Schwal­ben keh­ren nach Bay­ern zurück

Rauchschwalben. Foto: Pixabay
Rauchschwalben. Foto: Pixabay

Rauch- und Mehl­schwal­ben haben nicht nur mit dem Insek­ten-ster­ben zu kämp­fen – LBV-Akti­on „Schwal­ben­freund­li­ches Haus“

Schwal­ben sind Sym­pa­thie­trä­ger. Frü­her gal­ten sie als Boten des Glücks, die das Haus vor Feu­er und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krank­hei­ten bewahr­ten. Die Vögel füh­len sich in einer von Men­schen gepräg­ten Umge­bung grund­sätz­lich wohl, wer­den aber von Jahr zu Jahr weni­ger. Denn es wird ihnen immer schwe­rer gemacht, geeig­ne­te Quar­tie­re zu fin­den. „Oft erwar­tet die orts­treu­en Lang­strecken­zie­her nach Tau­sen­den Flug­ki­lo­me­tern eine böse Über­ra­schung bei ihrer Rück­kehr: ihre Nester sind ver­schwun­den und Net­ze oder Sta­cheln ver­weh­ren ihnen den Anflug an ihre Brut­plät­ze“, erklärt LBV-Gebäu­de­brü­ter­ex­per­tin Lore­na Heil­mai­er. Doch das ist nur einer von meh­re­ren Grün­den war­um sowohl Rauch- als auch Mehl­schwal­be in Bay­ern auf der Vor­warn­li­ste bezie­hungs­wei­se der Roten Liste der Brut­vö­gel Bay­erns stehen.

Die bei­den häu­fig­sten Schwal­ben­ar­ten in Bay­ern sind die Rauch- und die Mehl­schwal­be, doch bei­de sind bedroht. Die Rauch­schwal­be steht auf der Vor­warn­li­ste, die Mehl­schwal­be ist mit Kate­go­rie 3 als gefähr­det in der Roten Liste bewer­tet. „Schwal­ben haben gleich mit meh­re­ren Her­aus­for­de­run­gen gleich­zei­tig zu kämp­fen. Es fehlt ihnen an Insek­ten als Nah­rung, an Lehm­pfüt­zen als Mate­ri­al zum Nest­bau und an Tole­ranz gegen­über ihren Nist­plät­zen an Gebäu­den“, so Heil­mai­er. Doch jeder kann etwas für die Schwal­ben tun, indem vor­han­de­ne Nester bei­spiels­wei­se aktiv geschützt wer­den. Dazu zeich­net der LBV Gebäu­de mit vor­han­de­nen und erhal­te­nen Nist­plät­zen für Schwal­ben als „Schwal­ben­freund­li­ches Haus“ mit einer Pla­ket­te aus. Alle Infos und ein Bewer­bungs­for­mu­lar zur LBV-Akti­on „Schwal­ben­freund­li­ches Haus“ unter: www​.lbv​.de/​s​c​h​w​a​l​b​e​n​h​aus.

Der Insek­ten­man­gel macht, wie vie­len Vögeln, auch den Schwal­ben zu schaf­fen. Beson­ders zur Brut­zeit benö­ti­gen sie vie­le Insek­ten, um die hung­ri­gen Küken zu füt­tern. „Schwal­ben ernäh­ren sich aus­schließ­lich von Insek­ten, die sie im Flug erbeu­ten. Aus­ge­dehn­te Jagd­ge­bie­te mit arten­rei­chen Wie­sen und vie­len Insek­ten wer­den aber unter ande­rem durch den Ein­satz von Gift immer sel­te­ner – in Städ­ten wie auch auf dem Land“, erklärt die LBV-Expertin.

Die ersten Rauch­schwal­ben sind bereits im Frei­staat ange­kom­men. An ihren cha­rak­te­ri­sti­schen lan­gen Schwanz­spie­ßen sind sie gut erkenn­bar. Auch die braun­ro­te Fär­bung an Keh­le und Stirn ist typisch für die­se Schwal­ben­art. Rauch­schwal­ben bevor­zu­gen Bal­ken oder Mau­er­vor­sprün­ge in Stäl­len, Scheu­nen oder Über­da­chun­gen als Nist­plät­ze. „Lei­der gefällt es den Flug­akro­ba­ten in den immer belieb­ter wer­den­den hel­len, moder­nen und zugi­gen Offen­stäl­len nicht so gut. Hier hel­fen aber soge­nann­te Schwal­ben­bo­xen: eine Holz­box, in die ein Kunst­nest mon­tiert ist“, weiß Lore­na Heilmaier.

Etwas spä­ter als ihre Ver­wand­te kommt die blau­schwar­ze Mehl­schwal­be mit ihrem leuch­tend wei­ßen Bür­zel und Bauch aus ihrem afri­ka­ni­schen Win­ter­quar­tier zurück. Sie nutzt vor allem rau ver­putz­te Haus­wän­de unter geschütz­ten Dach­vor­sprün­gen zum Bau ihres Nestes. „Doch vie­le Nester wer­den aus Sor­ge vor Schä­den an der Fas­sa­de oder Ver­schmut­zung mut­wil­lig zer­stört“, bedau­ert die LBV-Schwal­ben­ex­per­tin. Und das, obwohl die Nester ganz­jäh­rig durch das Bun­de­na­tur­schutz­ge­setz beson­ders geschützt sind und bei Ent­fer­nen ein Buß­geld droht. Dabei schafft ein ein­fa­ches, einen hal­ben Meter unter­halb der Nester schräg ange­brach­tes und in Fas­sa­den­far­be gestri­che­nes Brett bereits wirk­sam Abhilfe.

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung beson­ders für die Mehl­schwal­be ist es, aus­rei­chend Bau­ma­te­ri­al für ihr Nest zu fin­den. „Bis zu 800 klei­ne Lehm­klümp­chen sam­melt ein Mehl­schwal­ben­paar und mör­telt dar­aus ein halb­run­des, bis auf ein klei­nes Ein­flug­loch geschlos­se­nes Nest unter dem Dach­über­stand von Gebäu­den“, weiß Heil­mai­er. Doch Lehm­pfüt­zen fin­den sie in den meist stark ver­sie­gel­ten Städ­ten kaum noch. Auch hier kann jeder im Gar­ten den Schwal­ben hel­fen und offe­ne Lehm­stel­len anlegen.

Unter­stüt­zung bekom­men die Schwal­ben seit 2016 durch das LBV-Pro­jekt „Der Spatz als Bot­schaf­ter der Stadt­na­tur“, das sich inten­siv mit den Pro­ble­men aller gebäu­de­brü­ten­den Vogel­ar­ten beschäftigt.