Pres­se­mit­tei­lung der Ober­frän­ki­schen JuSos: „Zivi­li­sa­ti­ons­bruch been­den – Men­schen eine Chan­ce geben“

Der Innen‑, Bau- und Hei­mat­mi­ni­ster Horst See­ho­fer hat bei der Vor­stel­lung sei­nes „Master­plans“ ver­kün­det, dass zu sei­nem 69. Geburts­tag genau 69 Per­so­nen nach Afgha­ni­stan abge­scho­ben wer­den soll­ten. Wir ver­ur­tei­len es ent­schie­den, in die­ser absur­den Art und Wei­se über Men­schen zu spre­chen, die jeder Per­spek­ti­ve beraubt und wie Men­schen zwei­ter Klas­se behan­delt werden.

Unter die­sen Men­schen ist auch der 22-jäh­ri­ge Bay­reu­ther Dani­al M., der seit 2015 in Deutsch­land lebt und eine Aus­bil­dung begon­nen hat. Nun muss er Kir­chen­asyl in Anspruch neh­men, um nicht in das Land abge­scho­ben zu wer­den, in dem er mit Gewalt und Ter­ror und sei­nem siche­ren Tod rech­nen muss. Dabei ist es eine christ­li­che Par­tei, die sein Leben in Gefahr brin­gen möch­te, weil sie sich poli­ti­sches Kapi­tal und eine Pro­fi­lie­rung gegen­über der extre­men Rech­ten erhofft. Die Jusos Ober­fran­ken ver­ach­ten die­sen Zivi­li­sa­ti­ons­bruch und for­dern daher nicht nur den umge­hen­den Rück­tritt von Horst See­ho­fer, son­dern das Ende der Koali­ti­on mit der CSU.

Drei Jah­re nach dem Aus­ru­fen der soge­nann­ten „Flücht­lings­kri­se“ ist es in Bay­ern kei­ne Sel­ten­heit, dass Men­schen will­kür­lich abge­scho­ben wer­den. Jugend­li­chen wird dabei die Aus­sicht auf Deutsch­un­ter­richt, Aus­bil­dung und ein Leben in Frei­heit genom­men. Durch die ver­mehr­te Unter­brin­gung in geschlos­se­nen Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen wie die „AEO“ in Bam­berg wer­den Geflüch­te­te von der Gesell­schaft abge­schirmt, was eine Inte­gra­ti­on prak­tisch unmög­lich macht – die Ein­schrän­kung der Bewe­gungs­frei­heit und die Kür­zung der finan­zi­el­len Bezü­ge erschwe­ren die Teil­ha­be an der Gesell­schaft noch mehr.

Migra­ti­on wird als Ver­bre­chen, alle Ausländer*innen als poten­ti­el­le Schwerverbrecher*innen, ein­ge­stuft. Deutsch­land setzt sich gemein­sam mit natio­na­li­sti­schen Regie­run­gen dafür ein, dass die See­not­ret­tung wei­ter­hin kri­mi­na­li­siert wird und die inner­eu­ro­päi­sche Frei­zü­gig­keit lang­fri­stig abge­schafft wird.

Wir for­dern den SPD-Außen­mi­ni­ster Hei­ko Maaß dazu auf, ein deut­li­ches Zei­chen für eine huma­ne und euro­päi­sche Außen­po­li­tik zu set­zen. Die momen­ta­ne Regie­rungs­po­li­tik steht im Wider­spruch zu den Men­schen­rech­ten, vor allem aber auch zu unse­rer sozi­al­de­mo­kra­tisch-euro­päi­schen Grund­hal­tung. Die­se Radi­ka­li­sie­rung des Dis­kur­ses darf die SPD nicht län­ger unkom­men­tiert las­sen. Anstel­le benach­tei­lig­te Men­schen und Geflüch­te­te gegen­ein­an­der aus­zu­spie­len, müs­sen wir huma­ne und ziel­füh­ren­de Lösun­gen prä­sen­tie­ren. Wir for­dern daher:

  • Schaf­fung siche­rer und lega­ler Flucht­kor­ri­do­re nach Euro­pa und damit die Mög­lich­keit, einen Asyl­an­trag vor der Ein­rei­se nach Euro­pa zu stellen
  • Aus­set­zung des geschei­ter­ten Dub­lin-III-Abkom­mens, EU-Län­dern sol­len nach ihrer Wirt­schafts­kraft und Bevöl­ke­rung einen fai­ren Anteil der Geflüch­te­ten beherbergen
  • Abschie­be­stopp in alle Län­der, in denen Men­schen auf Grund ihrer Reli­gi­on, ihres Geschlechts, ihrer sexu­el­len Ori­en­tie­rung oder ihrer poli­ti­schen Gesin­nung syste­ma­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung, Ver­fol­gung oder Gewalt droht
  • Abschaf­fung der Rege­lung bezüg­lich „siche­rer Herkunftsländer“
  • Abschie­be­stopp für alle Men­schen, die in Deutsch­land Schutz suchen – dazu zählt auch der Bay­reu­ther Dani­al M., der momen­tan Kir­chen­asyl bean­spru­chen muss
  • Auf­lö­sung der zen­tra­len Auf­nah­me­ein­rich­tung in Bam­berg (AEO) und eine dezen­tra­le Unter­brin­gung aller Geflüchteten
  • Anstel­le von Anker- und Tran­sit­zen­tren dezen­tra­le Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten ohne Residenzpflicht
  • Inve­sti­tio­nen in Wohn­raum, Bil­dung, Lehr­kräf­te und Infra­struk­tur damit benach­tei­lig­te Men­schen nicht län­ger gegen Geflüch­te­te aus­ge­spielt wer­den können
  • Bekämp­fung der Flucht­ur­sa­chen durch Inve­sti­tio­nen in den glo­ba­len Süden, fai­ren Han­dels­ab­kom­men und einem Stopp der Rüstungsexporte

Wir möch­ten in einem Land leben, in dem nicht län­ger die Her­kunft oder die Staats­bür­ger­schaft über die Chan­cen in Schu­le, Aus­bil­dung und auf dem Arbeits­markt ent­schei­den, son­dern nur die eige­nen Fähig­kei­ten und Talente.

Vitus Mayr
Kom­mis­sa­ri­scher Bezirksvorsitzender
Bam­berg