Rekord-Win­ter­spie­le: Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth rela­ti­viert Kri­tik an Olym­pi­schem Gigantismus

Symbolbild Bildung

Grö­ßer, teu­rer, tren­di­ger: Die Olym­pi­schen Win­ter­spie­le, die am 9. Febru­ar 2018 im süd­ko­rea­ni­schen Pye­ongchang, begin­nen, mar­kie­ren erneut einen Rekord im unge­brem­sten Wachs­tum die­ses Groß­ereig­nis­ses. Rund 3.000 Ath­le­ten aus 92 Natio­nen wer­den in mehr als 100 Wett­be­wer­ben an den Start gehen. Mit Snow­board Big Air kommt über­dies ein wei­te­rer Trend­sport hin­zu. Dies ist ein neu­er Höhe­punkt des Olym­pi­schen Gigan­tis­mus, der seit gerau­mer Zeit von Sport­fans und Fach­leu­ten kri­ti­siert wird. Nun lie­fert eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth erst­mals Zah­len zur Ein­stel­lung der Deut­schen gegen­über die­ser Ent­wick­lung der Olym­pi­schen Winterspiele.

Der Bay­reu­ther Stu­die zufol­ge emp­fin­den zwar nur jeder Fünf­te das Sport­event als zu groß, jedoch mei­nen deut­lich mehr als die Hälf­te, dass die Spie­le mitt­ler­wei­le zu teu­er sind. Dage­gen ist die Zustim­mung zu den Olym­pi­schen Wer­ten wei­ter­hin hoch: knapp zwei Drit­tel der Befrag­ten fin­den die Olym­pi­sche Idee wich­tig, und über 80 Pro­zent sehen sie als inte­gra­len Teil der Spie­le an.

Die Stu­die hat Prof. Dr. Mar­kus Kur­scheidt gelei­tet. Der Sport­öko­nom und Olym­pia-Exper­te an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zeigt sich von den Ergeb­nis­sen über­rascht: „Die jetzt detail­lier­ter aus­ge­wer­te­ten Daten stam­men noch aus einer Befra­gung, die im Vor­feld der letz­ten Win­ter­spie­le in Sot­schi statt­ge­fun­den hat­te. Damals war die öffent­li­che Debat­te in Deutsch­land hoch­kon­tro­vers. Offen­bar sind die Grö­ße und die Kosten der Spie­le nicht das Haupt­pro­blem in den Augen der Sport­fans – es ist eher die schwin­den­de Sym­bol­kraft für die Olym­pi­sche Idee.“

So glau­be gut ein Vier­tel der befrag­ten Deut­schen nicht mehr dar­an, dass die Win­ter­spie­le Olym­pi­sche Wer­te ver­mit­teln wür­den. Zudem zeig­ten die sta­ti­sti­schen Ana­ly­sen: Wäh­rend die Kri­ti­ker sich durch den Gigan­tis­mus in ihrer Skep­sis bestä­tigt füh­len, neh­men die Olym­pia-Anhän­ger ihn als not­wen­di­ges Übel hin. Jun­ge Leu­te unter Drei­ßig freu­ten sich der­weil auf die neu­en Trend­sport­ar­ten wie Snow­board Big Air. Auch das bele­ge die Stu­die, die der­zeit zu den Win­ter­spie­len in Pye­ongchang aktua­li­siert wer­de, so der Bay­reu­ther Wissenschaftler.

Steck­brief zur Studie

Bei der Stu­die han­delt es sich um eine unab­hän­gi­ge For­schung. Im Sep­tem­ber und Okto­ber 2013 wur­den breit gestreu­te Per­so­nen­grup­pen in Deutsch­land gezielt online befragt. 266 Befrag­te nah­men teil und 192 been­de­ten den Fra­ge­bo­gen. „Die Erhe­bung lie­fert wert­vol­le Daten, weil sie erst­mals die Wert­schät­zung der Olym­pi­schen Idee im kon­kre­ten Kon­text von Win­ter­spie­len erfrag­te“, erläu­tert Prof. Dr. Mar­kus Kur­scheidt, Inha­ber des Lehr­stuhls Sport­wis­sen­schaft II – Sport Gover­nan­ce und Event­ma­nage­ment an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Dabei dient das kon­tro­ver­se Umfeld vor den Win­ter­spie­len in Sot­schi 2014 als ein so genann­tes natür­li­ches Expe­ri­ment. Der Umfang und die Zusam­men­set­zung des Daten­sat­zes erlau­ben annä­hernd reprä­sen­ta­ti­ve Rück­schlüs­se ins­be­son­de­re auf sta­ti­sti­sche Zusam­men­hän­ge zwi­schen den Ein­stel­lun­gen und dem sozio­de­mo­gra­phi­schen Hin­ter­grund der Befrag­ten. Tei­ler­kennt­nis­se wur­den unlängst in einer aner­kann­ten inter­na­tio­na­len Fach­zeit­schrift publi­ziert. Aktu­ell wird die Befra­gung zu den Win­ter­spie­len in Pye­ongchang wiederholt.

Prü­schenk, N., & Kur­scheidt, M. (2017). Do the Youth Olym­pic Games have the poten­ti­al to shift per­cep­ti­ons of Olym­pism? Evi­dence from young people’s views on Olym­pic values. Intl. J. of Sport Manage­ment and Mar­ke­ting, 17(4/5/6), 351–380. https://​doi​.org/​1​0​.​1​5​0​4​/​I​J​S​M​M​.​2​0​1​7​.​1​0​0​0​8​117

Zur Stu­di­en­teil­nah­me geht es hier:
https://​ubay​reuth​mar​ke​ting​.qual​t​rics​.com/​j​f​e​/​f​o​r​m​/​S​V​_​4​P​D​N​l​S​x​J​d​B​O​1​0ih