Jun­ge Libe­ra­le Bay­reuth: „Kru­zi­fix? Auch Bier und Brat­wür­ste gehö­ren zur baye­ri­schen Tradition“

Am Mitt­woch den 24.04.18, hat der Bay­ri­sche Mini­ster­prä­si­dent Mar­kus Söder ange­kün­digt, künf­tig in jeder Behör­de des Frei­staats Kru­zi­fi­xe auf­hän­gen zu wol­len. Dies soll auch für Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len gelten.

Die Libe­ra­le Hoch­schul­grup­pe Bay­reuth (LHG Bay­reuth) sieht dar­in einen kla­ren Angriff auf die nega­ti­ve Reli­gi­ons­frei­heit. „Die Bun­des­re­pu­blik ver­stand sich bis­her als säku­la­rer Staat, der grund­sätz­lich allen Reli­gi­ons­an­ge­hö­ri­gen offen­stand“, so Mari­us Gril­len­ber­ger, Vor­sit­zen­der der LHG Bay­reuth. Die Libe­ra­le Hoch­schul­grup­pe pocht auch wei­ter­hin auf die Ein­hal­tung des Kru­zi­fix – Beschlus­ses des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG, Az.: 1 BvR 1087/91). In die­sem Urteil wur­de ins­be­son­de­re fest­ge­stellt, dass auch das Inter­es­se, kei­nen Glau­ben aus­zu­üben, schutz­wür­dig ist.

Die LHG sieht mit gro­ßer Sor­ge, dass die CSU-Regie­rung die Tren­nung von Staat und Kir­che zuneh­mend auf­zu­he­ben ver­sucht. Dies wiegt beson­ders schwer in einem Land, in dem mehr als ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung aus der Kir­che aus­ge­tre­ten ist, kei­ner oder einer nicht-christ­li­chen Kon­fes­si­on ange­hört. „Es ist gro­tesk, dass die CSU sich pro for­ma gegen Erdo­gans Poli­tik posi­tio­niert, im Frei­staat aber mit der Metho­de Erdo­gan ver­sucht, die Reli­gi­on als poli­ti­sches Mit­tel zu instru­men­ta­li­sie­ren“, so Gril­len­ber­ger dazu.

Beson­ders das Argu­ment, das Kreuz die­ne der baye­ri­schen Tra­di­ti­ons­pfle­ge, ist für Gril­len­ber­ger ein Schein­ar­gu­ment: „Gin­ge es der CSU allei­ne um Tra­di­ti­ons­pfle­ge, könn­te sie auch das Bild von einem Seid­la und ein Paar Brat­wür­sten vor einem Fran­ken­re­chen in alle frän­ki­schen Behör­den hän­gen. Das wäre dann wenig­stens Reli­gi­ons­neu­tral. Damit lie­ßen sich aller­ding weni­ger AfD-Wäh­ler wer­ben, auf die die CSU schielt.“

„Um die Reli­gi­ons­neu­tra­li­tät der Uni­ver­si­tät zu bewah­ren, müs­sen wir Him­mel und Höl­le in Bewe­gung set­zen“, meint auch die stu­den­ti­sche Sena­to­rin und LHG Pres­se­spre­che­rin Ulla Kal­ten­hau­ser. „Wir wer­den uns in allen uni­ver­si­tä­ren Gre­mi­en dafür ein­set­zen, dass die Anord­nung der Staats­re­gie­rung hier nicht umge­setzt wird. Nur so kön­nen wir die nega­ti­ve Reli­gi­ons­frei­heit zumin­dest am Cam­pus bewahren.“

Auch die Jun­gen Libe­ra­len Bay­reuth (Julis Bay­reuth) kri­ti­sie­ren die aktu­el­le CSU-Poli­tik: „Ich möch­te der CSU gra­tu­lie­ren“ meint hier­zu Mat­thi­as Sing (Vor­sit­zen­der der Julis Bay­reuth) sar­ka­stisch. „Sie schafft näm­lich, wozu die AfD bis­her nicht fähig war: Den Rechts­staat Stück für Stück aus­zu­höh­len, bis wir einen auto­ri­tä­ren Staat schaf­fen. Das wird deut­lich bei den PAG-Novel­len, dem Psy­chKHG oder der jet­zi­gen Ankün­di­gung, ent­ge­gen ein­schlä­gi­ger BVerfG-Recht­spre­chung wie­der eine Staats­re­li­gi­on durch die Hin­ter­tür ein­zu­füh­ren.“ Der Juli-Vor­sit­zen­de stellt die Fra­ge in den Raum, ob nicht die CSU die gefähr­lich­ste Par­tei Deutsch­lands sei. „Die CSU ist zwar nicht die rechts­staats­feind­lich­ste Par­tei Deutsch­lands, sie ist dafür aber in der Lage ihre Poli­tik umzu­set­zen“, so Sing. „Unse­re Ver­fas­sungs­ge­richts­bar­keit ist auch nicht der­art unter­be­la­stet, dass es einer CSU-Ver­fas­sungs­ge­richts- Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie bedarf.“