Wer hat den ersten Igel gesehen?

Igel. Foto: Pixabay/Alexa

Jetzt wie­der Igel in Bay­ern mel­den – Bür­ger­for­scher-Pro­jekt geht in 4. Run­de – Gefahr durch Osterfeuer

Die immer wär­me­ren Tem­pe­ra­tu­ren locken die ersten Igel­männ­chen aus ihren Win­ter­quar­tie­ren. Erneut sind des­halb alle baye­ri­schen Natur­freun­de auf­ge­ru­fen, ab sofort wie­der jeden beob­ach­te­ten Igel dem LBV zu mel­den. Seit 2015 ver­su­chen die Natur­schüt­zer mit dem erfolg­rei­chen Citi­zen-Sci­ence-Pro­jekt „Igel in Bay­ern“ mehr über den heim­li­chen Gar­ten­be­woh­ner her­aus­zu­fin­den. In den ersten drei Pro­jekt­jah­ren haben bereits über 62.000 Teil­neh­mer ins­ge­samt mehr als 80.000 Igel gemel­det. „Dabei zeig­te sich: Igel sind fle­xi­bel, anpas­sungs­fä­hig und wah­re Über­le­bens­künst­ler, aber ihre Gesamt­si­tua­ti­on ist bedenk­lich, was die Auf­nah­me in die Rote Liste bedroh­ter Säu­ge­tie­re zeigt“, so das Kurz­fa­zit der LBV-Igel­ex­per­tin Mar­ti­na Geh­ret. Auch im vier­ten Pro­jekt­jahr sol­len wei­te­re wert­vol­le Daten mit Hil­fe der Bevöl­ke­rung gesam­melt wer­den. Des­halb kön­nen ab jetzt bis Ende Herbst wie­der alle Bay­ern leben­di­ge und tote Igel ganz ein­fach im Inter­net unter www​.igel​-in​-bay​ern​.de melden.

Die stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren und län­ger wer­den­den Tage las­sen die baye­ri­schen Igel in den kom­men­den Wochen aus dem Win­ter­schlaf erwa­chen. Wann genau die Tie­re auf­wa­chen hängt neben dem Wet­ter auch mit dem Stand­ort ihres Schlaf­plat­zes zusam­men. „Uns haben bereits meh­re­re Mel­dun­gen von umher wan­dern­den Igeln erreicht“, berich­tet Geh­ret. Sie gibt aber auch Ent­war­nung: „Eini­ge Igel wachen bei den mil­den Tem­pe­ra­tu­ren auf und suchen sich ein ande­res Quar­tier in dem sie dann bis in den April, wei­ter­schla­fen“. Igel­weib­chen schla­fen dabei län­ger als Igel­männ­chen. Es kann jedoch vor­kom­men, dass ein­zel­ne Igel­männ­chen ihren Win­ter­schlaf bereits jetzt been­den und aktiv bleiben.

Eine beson­de­re Gefahr stel­len aktu­ell auch die schon seit lan­gem auf­ge­häuf­ten Holz­stö­ße für das anste­hen­de Oster­feu­er dar. „Für Igel ist ein Ent­kom­men vor dem Feu­er nahe­zu unmög­lich, vor allem wenn sie wie jetzt noch schla­fen“, erklärt Geh­ret. Der LBV rät des­halb unbe­dingt das Brenn­ma­te­ri­al vor dem Anzün­den vor­sich­tig umschich­ten, damit sich nicht nur die Igel, son­dern auch Rot­kehl­chen und Co. recht­zei­tig in Sicher­heit brin­gen können.

„Das Erste, was Igel nach dem Win­ter­schlaf haben, ist Durst“, weiß die LBV-Exper­tin. Allen Über­win­te­rungs­hel­fern emp­fiehlt sie des­halb eine Was­ser­stel­le für „ihren“ Igel bereit zu stel­len. „Und solan­ge sie in der Natur noch nicht genug Nah­rung fin­den, ist es unpro­ble­ma­tisch die Über­le­bens­künst­ler mit etwas Fut­ter zu unter­stütz­ten, bis sie je nach Wet­ter gegen Ende April wie­der genü­gend Insek­ten fin­den“, so Geh­ret weiter.

Die Aus­wer­tun­gen der ersten drei Pro­jekt­jah­re zei­gen, dass der Igel in Bay­ern vor allem im Sied­lungs­be­reich und in unse­ren Gär­ten vor­kommt. „Dazu hat der Sta­chel­rit­ter eine ganz neue Über­le­bens­stra­te­gie ent­wickelt – und die heißt Müll“, weiß Mar­ti­na Geh­ret. Die­ses Nah­rungs­an­ge­bot ist durch Spei­se­re­ste zwar unge­sund für den Igel, dafür aber uner­schöpf­lich. Trotz sol­cher Stra­te­gien ist die Situa­ti­on für den Igel in Bay­ern ins­ge­samt bedenk­lich. Als Insek­ten­fres­ser lei­det er nicht nur unter dem extre­men Rück­gang von Insek­ten auf den inten­siv bewirt­schaf­te­ten Flä­chen der baye­ri­schen Kul­tur­land­schaft. „Groß­flä­chi­ge Bau­maß­nah­men, Ver­sie­ge­lung, erhöh­ter Stra­ßen­ver­kehr, Gift­ein­satz und eine ver­mehr­te Para­si­ten­be­la­stung machen dem Igel schwer zu schaf­fen“, so wei­te­re Ergeb­nis­se des Bür­ger­for­scher-Pro­jekts. Die Auf­nah­me des Igels in die Vor­warn­li­ste der Roten Liste baye­ri­scher Säu­ge­tie­re unter­streicht sei­ne bedenk­li­che Gesamtsituation.