17 Groß­pla­sti­ken von Rui Cha­fes in Bam­berg zu sehen

„See­len­schat­ten“ – Ein Spiel mit Schwe­re und Leichtigkeit

Spaß beim Betrachten und Besitzen der Skulptur am Schiffbauplatz haben vlnr. Rui Chafes, Oberbürgermeister Andreas Starke (sitzend in der Skulptur), Kurator Prof. Bernd Goldmann

Spaß beim Betrach­ten und Besit­zen der Skulp­tur am Schiff­bau­platz haben Rui Cha­fes, Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke (sit­zend in der Skulp­tur), Kura­tor Prof. Bernd Goldmann

Eigent­lich sind es kei­ne Skulp­tu­ren, son­dern „Ereig­nis­se im Raum“, sagt Rui Cha­fes über sei­ne bis zu fünf Meter hohen Eisen­ko­los­se, die bis Anfang Sep­tem­ber an 17 Orten der Stadt zu sehen sind. Jeden Prä­sen­ta­ti­ons­ort hat er gründ­lich aus­ge­sucht. Die Figu­ren des por­tu­gie­si­schen Bild­hau­ers sind im Stadt­bild nicht sofort zu sehen, son­dern wol­len gesucht und gefun­den werden.

Sei­ne schwar­zen Kugel­for­ma­tio­nen hän­gen in Ästen im Hol­ler­gra­ben am Ufer der Reg­nitz, thro­nen am Dom­kranz oder bau­meln vom Bal­kon des ehe­ma­li­gen Roten­han-Palais in der Kapu­zi­ner­stra­ße. Bei­na­he ver­steckt schwe­ben sie in zwölf Metern Höhe in einem Baum­ge­äst im Hain, als hät­te ihnen jemand die Schwe­re des Eisens her­aus­ge­zau­bert. Die Figuren(en) „Ich will alles von Dir“ könn­ten zwei innig ver­schlun­ge­ne Lie­ben­de sein, die mit den Kugeln des Lebens balan­cie­ren und am Durch­gang des Brücken­rat­hau­ses Pas­san­ten salu­tie­ren. „Kugeln sind ein Zei­chen von Bewe­gung und ver­kör­pern für mich auf idea­le Wei­se die Idee von Imma­te­ria­li­tät“, betont der 1966 in Lis­sa­bon gebo­re­ne Künstler.

Schwarz und schwer sym­bo­li­sie­ren die Eisen­ku­geln zugleich die Last, aber auch die Schat­ten und die Leich­tig­keit des Seins. Sie neh­men die For­men des Barock mit sei­nen Schwün­gen und muschel­för­mi­gen Orna­men­ten auf und geben der Schwe­re des Eisens zugleich eine trö­sten­de Leich­tig­keit, indem Cha­fes sie anschei­nend feder­leicht schwe­ben oder auf Bah­nen schein­bar glei­ten lässt. „Die­se Stadt gibt ein gro­ßes Gefühl von Zeit und von Epo­chen, weil sie nicht zer­stört wor­den ist. Das ist in moder­nen Groß­städ­ten ver­lo­ren gegan­gen“, sagt Cha­fes, der seit sei­nem Stu­di­um an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf sehr gut Deutsch spricht und die Wer­ke des roman­ti­schen Dich­ters Nova­lis ins Por­tu­gie­si­sche über­setzt hat. Cha­fes liebt nach eige­nem Bekun­den die deut­sche Spra­che und Kul­tur – und die Stadt E.T.A Hoff­manns im Beson­de­ren. Er schät­ze die Hin­ga­be, mit der man sich hier der Kunst und Künst­lern wid­me, die Res­sour­cen, die Bam­berg hier­für auf­wen­de. „Mit Bam­berg habe ich mitt­ler­wei­le eine Lie­bes­ge­schich­te ent­wickelt“, gesteht Chafes.

1989, damals noch Stu­dent an der Fakul­tät Fine-Arts der Uni­ver­si­tät von Lis­sa­bon, besucht er die Stadt zum ersten Mal – um das von Til­man Rie­men­schnei­der geschaf­fe­ne Grab des Kai­ser­paa­res Hein­rich und Kuni­gun­de im Dom zu sehen. Seit­her zieht es ihn immer wie­der nach Bam­berg, zwei, drei Mal prä­sen­tier­te er hier bereits eini­ge sei­ner Wer­ke. Zwei von ihnen sind in Bam­berg nun zu Hau­se – in St. Ste­phan ist sei­ne Skulp­tur mit dem Titel „Stär­ker als der Tod“ zu sehen, eine ande­re befin­det sich im Restau­rant „Eckerts“. Bei­de wur­den durch pri­va­te Initia­ti­ven erworben.

