder Wien zu beför­dern. Die Bau­rei­he gilt bis heu­te als Pre­sti­ge­ob­jekt der Plan­wirt­schaft. Vor allem Geschäfts­rei­sen­de aus West­ber­lin und Skan­di­na­vi­en nutz­ten die Züge mit 1. und 2. Klas­se auf ihrer Durch­rei­se durch die DDR.

Im Volks­mund wur­den die Die­sel­trieb­wa­gen der Bau­rei­he VT 18.16 oft als „Gör­lit­zer“ oder „Vin­do­bo­na“ bezeich­net. Die Bezeich­nun­gen gehen auf den Her­stel­ler (VEB Wag­gon­bau Gör­litz) bzw. auf die Strecken­be­zeich­nung der 1957 ein­ge­führ­ten Ver­bin­dung zwi­schen Ost­ber­lin und Wien zurück (Vin­do­bo­na = Latei­nisch für Wien).

Zum ersten Mal in der Geschich­te der Eisen­bahn wer­den nun „TEE“ und „Vin­do­bo­na“ zusam­men gezeigt. Auf dem Außen­ge­län­de des Muse­ums wer­den zwei Trieb­köp­fe und ein Groß­raum­wa­gen des VT 11.5 („TEE“) sowie ein Trieb­kopf und ein Spei­se­wa­gen des VT 18.16 („Vin­do­bo­na“) ausgestellt.
Dr. Oli­ver Göt­ze, Direk­tor des DB Muse­ums: „Ob Eisen­bahn­fan oder nicht: Der Fas­zi­na­ti­on der bei­den Schnell­trieb­wa­gen wird sich kaum jemand ent­zie­hen kön­nen. Sie sind von zeit­lo­ser Ele­ganz, wecken Sehn­sucht nach der Fer­ne und ste­hen für ein wich­ti­ges Kapi­tel der deut­schen Ver­kehrs­ge­schich­te. Erst­mals wer­den sie nun zusam­men gezeigt – ein beson­de­res High­light in unse­rem Jahresprogramm.“

Bei­de Züge kön­nen von Diens­tag bis Sonn­tag zu den regu­lä­ren Öff­nungs­zei­ten des Muse­ums besich­tigt wer­den. Sechs­mal täg­lich wer­den zudem Tei­le der Innen­räu­me bei­der Züge für inter­es­sier­te Besu­che­rin­nen und Besu­cher zugäng­lich gemacht.