„Leben und Ster­ben als Pro­jekt – damals und heu­te“: Film und Film­ge­spräch in Bamberg

Pro­jekt „Im Geden­ken der Kin­der“ 13.04. – 15.06.2018 in Bam­berg – Schirm­her­rin Frau Staats­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml

Die „bio­po­li­ti­sche Ent­wick­lungs­dik­ta­tur“ des Natio­nal­so­zia­lis­mus war letzt­lich ein gigan­ti­sches Pro­jekt zur staat­li­chen Steue­rung von Leben und Ster­ben. Die völ­ki­schen und öko­no­mi­schen Ideen ziel­ten auf eine plan­wirt­schaft­li­che, „qua­li­ta­ti­ve Auf­for­stung“ der deut­schen Bevöl­ke­rung. Mit die­ser All­machts-phan­ta­sie konn­te sich eine Mehr­heit der dama­li­gen Bevöl­ke­rung ‑auch emo­tio­nal- ein­ver­stan­den erklä­ren. So fand die radi­ka­le NS-Poli­tik eine hin­rei­chen­de Gefolg­schaft für ihre Hass- und Ver­nich­tungs­ak­tio­nen gegen­über den­je­ni­gen Men­schen, die als „min­der­wer­tig“, „lebens­un­wert“, „uner­wünscht“ ver­däch­tigt, aus­ge­grenzt und preis­ge­ge­ben wur­den. Wür­de, Wert und Leben von Schwa­chen und Aus­ge­grenz­ten konn­ten nach der kol­lek­ti­ven Ethik der NS-Volks­ge­mein­schaft unge­straft ver­nich­tet wer­den. Nur wenn sich jemand fand, der aktiv für Wür­de und Wert ein­trat, konn­te indi­vi­du­el­les Leben geret­tet werden.

Heu­te for­dert die Gesell­schaft, dass jeder Mensch sein Leben und Ster­ben als indi­vi­du­el­les Pro­jekt selbst in die Hand nimmt und gestal­tet. Medi­zi­ni­sche Dienst­lei­stun­gen und staat­li­che Pla­nungs­in­stru­men­te sol­len die­sen indi­vi­du­el­len Weg unter­stüt­zen. Doch bleibt mensch­li­ches Leben immer auch dem Zufäl­li­gen und Schick­sal­haf­ten, Ideo­lo­gien und Gren­zen, der Viel­falt und Ver­letz­lich­keit mensch­li­cher Exi­stenz aus­ge­setzt. Wie kann sich der Mensch in die­sem moder­nen Span­nungs­feld zurecht­fin­den und damit klarkommen?

Clau­dia Sim­merl aus Bam­berg nahm ihre Zuhö­rer­schaft Ende April in ihrem Vor­trag in das Span­nungs­feld von künst­li­cher Befruch­tung und Schwan­ger­schaft, Eltern­schaft und Tod, sowie durch Äng­ste, Her­aus­for­de­run­gen, Wand­lun­gen und lebens­tie­fe Erfah­run­gen mit.

Uner­füll­ter Kin­der­wunsch – das Leben, das nicht beginnt …;

Sie refe­rier­te über sie­ben her­aus­for­dern­de Jah­re uner­füll­ten Kin­der­wun­sches zwi­schen den Polen „Mach­bar­keit und Hin­ga­be“. Im Coa­ching arbei­te­te sie mit ihren Äng­sten und Sehn­süch­ten. Medi­ta­ti­on, Gebet, Sin­gen und Musik wur­den eine wert­vol­le Beglei­tung. Zudem war es wich­tig, an den Kin­dern der Fami­lie teil­zu­ha­ben – Paten­kin­der, Nef­fen und Nich­te in ihrem All­tag zu erle­ben. Ein gemein­sa­mes Visi­ons­bild mit ihrem Mann gab Zuver­sicht und Durch­hal­te­ver­mö­gen, als eine hohe Zahl künst­li­cher Befruch­tun­gen ergeb­nis­los erschien.

Schwe­re Dia­gno­se in der Schwan­ger­schaft – das Leben, das wie­der zu gehen scheint …

Zu ihrem 40. Geburts­tag war sie dann schwan­ger. End­lich! Was für ein Geschenk! Am Anfang stand die Vor­freu­de auf Dril­lin­ge, dann auf Zwil­lin­ge. Doch die Nacken­fal­ten­un­ter­su­chung droh­te mit einer schwe­ren Zukunft. Mit ihrem Mot­to „Haupt­sa­che geliebt“ – statt „Haupt­sa­che gesund!“ stärk­ten sich die Ehe­part­ner gegen­sei­tig dar­in, wich­ti­ge Schrit­te zu gehen.

Leben und Tod mei­stern! – ein Kind auf Erden und ein Ster­nen­kind im Himmel!

