Vor­trag zum The­ma „Hei­zungs­mo­der­ni­sie­rung“ im Land­rats­amt Forchheim

Symbolbild Bildung

Unser Haus braucht eine neue Hei­zung – Wel­ches System ist das Beste?

Fast 60 Inter­es­sier­te kamen zum Vor­trag ins Land­rats­amt Forchheim

Das The­ma Hei­zungs­mo­der­ni­sie­rung beschäf­tigt vie­le Haus­be­sit­zer und Bau­herrn. Die Errich­tung einer Heiz­an­la­ge ist schließ­lich eine lang­fri­sti­ge Inve­sti­ti­on, die gut über­legt sein will. Im Rah­men des vom Arbeits­kreis Info-Offen­si­ve Kli­ma­schutz des Land­krei­ses in Koope­ra­ti­on mit der Volks­hoch­schu­le Forch­heim ange­bo­te­nen Vor­trags im Kul­tur­raum St. Gere­on des Landrats­amtes gab es umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen zu den Vor­zü­gen und Eigen­schaf­ten der ver­schie­de­nen Heizsysteme.

Infor­ma­tio­nen zu Fördermitteln

Bei der Ein­füh­rung wies Chri­sti­ne Gal­ster vom Büro Ener­gie und Kli­ma des Land­rats­am­tes auf das Bera­tungs­an­ge­bot des Land­rats­am­tes hin und ver­an­schau­lich­te anhand eini­ger Gra­fi­ken den Ener­gie­ver­brauch im Haus­halt und die Preis­ent­wick­lung der ver­schie­de­nen Brenn­stof­fe (Öl, Gas, Holz­pel­lets, Stück­holz, Hack­schnit­zel). Hier wur­de deut­lich, dass der größ­te Teil des Energie­verbrauchs, näm­lich ca. 80 %, für die Hei­zung und Warm­was­ser­be­rei­tung benö­tigt wird und die Ölprei­se grö­ße­ren Schwan­kun­gen unter­wor­fen sind, als die Prei­se für Pel­lets und Scheit­holz. Es folg­te ein Über­blick über die bestehen­den För­der­mög­lich­kei­ten des Bun­des­am­tes für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le, der KfW-Ban­ken­grup­pe und des Frei­staats Bay­ern für den Ein­bau ver­schie­de­ner Heiz­tech­ni­ken. Für den Aus­tausch der alten Hei­zung durch eine neue Öl- oder Gas-Brenn­wert­hei­zung gibt es sei­tens der KfW einen Zuschuss von 10 bis 15 Pro­zent auf die gesam­ten för­der­fä­hi­gen Kosten. Wer zusätz­lich eine Solar­ther­mie­an­la­ge zur Heizungs­unterstützung instal­liert, bekommt vom Bun­des­amt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA) noch­mal min­de­stens 2000 Euro. Für die Errich­tung einer Holz­pel­lets­hei­zung in Ver­bin­dung mit einer Solar­ther­mie­an­la­ge kann bei der Basis­för­de­rung mit einem Zuschuss von 5.500 Euro ge­rechnet wer­den; hin­zu kom­men der Kom­bi­na­ti­ons­bo­nus mit 500 Euro sowie unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ein Opti­mie­rungs- oder ein EnergieEffizienzBonus.

Dar­über hin­aus gewährt das BAFA bei­spiels­wei­se schon für den Ein­bau von Effi­zi­enz­pum­pen oder die Durch­füh­rung des hydrau­li­schen Abgleichs bei bestehen­den Heiz­an­la­gen einen 30%igen Zuschuss. Wich­tig ist es jedoch, die För­der­mit­tel bereits vor Auf­trags­ver­ga­be bei den jewei­li­gen Bewil­li­gungs­stel­len elek­tro­nisch zu bean­tra­gen: www​.bafa​.de., www​.kfw​.de, www​.ener​gie​bo​nus​.bay​ern.

Effi­zi­en­te Heiz­tech­ni­ken – Eigen­schaf­ten und Besonderheiten

Anschlie­ßend erläu­ter­te der Ener­gie­fach­mann Sieg­fried Brüt­ting die der­zeit am Markt ver­füg­ba­ren Hei­zungs­tech­ni­ken mit ihren jewei­li­gen Besonderheiten.

