Ins­ge­samt immer weni­ger Vögel

Rück­gang bei häu­fi­gen Arten zu beob­ach­ten – Star und ande­re Zug­vö­gel über­win­tern immer öfter

Trotz Rekord­be­tei­li­gung wird bei der gemein­sa­men Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ von LBV und NABU deut­lich, dass im Frei­staat ins­ge­samt immer weni­ger Vögel beob­ach­tet wer­den. Zwar zähl­ten bay­ern­weit erst­ma­lig über 32.000 Teil­neh­mer ins­ge­samt über 760.000 Vögel, sie sahen im Durch­schnitt aber nur noch 34 gefie­der­te Gäste pro Gar­ten. Immer­hin wur­den in der Geschich­te des Bür­ger­for­scher-Pro­jekts noch nie so vie­le Sta­re beob­ach­tet wie Anfang Janu­ar 2018. Was sich bereits zur Zwi­schen­bi­lanz ange­kün­digt hat­te, bestä­tigt der Vogel des Jah­res ein­drucks­voll im dies­jäh­ri­gen End­ergeb­nis: Mit knapp 6.500 Exem­pla­ren wur­de eine Rekord­zahl von Über­win­te­rern gezählt. Damit ver­fehl­te der Star sogar nur um einen Platz die Liste der 20 am häu­fig­sten beob­ach­te­ten Vögel im Frei­staat. Nach einem star­ken Ein­bruch im Vor­jahr führt die Kohl­mei­se die­se wie­der vor Haus- und Feld­sper­ling an.

Im Frei­staat wer­den ins­ge­samt immer weni­ger Vögel gezählt. Beun­ru­hi­gend sind für den LBV die Abwärts­trends bei Buch- und Grün­fink (6. und 7. Platz). Ihre Zah­len neh­men zwar lang­sam, dafür aber seit Jah­ren ste­tig ab. „Bei bei­den Vogel­ar­ten lässt sich ein trau­ri­ger Trend erken­nen. Der Grün­fink ist seit 2014 fast nur noch halb so oft in Gär­ten gezählt wor­den“, so Mar­ti­na Geh­ret, die LBV-Beauf­trag­te für Citi­zen Sci­ence. Auch der Rück­gang von typi­schen Feld­vö­geln wie der Gold­am­mer, die im Ver­gleich zum Vor­jahr fast 40 Pro­zent abnahm, berei­tet dem LBV gro­ße Sor­gen (23., Vor­jahr 14.). „Als typi­scher Vogel der Acker­land­schaft machen der Gold­am­mer der zuneh­men­de Flä­chen­fraß, Mono­kul­tu­ren, der Ein­satz von Agrar­gif­ten in der Land­schaft und die Zer­stö­rung von Rand­ge­höl­zen und Sträu­chern schwer zu schaf­fen“, erklärt Gehret.

Ange­sich­tes des mil­den Win­ters haben sich eini­ge Zug­vo­gel­ar­ten die wei­te Rei­se nach Süden gespart. Solan­ge der Boden nicht gefro­ren ist, fin­den sie immer noch Nah­rung. „Je mil­der das Wet­ter in einer Regi­on, desto mehr Über­win­te­rer haben die Teil­neh­mer beob­ach­tet“, sagt Mar­ti­na Geh­ret. So wur­den die mei­sten Sta­re im nörd­li­chen Bay­ern gezählt. In Unter­fran­ken belegt er des­halb Rang 7, in Aschaf­fen­burg war er sogar der dritt­häu­fig­ste Vogel. „Eben­so auf­fäl­lig waren bay­ern­weit die ver­mehr­ten Mel­dun­gen von Zilpz­alp, Mönchs­gras­mücke, Haus­rot­schwanz und Bach­stel­ze, die wie der Star zu den Kurz­strecken­zie­hern gehö­ren“, weiß Gehret.

