Sonn­tags­ge­dan­ken: Der Käm­me­rer aus Mohrenland

Symbolbild Religion

Apo­stel­ge­schich­te des Lukas Kap. 8 V. 26 – 39, Teil III

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Betrach­ten wir die Haupt­fi­gur der Geschich­te, die in der alten Luther-Über­set­zung als Käm­me­rer aus Moh­ren­land bezeich­net wird: Er war ein vor­neh­mer Herr, Mini­ster einer afri­ka­ni­schen Köni­gin; und doch: sein Reich­tum, sei­ne Macht hat­ten eine Kehr­sei­te, denn er war kastriert. So tra­gen auch die Schö­nen, die Rei­chen unse­rer Tage ihr viel­leicht ver­bor­ge­nes Päck­chen mit sich her­um und sei es nur, dass sie auf Schritt und Tritt von der sen­sa­ti­ons­lü­ster­nen Skan­dal­pres­se ver­folgt werden.

Der unbe­kann­te Mini­ster gab sich frei­lich mit sei­ner Stel­lung nicht zufrie­den. Er unter­nahm die lan­ge, teue­re, gefähr­li­che Rei­se ins fer­ne Jeru­sa­lem. Vie­le Men­schen sind so auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens, nach inne­rer Neu­ori­en­tie­rung. Man liest heu­te sein Horo­skop, mor­gen das Buch eines Weis­heits­leh­rers, nur um über­mor­gen india­nisch zu medi­tie­ren, und ein wenig Bud­dhis­mus gehört heu­te natür­lich auch dazu. Die Fra­ge nach dem Sinn, nach der letz­ten Wahr­heit ver­langt aber vol­len Ein­satz, die ver­bind­li­che per­sön­li­che Entscheidung.

Der Käm­me­rer hat­te Jeru­sa­lem, den Tem­pel besucht, hat­te sich die Hei­li­ge Schrift gekauft, doch nicht ver­stan­den. Wir müs­sen anneh­men, dass er bit­ter ent­täuscht wur­de. Als Hei­de durf­te er nur den äußer­sten Vor­hof des Tem­pels betre­ten und als Kastrier­ter galt er im Juden­tum gar nichts. Doch wir dür­fen nicht hoch­mü­tig sein, denn vie­le wen­den sich auch von unse­rer Kir­che ent­täuscht ab. Sind die Got­tes­dien­ste unver­ständ­lich gewor­den, die Gemein­den zu wenig einladend?