Beim Hei­zen mit Wär­me­pum­pe soll­te man sich bewusst sein, dass hier­für Strom ver­braucht wird. Es gibt ver­schie­de­ne Arten, z. B. Luft-Was­ser‑, Erd­wär­me- oder Grund­was­ser-Wär­me­­pum­pen. Bei der Betrach­tung im Ein­zel­nen müs­sen auch Auf­stell­ort, Flä­chen­be­darf für die Erd­kollektoren, Boden­be­schaf­fen­heit, sowie die rea­li­stisch berech­ne­ten Jah­res­ar­beits­zah­len berück­sichtigt wer­den. Je höher die Jah­res­ar­beits­zahl, umso effi­zi­en­ter die Wär­me­pum­pe. Eine hohe Jah­res­ar­beits­zahl lässt sich z. B. mit einer Lang­zeit­wär­me­pum­pe errei­chen. Jedoch ist der Ein­satz von Wär­me­pum­pen in der Regel in Neu­bau­ten sowie in ener­ge­tisch gut sanier­ten Wohn­gebäuden mit gerin­gem Heiz­wär­me­be­darf, Flä­chen­heiz­sy­ste­men (z. B. Fuß­bo­den­hei­zung, gro­ßen Heiz­kör­pern) und nied­ri­gen Vor­lauf­tem­pe­ra­tu­ren wirtschaftlich.

Natür­lich kann man mit einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge elek­tri­schen Strom erzeu­gen und die­sen im eige­nen Haus ver­brau­chen und für die Wär­me­pum­pe ein­set­zen. Dabei soll­te jedoch berücksich­tigt wer­den, dass die Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge gera­de in den Win­ter­mo­na­ten weni­ger Strom produziert.

Im wei­te­ren Ver­lauf ging es um effi­zi­en­te Öl- und Gas-Brenn­wert­hei­zun­gen, die sich rela­tiv ein­fach ein­bau­en las­sen. Dies hat den Vor­teil, dass ein vor­han­de­ner Öltank wei­ter­ge­nutzt wer­den kann oder man sich ein­fach an ein vor­han­de­nes Gas­netz anschlie­ßen lässt.

Geprüft wer­den soll­te auch, ob die Kom­bi­na­ti­on der Hei­zung mit einer Solar­ther­mie­an­la­ge in Fra­ge kommt. Mit­tels einer ther­mi­schen Solar­an­la­ge kann über Mona­te hin­weg war­mes Was­ser berei­tet wer­den, ohne dass die Hei­zung benö­tigt wird. Auch ist es mög­lich, die Solar­an­la­ge in den Heiz­kreis­lauf zu inte­grie­ren und damit die Hei­zung zu unterstützen.

Als näch­stes wur­den die ver­schie­de­nen Heiz­sy­ste­me für den Ein­satz von Holz (Bio­mas­se), ins­be­son­de­re in Form von Scheit­holz und Pel­lets mit ihren Vor­zü­gen und Eigen­schaf­ten vor­ge­stellt. Ins­ge­samt wur­de deut­lich, dass die Bedie­nung und der Kom­fort der Holz­hei­zun­gen ver­gleich­bar mit dem von zen­tra­len Öl- oder Gas­hei­zun­gen ist. Bei der Ent­schei­dungs­fin­dung sind ver­schie­de­ne Aspek­te und die indi­vi­du­el­le Situa­ti­on zu berück­sich­ti­gen. Wer sel­ber einen Wald hat und ger­ne Holz macht, wird sich eher für einen Scheit­holz­ver­ga­ser­kes­sel ent­schei­den. Muss man den Brenn­stoff ohne­hin kau­fen, ist der Ein­bau einer Pel­lets­hei­zung nahe­lie­gend. Für die Lage­rung von Holz­pel­lets gibt es ver­schie­den­ste Vari­an­ten; so kön­nen die­se in Sack­si­los, Lager­räu­men oder Außen- und Erd­tanks gela­gert und mit ver­schie­de­nen Beför­de­rungs- bzw. Saug­sy­ste­men zum Heiz­kes­sel trans­por­tiert wer­den. Beim Scheit­holz­ver­ga­ser­kes­sel ist das Stück­holz in der Regel ein­mal täg­lich ein­zu­schlich­ten. Pel­lets- und Hack­schnit­zel­an­la­gen lau­fen in der Regel voll­au­to­ma­tisch; es gibt jedoch auch Pel­lets­kes­sel, bei denen ein­mal pro Woche die Pel­lets nach­ge­füllt wer­den kön­nen. Mitt­ler­wei­le sind vie­le Bio­mas­se­kes­sel mit einer Selbst­zün­dung aus­ge­stat­tet. Außer­dem gibt es ver­schie­de­ne Kom­bi­na­ti­ons­kes­sel, die sowohl mit Stück­holz als auch mit Pel­lets betrie­ben wer­den können.

