Cle­mens Heinl ist Künst­ler des Monats Juli der Metro­pol­re­gi­on Nürnberg

Otto­nor­mal­ver­brau­cher in Pap­pel und Eiche

Clemens Heinl. Foto: Norbert Korn

Cle­mens Heinl. Foto: Nor­bert Korn

Leben­dig sind sie und höchst indi­vi­du­ell – Cle­mens Heinls Skulp­tu­ren. Mit der Ket­ten­sä­ge aus (meist) Pap­pel­holz oder Eiche her­aus­ge­ar­bei­tet, tra­gen sie unver­wech­sel­ba­re Züge – und doch han­delt es sich um Typen: Die Muggn­ver­scheu­che­rin, der Hulz­moh, der Büro­an­ge­stell­te, die Baden­de, oder aber auch Klaus Scham­ber­ger, Adolph von Hen­selt und Albrecht Dürer. In jedem Fall steht der Mensch im Mit­tel­punkt von Heinls Werk, der Mensch, der so ist, wie er ist.

Der in Schwa­bach gebo­re­ne und leben­de Bild­hau­er hat zunächst einen ech­ten Brot­be­ruf gelernt, Ortho­pä­die­me­cha­ni­ker, und dar­in auch fast 10 Jah­re gear­bei­tet, bevor er sich pro­fes­sio­nell der Kunst zuwand­te. Der Wunsch, zu gestal­ten, ließ ihn ein­fach nicht los. Er mal­te, zeich­ne­te, por­trä­tier­te und gestal­te­te auch Pla­sti­ken. Ein befreun­de­ter Gra­fi­ker ermu­tig­te Heinl schließ­lich, sei­ne Arbei­ten einem Kunst­pro­fes­sor zu zei­gen. Und so kam es schließ­lich zu einem Stu­di­um an der Aka­de­mie der Bil­den­den Kün­ste in Nürn­berg. „Es war ein Voll­tref­fer, dass ich bei Wil­helm Uhl­ig stu­die­ren durf­te, einer der besten figu­ra­ti­ven Bild­hau­er in die­ser Zeit“, so Heinl. Anders als vie­le Kom­mi­li­to­nen ließ er sich nicht von dem unaus­ge­spro­che­nen Zwang, abstrak­te Kunst zu machen, anstecken. Er blieb bei Uhl­ig und wur­de Meisterschüler.

Bereits zu Stu­di­en­zei­ten erreich­ten ihn Auf­trä­ge, er gewann einen Wett­be­werb für Reli­efs in Pretz­dorf und konn­te erste Holz­skulp­tu­ren ver­kau­fen. Sein Auf­fang­netz Ortho­pä­die­me­cha­ni­ker hat er nach dem Stu­di­um nicht mehr benö­tigt. Er konn­te selbst­stän­dig blei­ben und sich ganz der Kunst widmen.

Kon­se­quent the­ma­ti­siert er Figu­ren – Frau­en, Män­ner, Kin­der, Tie­re – oft lebens­groß oder gar über­le­bens­groß, haut­nah und in hap­ti­scher Prä­senz. Als Vor­bil­der für sei­ne Gesich­ter die­nen eigens ange­fer­tig­te Por­träts oder Fotos, manch­mal ersetzt er das Mate­ri­al für die Köp­fe mit Bron­ze. „Der Reiz liegt ja auch bei den grob und kan­tig anmu­ten­den Figu­ren dar­in, deren Indi­vi­dua­li­tät und der eigent­li­chen Form her­aus­zu­ar­bei­ten“, so der Bild­hau­er. „Das ist immer wie­der eine Her­aus­for­de­rung und gibt mei­nen Skulp­tu­ren Kraft.“ Dabei kommt es ihm nicht auf vor­der­grün­di­ge Schön­heit, son­dern vor allem auf Aus­druck und Eigen­tüm­lich­keit an.

