Der 19. Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon – Unter­wegs im „Besen­wa­gen“

Besenwagen. Foto: Reinhard Löwisch

Besen­wa­gen. Foto: Rein­hard Löwisch

Bei ande­ren Sport­ar­ten wie dem Rad­ren­nen oder der For­mel Eins kennt man die Safe­ty Cars, die für die Sicher­heit auf der Strecke sor­gen. Beim Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon gibt es dafür den „Besen­wa­gen“, nach des­sen Durch­fahrt die B470 von Mara­thon­läu­fern wie leer­ge­fegt ist. Dann ist der Weg frei für Fuß­gän­ger, Rad­ler oder Ska­ter, die den auto­frei­en Sonn­tag auf der sonst viel­be­fah­re­nen Strecke ver­brin­gen wol­len. „Ich sor­ge dafür, dass es nicht zu Unfäl­len zwi­schen Sport­lern und Besu­chern kommt.“

Seit vier Jah­ren sit­zen die bei­den Freun­de Tho­mas Kme­th und Udo Prech­tel abwech­selnd hin­ter dem Steu­er – ehren­amt­lich. „Das ist ein ganz beson­de­res Erleb­nis.“ Das war, nach­dem der lang­jäh­ri­ge Fah­rer Rein­hold Traut­ner aus Eggols­heim auf­ge­hört hatte.

Udo Prechtel. Foto: Brinke,

Udo Prech­tel. Foto: Brinke,

„Wir woll­ten mit­hel­fen. Schließ­lich waren wir aber schon mehr­fach als Zuschau­er beim Frän­ki­sche Schweiz-Mara­thon dabei gewe­sen.“ An der Spit­ze des Fel­des gibt es ein Pen­dant: den Füh­rungs­wa­gen, den Klaus Fried­rich vom gleich­na­mi­gen Auto­haus in Lauf an der Peg­nitz steu­ert. „In dem Fahr­zeug möch­te jeder ger­ne sit­zen, denn es macht die Strecke für die Läu­fer frei.“ Einen Besen­wa­gen kann eigent­lich jeder fah­ren, so scheint es. „Es muss einem aber auch lie­gen, mit weni­ger als zehn Stun­den­ki­lo­me­tern hin­ter dem letz­ten Läu­fer her­zu­tuckern.“ Er nut­ze die Gele­gen­heit, um ganz in Ruhe die Land­schaft genie­ßen zu kön­nen, so Prech­tel. Sei­ne Haupt­auf­ga­be ist es, im letz­ten Fahr­zeug die Sport­ler zu schützen.

Dar­über hin­aus müs­se er auch dar­auf ach­ten, dass die Mara­thon­läu­fer die 42,195 Kilo­me­ter durch das Wie­sent­tal in der vor­ge­ge­be­nen Maxi­mal­zeit bis zum Ziel­schluss um 14:15 Uhr schaff­ten. Wem das nicht gelin­ge, der müs­se ent­we­der auf­hö­ren oder auf eige­ne Gefahr wei­ter­ma­chen, da die Strecke nach der Durch­fahrt des Besen­wa­gens abschnitts­wei­se für Rad­fah­rer und Inline-Ska­ter frei gege­ben wird. Prech­tels Blick geht aber nicht nur nach vor­ne auf den Asphalt, son­dern auch nach links und rechts, ob jemand vom Weg abge­kom­men ist und im Gra­ben liegt.

Manch­mal bedaue­re er die Poli­zei­kol­le­gen, die auf ihren Motor­rä­dern oder in den Strei­fen­wa­gen hin­ter ihm her­füh­ren, so Prech­tel. Die hät­ten nicht wie er das Pri­vi­leg, ein Elek­tro­au­to ohne Gang­schal­tung nut­zen zu dür­fen, das pro­blem­los auch über län­ge­re Zeit „Geschwin­dig­kei­ten“ von zwei, vier oder sechs Stun­den­ki­lo­me­tern schaf­fe. „Ohne dass dabei die Kupp­lung wegen der Dau­er­be­la­stung Scha­den nimmt oder einem der Ben­zin­mo­tor stän­dig abstirbt.“

Lang­wei­lig wird es Prech­tel in den knapp fünf Stun­den nicht, die er zwi­schen Eber­mann­stadt und Beh­rin­gers­müh­le unter­wegs ist. Ablen­kung ver­spre­chen eini­ge Schwätz­chen mit den ehren­amt­li­chen Hel­fern von Feu­er­weh­ren und THW an den Versorgungsstationen.

„Nach eini­ger Zeit kennt man fast alle. Und freut sich über den Élan, mit dem alle dabei sind.“ Mit­un­ter über­neh­me er auch klei­ne Trans­port­auf­trä­ge zwi­schen den Stütz­punk­ten. Ein­mal hiel­ten ihn sogar drei völ­lig erschöpf­te Sport­ler an, die es wegen der gro­ßen Hit­ze nicht mehr bis ins Ziel schaf­fen wür­den. „Um die habe ich mich dann geküm­mert und sie nach Eber­mann­stadt mitgenommen.“

Schwer­wie­gen­de Zwi­schen­fäl­le hat der 51-jäh­ri­ge Beam­te bei der Bereit­schafts­po­li­zei in Bam­berg bis­her nicht erle­ben müs­sen. „Seit­dem ich dabei bin, hat es fast jeder in der vor­ge­se­he­nen Zeit ins Ziel geschafft.“ Wohl aber gibt es immer wie­der Dis­kus­sio­nen mit Rad­fah­rern oder Inline-Ska­tern, die ihn über­ho­len möch­ten. „Das kann ich aus Sicher­heits­grün­den aber nicht zulassen.“

Ein biss­chen Geduld brau­che man schon.