Vor­trag in Bam­berg: „Aber die Erzie­hung von Kin­dern, das ist kei­ne Multiplikationstabelle.“

Anmer­kun­gen zu Janusz Kor­c­zaks For­de­rung vom Recht auf Lie­be und Achtung

Gesund, lei­stungs­fä­hig, blau­äu­gig, blond, hart wie Stahl, schnell wie Wind­hun­de, ohne eige­nen Wil­len und ohne selb­stän­di­ges Den­ken, so soll­te die Jugend sein, die im Gei­ste des NS-Regimes für die gro­ßen Zukunfts­auf­ga­ben als brauch­bar ein­ge­schätzt wur­de. Behin­der­te, kran­ke, auf­fäl­li­ge, „aso­zia­le“, „uner­wünsch­te“ Kin­der und Jugend­li­che, wur­den als „Bal­last­exi­sten­zen“ und „unnüt­ze Esser“ ein­ge­stuft, plan­wirt­schaft­lich erfasst und der für sie vor­ge­se­he­nen „Behand­lung“ („Hei­lung oder Ver­nich­tung“) zuge­führt. Auch in den erober­ten Gebie­ten wur­den Kin­der direkt in die bestehen­den Ver­nich­tungs­la­ger oder in eigens geschaf­fe­ne Kinder-„Konzentrationslager“ „abtrans­por­tiert“. Über die­ses System waren Amts­ärz­te, Heb­am­men, Juri­sten, Kin­der­ärz­te, Psych­ia­ter, Heim- und Anstalts­lei­ter, Pfle­ge­per­so­nal, Päd­ago­gen, Beam­te, Bür­ger­mei­ster, Ver­wal­tun­gen infor­miert. Sie haben bereit­wil­lig an die­ser „erb­bio­lo­gi­schen Ent­wick­lungs­dik­ta­tur“ mit­ge­wirkt. Nur weni­ge wider­setz­ten sich.

Im Mit­tel­punkt die­ses Vor­tra­ges steht Janusz Kor­c­zak, der als sog. Reform­päd­ago­ge bekannt ist. Doch Kor­c­zak war Arzt, Schrift­stel­ler, Heim­lei­ter, Päd­ago­ge, Wider­stands­kämp­fer und Mär­ty­rer. Mit sei­ner men­schen­freund­li­chen Päd­ago­gik zur Demo­kra­tie­fä­hig­keit gilt noch heu­te: Kor­c­zak bleibt zuständig!

Wie kaum ein ande­rer hat der jüdisch-pol­ni­sche Kin­der­arzt, Schrift­stel­ler und Päd­ago­ge Janusz KOR­C­ZAK die Rech­te der Kin­der pro­kla­miert, ange­mahnt und ver­tei­digt – bis zum bit­te­ren Ende in Treb­linka. Sei­ne Sicht vom Kind und sei­ne Ana­ly­se des Ver­hält­nis­ses der Erwach­se­nen zu den Kin­dern sind heu­te aktu­el­ler denn je.

Sehr früh hat Kor­c­zak näm­lich ent­larvt, wie Erzie­hung von den Erwar­tun­gen und Gefüh­len der Erwach­se-nen abhängt und von öko­no­mi­schen, poli­ti­schen bzw. sogar ideo­lo­gi­schen Vor­stel­lun­gen einer Gesell­schaft geprägt ist. Mit sei­nem Leben und sei­nem lite­ra­ri­schen Werk ent­warf er eine völ­lig neu­ar­ti­ge Sicht auf das Kind, indem er Kin­dern in ihren jewei­li­gen oft schwie­ri­gen Sta­di­en des Wach­sens und der Ent­wick­lung Lie­be und Ach­tung, Für­sor­ge und Aner­ken­nung, Mit­tel­mä­ßig­keit und Schei­tern – und immer wie­der Frei­heit zubilligte.

Für Kor­c­zak muss es Ehr­geiz jeg­li­cher Erzie­hung sein, „gün­stig­ste Ergeb­nis­se auf dem Wege gering­ster Ver­let­zun­gen der Men­schen­rech­te zu erzielen.“

Pro­jekt „Im Geden­ken der Kin­der“ 13.04. – 15.06.2018 in Bamberg

Schirm­her­rin Frau Staats­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml

Das Begleit­pro­gramm

Mit dem Pro­jekt „Im Geden­ken der Kin­der“ erzäh­len wir Geschich­te und Geschich­ten. Das Begleit­pro­gramm reflek­tiert dazu ver­schie­de­ne histo­ri­sche Aspek­te und spannt the­ma­tisch die Brücke zur Gegenwart.

Sieg­fried Stei­ger (Vor­sit­zen­der der Deut­schen Kor­c­zak-Gesell­schaft e.V., Günzburg):
„Aber die Erzie­hung von Kin­dern, das ist kei­ne Multiplikationstabelle.“

Don­ners­tag, 17.05.2018, 18.30–20.00 h,

Ver­an­stal­tungs­ort: Stadt­ar­chiv Bam­berg, Unte­re Sand­stra­ße 30a, 96049 Bamberg