Die The­men und Moti­ve sei­ner Kunst sind unter­schied­lich, aber meist ist es die beleb­te Welt, die in gro­ben Schnit­zen aus dem Holz her­aus­ge­ar­bei­tet und danach oft­mals far­big gefasst wird. Pflan­zen und Vögel erschei­nen eben­so wie sit­zen­de und ste­hen­de Figu­ren oder Paa­re. Aber es gibt auch gan­ze Grup­pen wie die neue Serie tur­nen­der Män­ner, deren Ober­kör­per und Bei­ne im rech­ten Win­kel geformt sind und deren Reiz in der Mög­lich­keit der unter­schied­li­chen Grup­pie­rung liegt. „Im Gegen­satz zur tra­dier­ten Spiel­bein-Stand­bein-Figur, die seit der Anti­ke über­lie­fert ist und meist auch Per­so­nen höhe­ren Stan­des zukommt, spre­che ich hier von einer sozia­len Hal­tung“, so Heinl, „denn die lebens­gro­ßen Figu­ren, die in ver­schie­de­nen Posi­tio­nen tur­nen, kön­nen gut mit­ein­an­der inter­agie­ren: Sie kön­nen auf vie­le Art und Wei­se unter­ein­an­der gesta­pelt oder grup­piert und so zum Team werden.“

Eine wei­te­re bekann­te Grup­pe ist Heinls Fuß­bal­ler-Elf, die zur WM 2006 ent­stand und im Nürn­ber­ger Rat­haus zu fin­den ist. Bei der Ver­ga­be des Fuß­ball-Prei­ses der Stadt Nürn­berg ste­hen die Fuß­bal­ler seit­dem Spa­lier. Am bekann­te­sten wur­de jedoch eine Ein­zel­fi­gur Heinls, die in Zei­tun­gen im In- und Aus­land bis in die USA abge­druckt wur­de: Die im Innen­hof vor der städ­ti­schen Gale­rie in Schwa­bach ste­hen­de Stahl­blech­fi­gur Heinls hat­te den Ver­an­stal­ter eines Stadt­fe­stes wegen des sich direkt in Augen­hö­he befind­li­chen Geni­tals ver­an­lasst, sie besei­ti­gen zu las­sen. Das wie­der­um hat­te die Pres­se auf den Plan geru­fen und die „Schnie­del­wutz-Affä­re“ Schwa­bach natio­nal und inter­na­tio­nal in die Pres­se gebracht.

In sei­ner über 30-jäh­ri­gen Lauf­bahn als Bild­hau­er hat Cle­mens Heinl etli­che Prei­se erhal­ten, so z.B. den Karl Rössing-Preis der Aka­de­mie der Schö­nen Kün­ste in Mün­chen, den Kunst­preis der Nürn­ber­ger Nach­rich­ten, den Kunst­preis der Stadt Kulm­bach und auch den Kul­tur­me­ter der Schwa­ba­cher Grü­nen. Er nahm an Sym­po­si­en in der Tür­kei, in Anta­lya und Pon­te Cul­tu­ra in Sao Pau­lo teil, ist in der Jury für die Kunst­bi­en­na­le „ortung“, stell­te in der Natio­nal­ga­le­rie Skop­je und am Fine Art Insti­tut Shen­zen in Chi­na und mit der Gale­rie Bode seit eini­gen Jah­ren in Korea aus. Zusam­men mit Künst­lern aus Nica­ra­gua setz­te er das Kunst­pro­jekt „Dürers Traum“ des Amtes für inter­na­tio­na­le Bezie­hun­gen um. Ver­tre­ten wird Heinl von etli­chen Gale­rien wie der von Ines Schulz in Dres­den, der Gale­rie Klo­ster­gAR­Ten in Millstatt/​Österreich, der Gale­rie Beu­ken­hof in Kluisbergen/​Belgien, in Ulm von Tobi­as Schr­a­de, in Mün­chen von der Gale­rie Klaus Lea u.a.

Aktu­ell ist das Werk „Out­sour­ced“ von Cle­mens Heinls in der Aus­stel­lung zum Nürn­ber­ger Kunst­preis ab dem 18. Juli zu sehen. Wei­te­re Infos unter www​.cle​mens​-heinl​.com