Am Ran­de gab es noch Infor­ma­tio­nen zu Block­heiz­kraft­wer­ken, die gleich­zei­tig Wär­me und Strom erzeu­gen. Ob der Ein­bau einer sol­chen Anla­ge sinn­voll ist, hängt vom Wär­me­be­darf und Strom­ver­brauch im jewei­li­gen Gebäu­de ab. Des­halb ist zunächst unter Berück­sich­ti­gung der indi­vi­du­el­len Situa­ti­on und der Anschaf­fungs- und War­tungs­ko­sten eine Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nung durchzuführen.

Abschlie­ßend wur­den die Kosten der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger Strom, Öl und Pel­lets gegen­über­ge­stellt und erläutert.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu effek­ti­ven Umwälz­pum­pen, den hydrau­li­schen Abgleich, Warm­wasserspeichern, Plat­ten­wär­me­tau­schern, vor­ein­stell­ba­ren Ven­ti­len und Heiz­kör­per­reg­lern run­de­ten den Vor­trag von Herrn Sieg­fried Brüt­ting ab.

Zum Schluss beton­te Chri­sti­ne Gal­ster noch­mal, dass es „das beste Heiz­sy­stem“ nicht gibt. Jeder Haus­be­sit­zer müs­se für sich und sein indi­vi­du­el­les Gebäu­de ent­schei­den, wel­che Heizungstech­nik für ihn die öko­lo­gisch und öko­no­misch sinn­voll­ste Vari­an­te darstellt.

Anschlie­ßend konn­ten die Inter­es­sen­ten noch Ihre Fra­gen an die Exper­ten stel­len und sich die ent­spre­chen­den Aus­künf­te geben lassen.
Die gro­ße Zahl der Zuhörer/​innen zeigt, dass das The­ma Ener­gie­spa­ren und die Suche nach dem rich­ti­gen Heiz­sy­stem nach wie vor ein wich­ti­ges The­ma für die Bür­ger ist.

Die näch­sten Vor­trä­ge des Arbeits­krei­ses Info-Offen­si­ve Kli­ma­schutz befas­sen sich mit fol­gen­den Ener­gie­the­men und fin­den an den genann­ten Orten statt:

  • Ener­ge­ti­sche Sanie­rung von Wohn­ge­bäu­den: Gebäu­de­hül­le, Tech­ni­ken, Schimmelvermeidung
    Don­ners­tag, 22.03.2018, 19.30 Uhr
    Eggols­heim, Haupt­str. 27, Sit­zungs­saal im Gemeindezentrum
  • Pho­to­vol­ta­ik 2.0 – Instand­hal­tung, Über­wa­chung und Opti­mie­rung von Bestandsanlagen
    Don­ners­tag, 12.04.2018, 19.30 Uhr
    Grä­fen­berg, Markt­platz 8, Ver­ei­nig­te Raiffeisenbanken
  • „Elek­tro-Mobi­li­tät: E‑Autos, E‑Bikes, Pedelecs – Die Zukunft fährt elektrisch?
    Don­ners­tag, 19.04.2018, 19.30 Uhr
    Neun­kir­chen a. Br., Schel­len­ber­ger Weg 26, Phy­sik­saal Mittelschule
  • Hei­zen mit Holz (Scheit­holz, Hack­schnit­zel, Pel­lets) und Solarthermie
    Don­ners­tag, 26.04.2018, 19.30 Uhr
    Land­rats­amt Forch­heim, St. Gere­on, Am Strecker­platz 3
  • Ener­ge­ti­sche Gebäu­de­sa­nie­rung nach Plan: So geht’s.
    Don­ners­tag, 03.05.2018, 19.30 Uhr
    Egloff­stein-Hunds­haup­ten, Wild­park Hunds­haup­ten 62, Grü­nes Klassenzimmer

Ein­tritt frei!

Bei allen Ver­an­stal­tun­gen kön­nen Fra­gen zu den jewei­li­gen The­men­be­rei­chen gestellt wer­den. Der Ein­tritt ist frei. Wei­te­re Infos fin­den Sie im Pro­gramm­fly­er, der bei Ihrer Gemein­de­ver­wal­tung aus­liegt bzw. unter www​.lra​-fo​.de/​k​l​ima.