In der 31. Woche wur­den Lau­ra und Jan­nis gebo­ren. Das soge­nann­te Kän­gu­ru­hen – d.h. die Früh­chen auf der Brust zu hal­ten – war eine Oase des begin­nen­den Eltern­seins inmit­ten der medi­zi­ni­schen Not­wen­dig­kei­ten auf der Intensivstation.

Knapp acht Wochen leb­te Lau­ra ihr „Leben in Fül­le“, dann wur­de sie zu Gott heimgerufen.

Clau­dia Sim­merl reflek­tier­te und ver­ar­bei­te­te die­sen Weg und ihre Erfah­run­gen in einem Buch. Sie beschreibt dar­in auch, wie sie und ihre Fami­lie mit dem Tod der Toch­ter umgin­gen und wie es ihnen gelang, dar­in Zei­chen des Lebens zu emp­fan­gen, statt zu ver­zwei­feln. Wenn sie nach ihren Kin­dern gefragt wird, ant­wor­tet sie: „Jan­nis lebt – und Lau­ra auch! Wir haben ein Kind auf Erden und ein Ster­nen­kind im Himmel!“
Dem Vor­trag schloss sich ein inten­si­ver Aus­tausch mit den Zuhö­re­rin­nen an. (cs/​mb)

Das Buch „Ein Kind auf Erden und ein Ster­nen­kind im Him­mel“. und die von Clau­dia Sim­merl zu die­sem The­ma ent­wickel­ten lösungs­ori­en­tier­ten Semi­na­re sind auf ihrer Home­page zu finden
http://​www​.sim​merl​.de/​a​u​s​b​i​l​d​u​n​g​/​m​i​t​-​u​n​d​-​o​h​n​e​-​k​i​n​d​-​g​l​u​e​c​k​l​i​c​h​/​i​n​d​e​x​.​php

Das Buch ist im Buch­han­del, z.B. www​.neue​col​li​bri​.de oder bei Clau­dia Sim­merl unter: www​.trai​nings​-ideen​.de erhältlich.

Film und Film­ge­spräch über Notfallmedizin

Am Mon­tag, den 04. Juni 2018, 18.30 – 20.00 h, fin­det mit dem Film und dem Film­ge­spräch über Not­fall­me­di­zin am Beginn des Lebens die näch­ste Ver­an­stal­tung mit Bezug zur Gegen­wart statt. Die­se wid­met sich der Fra­ge, wie das Leben in die­sem moder­nen Span­nungs­feld wün­schens­wert, leb­bar, ver­ant­wort­lich und ver­ant­wort­bar gestal­tet wer­den kann.

Der Film „Die Baby­ret­te­rin – Not­fall­me­di­zin am Beginn des Lebens“ zeigt, wel­che Kon­flikt­fel­der, Anfor­de­run­gen, Zumu­tun­gen unse­re „Mul­ti­op­ti­ons­ge­sell­schaft“ heu­te bereits für die Klein­sten (und die Neo­na­to­lo­gen) bereit­hält. Für den Film beglei­te­te ein Film­team von Spie­gel-TV Wis­sen die renom­mier­te Früh­ge­bo­re­nen-Medi­zi­ne­rin Frau Prof. Dr. Eva Robel-Til­lig. ein hal­bes Jahr bei ihrer Arbeit mit Kin­dern, deren Leben als Not­fall beginnt. Die­sen Kin­dern „an der Schwel­le der Lebens­fä­hig­keit“ hilft Prof. Robel-Til­lig beim Start ins Leben. Sie unter­stützt die Kin­der, damit die­se sich gemein­sam mit ihren Eltern mög­lichst gut ent­wickeln kön­nen. Die­ses mit­ein­an­der Wach­sen wird zuwei­len durch die „Schat­ten­sei­ten der Indi­vi­dua­li­sie­rung“ erschwert. Prof. Eva Robel-Til­lig beein­druckt bei allem durch ihre men­schen­freund­li­che, ruhi­ge, beru­hi­gen­de, wert­schät­zen­de, unter­stüt­zen­de Hal­tung für ihre win­zi­gen Pati­en­ten – wie für die jun­gen Eltern. Sie stellt sich den ethi­schen Fra­gen und benennt die gesell­schaft­li­chen Ein­flüs­se, die zu einem ste­ti­gen Anstieg der Not­fäl­le führen.

Im Film­ge­spräch bie­tet sich eine sehr gute, und inhalt­lich inter­es­san­te Ver­knüp­fung zur Dis­kus­si­on um „lebens­wer­tes“ und schüt­zens­wer­tes Leben an.
Frau Prof. Robel-Til­lig arbei­tet heu­te als Chef­ärz­tin der Kin­der­kli­nik der Sozi­al­stif­tung in Bam­berg. Infor­ma­ti­ons­ma­te­ri­al über die Mög­lich­kei­ten der Unter­stüt­zung wird ausgelegt.

Ver­an­stal­tungs­ort: Stadt­ar­chiv Bam­berg, Unte­re Sand­stra­ße 30a, 96049 Bamberg

Es ergeht herz­li­che Einladung!