Johanniter starten Trauergruppe für Jugendliche in Kulmbach, Bamberg soll folgen

Und plötzlich ist alles anders: Wenn Teenager trauern

Im Dezember 2016 startete Lacrima, das oberfränkische Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche mit einer ersten Kindergruppe, die inzwischen fest etabliert ist und sich alle 14 Tage zu ihrer Gruppenstunde trifft. Jetzt wird das Betreuungsangebot von Lacrima ausgebaut: Im ersten Halbjahr 2018 startet in Kronach eine erste Gruppe für Jugendliche, die den Tod der Mutter, des Vaters oder eines Geschwisterkindes verarbeiten müssen. Sie wird sich alle zwei Wochen im Burggut treffen. Eine Gruppe im Landkreis Bamberg ist geplant. „Jugendliche sind keine Kinder mehr und noch keine Erwachsenen – auch wenn sie besonders nach dem Tod eines Familienmitglieds ihre Eltern unterstützen wollen und deswegen zu große Verantwortung übernehmen. Sie werden früh erwachsen und trauern anders. Gerade wenn es plötzlich darum geht zusammenzurücken und zusammenzuhalten, ist es schwer sich von der Familie abzugrenzen. Dies ist jedoch eine wichtige Aufgabe während der Pubertät, in der sich die eigene Identität herausbildet“, erklärt Vera Swaris, sozialpädagogische Leiterin von Lacrima.

Deshalb bietet Lacrima spezielle Gruppenstunden für Jugendliche. „Die Jugendlichen wollen stark und cool sein und versuchen oft alleine mit dem Verlust fertig zu werden. Sie ziehen sich zurück. Gespräche führen sie lieber im Freundeskreis als mit Eltern oder Geschwistern. In vielen Fällen ist es für die Jugendlichen deshalb leichter, sich jemandem außerhalb des familiären Umfeldes zu öffnen und Hilfe anzunehmen“, so Vera Swaris. Hier setzt Lacrima an: In den Gruppenstunden treffen Teenager aufeinander, die Ähnliches erlebt haben, um sich über die schweren Erlebnisse und ihre Fragen auszutauschen, um Stabilität zu erfahren und einen persönlichen Trauerweg zu finden, der ihnen hilft, in Zukunft mit dem Verlust gut leben zu können.

„Ich denke nicht, dass ich ohne Lacrima so weit wäre“

„Wir freuen uns sehr, dass Lacrima schon in seinem ersten Jahr weiter wächst. Das zeigt, dass der Bedarf da ist und dass wir Menschen in schwierigen Zeiten hilfreich begleiten können“, freut sich Vera Swaris. Karin Taimanglo-Spichal, die ihren Mann verloren hat und seit über einem Jahr mit ihrer Tochter bei Lacrima ist, jedenfalls ist froh, dass es das Angebot der Johanniter gibt: „Ich denke nicht, dass ich ohne Lacrima so weit wäre, wie ich es heute bin. Es ist ganz, ganz wichtig, dass es so etwas gibt. Ich kann jedem in einer ähnlichen Situation nur empfehlen, das Angebot anzunehmen. Es ist wichtig Menschen zu treffen, die das Gleiche erlebt haben, die im gleichen Boot sitzen.“

Zum Konzept von Lacrima gehört es auch, die Eltern nicht aus dem Blick verlieren. Parallel zur Jugendgruppenstunde können sich auch die Angehörigen treffen, um sich auszutauschen und Raum für ihre Trauer zu haben.

Spendenfinanziert und von Ehrenamtlich getragen

Entscheidende Stütze von Lacrima sind die ehrenamtlichen Trauerbegleiter, die alle Gruppenstunden vorbereiten und leiten. Sie sind darin geschult, zu erkennen, wie es den Kindern oder Jugendlichen gerade geht und was sie brauchen. Die Ehrenamtliche werden in einer 64-stündigen Ausbildung darauf vorbereitet, trauernde Kinder und Jugendliche angemessen zu begleiten.

Das Angebot von Lacrima ist kostenfrei und wird durch Spenden finanziert. „Ohne die Unterstützung von Ehrenamtlichen, Spendern und langfristigen Förderern geht das nicht, Deshalb freuen wir uns über alle, die sich bei uns melden und Lacrima auf die eine oder andere Art unterstützen möchten“, erklärt Swaris. Auch in der geplanten Jugendgruppe für Heranwachsende ab 13 Jahren sind noch Plätze frei. Wer sich dafür oder generell für Lacrima interessiert, kann sich unter der Telefonnummer 0951-20879874 an Vera Swaris wenden. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.johanniter.de/oberfranken/lacrima.