Patho­lo­gie Bam­berg an der Ent­wick­lung einer hoch­prä­zi­sen Dia­gno­stik von Gehirn­tu­mo­ren beteiligt

Epi­ge­ne­ti­sche Analyse

Ein inter­na­tio­na­les For­scher­kon­sor­ti­um unter Betei­li­gung der Patho­lo­gie Bam­berg hat die Klas­si­fi­ka­ti­on von Tumo­ren im Zen­tra­len Ner­ven­sy­stem (ZNS) revo­lu­tio­niert. Das Team unter der Lei­tung des Hopp-Kin­der­tu­mor­zen­trums (KiTZ) am NCT Natio­na­les Cen­trum für Tumor­er­kran­kun­gen Hei­del­berg und der Abtei­lung für Neu­ro­pa­tho­lo­gie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Hei­del­berg ent­wickel­te über die letz­ten fünf Jah­re ein Ver­fah­ren, mit des­sen Hil­fe Gehirn­tu­mo­re zukünf­tig bes­ser dia­gno­sti­ziert und damit Krebs­er­kran­kun­gen noch erfolg­rei­cher behan­delt wer­den kön­nen. Die Ergeb­nis­se der Stu­die wur­den aktu­ell in der renom­mier­ten Fach­zeit­schrift „Natu­re“ veröffentlicht.

Link: http://​www​.natu​re​.com/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​n​a​t​u​r​e​2​6​000

Das Team um Prof. Dr. Ste­fan Pfi­ster, Abtei­lungs­lei­ter der Päd­ia­tri­schen Neu­roon­ko­lo­gie am KiTZ des Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trums in Hei­del­berg, und Prof. Dr. Andre­as von Deim­ling, Lei­ter der Abtei­lung für Neu­ro­pa­tho­lo­gie am Hei­del­ber­ger Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum, konn­te mit­tels com­pu­ter­ba­sier­ter DNA-Methy­lie­rungs­ana­ly­se (epi­ge­ne­ti­sche Ana­ly­se) 82 ver­schie­de­ne Arten von ZNS-Tumo­ren ein­deu­tig unter­schei­den und mit­tels zusätz­li­cher kli­ni­scher Daten bestimm­ten Risi­ko­grup­pen zuord­nen. Die For­scher ana­ly­sier­ten bestimm­te che­mi­sche Mar­kie­rungs­mu­ster im Erb­gut von Tumo­ren, wodurch sie sehr ver­läss­li­che und prä­zi­se Infor­ma­tio­nen über die Her­kunft der Tumor­zel­len erlang­ten. Dies ist die Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Pro­gno­se­ab­schät­zung und The­ra­pie für jeden ein­zel­nen betrof­fe­nen Pati­en­ten. Zudem ist es mit­tels die­ser neu­en Tech­nik gelun­gen, bis­lang nicht bekann­te, kli­nisch-rele­van­te Tumor­un­ter­grup­pen zu iden­ti­fi­zie­ren, die in den bis­he­ri­gen Klas­si­fi­zie­run­gen noch nicht ent­hal­ten sind. Um den Ein­satz der Metho­de in der täg­li­chen Rou­ti­ne­dia­gno­stik zu testen, wur­den meh­re­re tau­send Pro­ben ana­ly­siert und die ursprüng­li­che Dia­gno­se in etwa zwölf Pro­zent der Fäl­le korrigiert.

Die Methy­lie­rungs­ana­ly­se funk­tio­niert sehr zuver­läs­sig auch an archi­vier­ten Tumor­pro­ben und könn­te daher zeit­nah auch auf deut­lich häu­fi­ge­re Tumo­ren­ti­tä­ten (z.B. bös­ar­ti­ge Tumo­ren der Lun­ge, des Dick­darms und der Brust­drü­se) ange­wen­det wer­den. Die Hei­del­ber­ger Kol­le­gen haben das Klas­si­fi­zie­rungs­sy­stem inzwi­schen online zugäng­lich gemacht, damit For­scher und Patho­lo­gen auf der gan­zen Welt ihre vor Ort gene­rier­ten Daten mit­tels der Platt­form ana­ly­sie­ren kön­nen. Somit wächst die Zahl der unter­such­ten ZNS-Tumo­ren bestän­dig und die erhal­te­nen Infor­ma­tio­nen erlau­ben in Zukunft hof­fent­lich die ein­deu­ti­ge Dia­gno­se jedes ein­zel­nen auch sehr sel­te­nen Tumors.

Zwei Mit­glie­der des Hirn-Tumor­zen­trums Bam­berg waren an der Ent­wick­lung die­ser Stu­die betei­ligt. Prof. Dr. Rolf Bus­lei und PD Dr. Volk­mar Hans aus der Patho­lo­gie des Kli­ni­kums am Bru­der­wald haben zahl­rei­che sel­te­ne Tumo­ren­ti­tä­ten aus ihren jewei­li­gen Spe­zi­al­ge­bie­ten (Tumo­ren der Hirn­ba­sis und Epi­lep­sie-asso­zi­ier­te Läsio­nen) zur For­schungs­ar­beit bei­gesteu­ert und in zusätz­li­chen eige­nen, durch die Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) geför­der­ten Pro­jek­ten, das Ver­fah­ren unab­hän­gig validiert.

Die Online-Platt­form zur DNA-Methy­lie­rungs­ana­ly­se ist unter www​.mole​cu​lar​n​eu​ro​pa​tho​lo​gy​.org verfügbar.

Hin­ter­grund:
Damit Krebs­er­kran­kun­gen erfolg­reich behan­delt wer­den kön­nen, ist es wich­tig ihre mole­ku­la­ren Eigen­schaf­ten zu erken­nen und den Tumo­ren damit zunächst „den rich­ti­gen Namen zu geben“. Zur­zeit las­sen sich rund 100 ver­schie­de­ne Arten von Tumo­ren des Zen­tra­len Ner­ven­sy­stems (ZNS) unter­schei­den, die unter­schied­li­che Pro­gno­sen haben und ganz ver­schie­den auf bestimm­te Strah­len- und Che­mo­the­ra­pien anspre­chen. Zum Teil wer­den bereits mole­ku­lar­dia­gno­sti­sche Metho­den ein­ge­setzt, um einen Tumor anhand sei­ner gene­ti­schen Ver­än­de­run­gen zu klas­si­fi­zie­ren. Aller­dings ist die Varia­bi­li­tät hier noch sehr groß und es gibt bis­lang kei­ne Stan­dar­di­sie­rung der dia­gno­sti­schen Verfahren.

Epi­ge­ne­se bezeich­net die Her­aus­bil­dung neu­er Struk­tu­ren bei der Ent­wick­lung eines Lebe­we­sens, die nicht bereits im Ei oder im Samen vor­ge­bil­det waren.

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Die Sozi­al­stif­tung Bam­berg besteht aus dem Kli­ni­kum Bam­berg, dem Senio­ren­zen­trum, der Reha­bi­li­ta­ti­ons- und The­ra­pie­ein­rich­tung salu­dis sowie meh­re­ren Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren. Die gemein­nüt­zi­ge Stif­tung ist einer der größ­ten Anbie­ter von Gesund­heits­dienst­lei­stun­gen in der Regi­on und beschäf­tigt über 4000 Mitarbeiter.