Die­se Vögel reagie­ren oft sehr spon­tan auf die jewei­li­ge Wit­te­rung. Bei einem plötz­li­chen Win­ter­ein­bruch zie­hen sie kurz­fri­stig in wär­me­re Regio­nen. „Wenn das Wet­ter wei­ter­hin mild bleibt und der Win­ter nur regio­nal, ver­ein­zelt und kurz vor­bei­schaut, könn­ten die Daheim­blei­ber auch ihren Brut­be­ginn vor­ver­le­gen“, sagt Mar­ti­na Geh­ret. Umso gefähr­li­cher sind aber dann ein spä­ter Win­ter­ein­bruch oder Spät­frost. „Bei Vogel­ar­ten, die nur ein­mal im Jahr brü­ten, könn­te das zu einem kom­plet­ten Brut­aus­fall führen.“

Gesamt­ergeb­nis

Nach dem Aus­blei­ben im Vor­jahr sind die Mei­sen wie­der da. So hat nicht nur die Kohl­mei­se die Spit­zen­po­si­ti­on zurück­er­obert, auch Blau‑, Sumpf,-, Tan­nen und Hau­ben­mei­sen wur­den wie­der weit­aus häu­fi­ger gezählt als noch 2017. Der Ein­bruch wur­de im Lau­fe des Jah­res wie­der voll­stän­dig aus­ge­gli­chen. Trotz rück­läu­fi­ger Gesamt­be­stands­zah­len lie­fer­ten sich Haus- und Feld­sper­ling ein span­nen­des Kopf- an-Kopf Ren­nen um die Posi­tio­nen 2 und 3. Mit etwas Abstand dahin­ter lan­det die Blau­mei­se auf einem soli­den 4. Platz. Weit abge­hängt wur­de dage­gen die Amsel auf Rang 5. Der­ar­ti­ge Schwan­kun­gen gab es auf­grund ver­schie­den­ster Fak­to­ren jedoch schon in der Ver­gan­gen­heit und sind noch kein Grund zur Beun­ru­hi­gung. „Soll­te die Amsel im näch­sten Jahr aller­dings erneut so schwach sein, muss die Situa­ti­on neu bewer­tet wer­den“, so Geh­ret. Doch bis­her konn­te die Amsel über die Jah­re ihre Ver­lu­ste immer wie­der ausgleichen.

Rekord­ver­däch­tig in die­sem Jahr sind auch die Mel­dun­gen von Spech­ten. So wur­de der Bunt­specht so häu­fig und in so vie­len Gär­ten wie noch nie beob­ach­tet und schaff­te es fast in die Top Ten (11.). Aber auch sei­ne Ver­wand­ten wie Grün‑, Mit­tel- und Klein­specht wur­den häu­fi­ger gesich­tet. „Per­fek­te Wit­te­rungs­be­din­gun­gen und die damit ver­bun­de­nen zahl­rei­chen Bor­ken­kä­fer­ar­ten bescher­ten den Spech­ten viel Nah­rung und somit ein erfolg­rei­ches Brut­jahr“, erklärt die Forstingenieurin.

Beson­der­hei­ten waren in die­sem Win­ter mit Sicher­heit die Beob­ach­tun­gen eines sel­te­nen Stein­kau­zes in See­feld (Lkr. Starn­berg) und in Bay­reuth. Gro­ßes Glück hat­ten auch Teil­neh­mer aus Mün­chen und Mil­ten­berg. Sie beob­ach­te­ten eini­ge Kra­ni­che, die wet­ter­be­dingt unge­wöhn­lich spät wei­ter Rich­tung Süd­we­sten flogen.

Regio­na­le Unterschiede

Die Teil­neh­mer in Nie­der­bay­ern beka­men mit 41 pro Gar­ten die mei­sten Vögel zu sehen. Danach fol­gen Ober- (38) und Unter­fran­ken (37) sowie die Ober­pfalz (35) und Schwa­ben (35). Unter dem baye­ri­schen Durch­schnitt von 34 lagen Mit­tel­fran­ken (33) und Ober­bay­ern (30).

In vie­len Groß­städ­ten lagen die Zah­len beson­ders nied­rig. Mit im Schnitt nur 21 Vögeln pro Gar­ten ist Mün­chen erneut die vogel­feind­lich­ste Stadt Deutsch­lands. Hier for­dern Bau­boom und der unge­brem­ste Flä­chen­fraß ihren Tri­but. Zum Ver­gleich wer­den im Schnitt in Wien 23 und in Ber­lin sogar 35 Vögel pro Gar­ten beob­ach­tet. Und auch Nürn­berg (25), Augs­burg (25) und Bam­berg (26) unter­strei­chen den städ­ti­schen Abwärts­trend. Bezirks- und land­kreis­ge­naue Ergeb­nis­se und Aus­wer­tun­gen fin­den Sie unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de.