Sei­nen Groß­ge­bil­den hat er als Kon­trast zum har­ten, kal­ten Eisen poe­ti­sche Titel gege­ben. „Ich will alles von Dir“, „Lan­ger Traum“ und „Stär­ker als der Tod“ hei­ßen drei sei­ner Wer­ke. Spra­che und Bild­haue­rei ver­ei­nen sich bei Cha­fes zu einer Art Uni­ver­sal­poe­sie. Titel und Skulp­tur gehö­ren zusam­men und geben dem Betrach­ter eine von vie­len Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten. „Ich arbei­te mit Wor­ten und mit Eisen“, sagt Cha­fes und fügt hin­zu: „Ich wün­sche mir Besu­cher, die sich von mei­nen Wer­ken erstau­nen lassen.“

Im 25. Jahr der Ver­lei­hung ihres Welt­kul­tur­er­be­sta­tus durch die Unesco fin­det damit in Bam­berg wie­der eine spek­ta­ku­lä­re Schau von Groß­pla­sti­ken statt, die hier schon Tra­di­ti­on haben. Seit 1998 zeigt die Stadt zeit­ge­nös­si­sche Kunst im öffent­li­chen Raum, die Rei­he nahm ihren Anfang, als der dama­li­ge Lei­ter des inter­na­tio­na­len Künst­ler­hau­ses Vil­la Con­cor­dia, Bernd Gold­mann, die Bron­ze-Sta­tu­en des kolum­bia­ni­schen Künst­lers Fer­nan­do Botero nach Bam­berg hol­te. Auch bei der jet­zi­gen Schau ist Gold­mann Initia­tor und Kura­tor. Von Spon­so­ren und durch Stif­tun­gen ange­kauf­te Figu­ren von Fer­nan­do Botero, Joan­nis Avra­mi­dis, Igor Mit­or­aj, Erwin Wortel­kamp, Bern­hard Lug­in­bühl und Mar­kus Lüpertz prä­gen das Stadtbild.

Zu der Aus­stel­lung wer­den etli­che Füh­run­gen statt­fin­den. Zudem ist ein Fly­er erschie­nen, der an ver­schie­de­nen Stel­len im Stadt­ge­biet aus­liegt. Unter ande­rem in den Rat­häu­sern und beim Tou­ris­mus- und Kon­gresservice. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter www​.bam​berg​.de

SEE­LEN­SCHAT­TEN – RUI CHAFES

Groß­pla­sti­ken­aus­stel­lung in Bamberg

von 12. Mai bis 31. August 2018

Rui Cha­fes (geb. 1966) ist in Lis­sa­bon zu Hau­se. Im Grun­de ist der Por­tu­gie­se Welt­bür­ger, der min­de­stens fünf Spra­chen beherrscht, der in sei­ner Hei­mat­stadt Bild­haue­rei stu­dier­te, anschlie­ßend in Düs­sel­dorf und seit­dem welt­weit sei­ne ein­drucks­vol­len Pla­sti­ken prä­sen­tiert, ein­ge­la­den von den wich­tig­sten Muse­en und Gale­rien. So nahm er bereits an der Bien­na­le in Sao Pau­lo und Vene­dig teil.

Die Stadt Bam­berg dankt den Unter­stüt­zern und Spon­so­ren der aktu­el­len Aus­stel­lung „Rui Cha­fes – See­len­schat­ten“, allen vor­an der Ober­fran­ken­stif­tung, der Stif­tung der Spar­kas­se Bam­berg, der Stif­tung Welt­kul­tur­er­be Bam­berg, dem Kul­tur­fonds Bay­ern, dem Erz­bis­tum Bam­berg, den Stadt­wer­ken Bam­berg und der Stadt­bau Bamberg.

Ganz beson­ders dan­ken wir der Gale­ria Filome­na Soares in Lis­sa­bon für die gewähr­te Leih­ga­be wie für die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Dank gilt Herrn José Lobo de Vas­con­cel­los, Herrn Pau­lo Pimen­ta, Herrn und Frau de Bur­nay, Herrn Pedro Álva­res Ribei­ro und der Fun­da­ção de Ser­ral­ves aus Por­tu­gal sowie Herrn Pierre Debra aus Bel­gi­en, die für Mona­te auf ihre Kunst­wer­ke ver­zich­ten. Zu Dank ver­pflich­tet sind wir der Stif­tung Würth in Kün­zels­au für die Mög­lich­keit, die spek­ta­ku­lä­re Arbeit „Was erschreckt dich so?“ im Hain prä­sen­tie­ren zu können.

Sei­ner Exzel­lenz Herrn Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick, Hoch­wür­dig­ster Herr Dom­ka­pi­tu­lar Dr. Nor­bert Jung sowie dem Dom­ka­pi­tel sind wir für die Geneh­mi­gung dank­bar, auf ihrem Gebiet Arbei­ten Rui Cha­fes‘ prä­sen­tie­ren zu können.

Wir ent­bie­ten unse­ren Dank auch dem Prä­si­den­ten der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät, Herrn Pro­fes­sor Gode­hard Rup­pert, und der Kanz­le­rin, Frau Dr. Dag­mar Steu­er-Flie­ser, sowie dem Biblio­theks­di­rek­tor, Herrn Dr. Fabi­an Fran­ke, für die wie­der gewähr­te Erlaub­nis, Arbei­ten auf ihrem Gebiet auf­stel­len zu dürfen.

Beim Auf­bau sowie der Erstel­lung der Fun­da­men­te wirk­ten in bewähr­ter Wei­se die Fa. Eberth Bau mit ihrem Chef Micha­el Betz sowie das Gar­ten­amt der Stadt Bam­berg. Mit gro­ßem Enga­ge­ment wid­me­ten sich der Aus­stel­lung die Mit­ar­bei­ter des Kul­tur­am­tes unter der Lei­tung von Anne Renz-Sagstetter.