NGG Ober­fran­ken: Ernäh­rungs­bran­che ist Wirt­schafts­fak­tor – Kri­tik an Einzelhandel

Scho­ko-Hun­ger – Kreis Kulm­bach isst 690 Ton­nen Scho­ko­la­de pro Jahr

29 Sat­tel­schlep­per voll mit Scho­ko­la­de: So groß ist der Hun­ger auf Süßes im Land­kreis Kulm­bach pro Jahr. Von der Tafel über die Pra­li­ne bis zum Rie­gel: 690 Ton­nen Scho­ko­la­de aßen die Men­schen hier zuletzt rein sta­ti­stisch – gut 9,5 Kilo pro Kopf. Beim Käse waren es 1.780 Ton­nen – 24,5 Kilo pro Ein­woh­ner. Und beim Bier wur­den 75.000 Hek­to­li­ter im Jahr getrun­ken (104 Liter pro Kopf). Scho­ko­la­de, Käse, Bier – nur drei Bei­spie­le, die zei­gen, wel­che Bedeu­tung Lebens­mit­tel­in­du­strie und ‑hand­werk haben, sagt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG).

Rund 2.500 Arbeits­plät­ze hän­gen im Kreis Kulm­bach laut Arbeits­agen­tur an der Her­stel­lung und Ver­ar­bei­tung von Lebens­mit­teln. „Die Bran­che ist aber nicht nur regio­nal ein Schwer­ge­wicht. Nimmt man den Umsatz, ist sie der dritt­größ­te Indu­strie­zweig in Deutsch­land – ein Groß­teil der Pro­duk­ti­on geht in den Export – und schafft es damit auf die inter­na­tio­na­len Tel­ler“, sagt Micha­el Grundl von der NGG Ober­fran­ken. So sei­en Her­stel­ler aus der Regi­on auch regel­mä­ßig auf der Grü­nen Woche – der welt­größ­ten Agrar- und Ver­brau­cher­mes­se – in Ber­lin präsent.

Neue Food-Trends wie glu­ten- oder lak­to­se­frei­es Essen sei­en eine Her­aus­for­de­rung auch für die hei­mi­sche Ernäh­rungs­wirt­schaft, so Grundl. Die sei gut auf­ge­stellt und bele­ge bei Pro­duk­ti­ons- und Hygie­ne­stan­dards welt­weit einen Spit­zen­platz. „Kaum irgend­wo ist die Lebens­mit­tel­si­cher­heit höher als bei uns“, sagt der Geschäfts­füh­rer der NGG Oberfranken.

Eine Vor­aus­set­zung für gutes Essen und Trin­ken sei jedoch, dass die­ses fair pro­du­ziert wer­de – ange­fan­gen vom Anbau der Zuta­ten bis hin zu den Arbeits­be­din­gun­gen in der Ver­ar­bei­tung. Dazu hat die NGG eine lebens­mit­tel­po­li­ti­sche Initia­ti­ve gestar­tet. Micha­el Grundl: „Gute Ernäh­rung und gute Arbeit gehö­ren zusam­men. Hygie­ne unter Zeit­druck – das kann zum Bei­spiel nicht gut gehen.“ Dies bedeu­te auch, dass Unter­neh­men Tarif­ver­trä­ge ein­hiel­ten und sich an der Berufs­aus­bil­dung betei­lig­ten, betont der Gewerkschafter.

Mit Sor­ge sieht die NGG den Trend zur Ver­ram­schung: „Gera­de bei Geträn­ken, Fleisch und Süß­wa­ren erle­ben wir regel­rech­te Rabatt-Schlach­ten in den Super­märk­ten. Damit wer­den Lebens­mit­tel oft weit unter Wert ver­kauft“, kri­ti­siert Grundl. Weni­ger als 70 Cent für eine Tafel Mar­ken-Scho­ko­la­de sei in einer fai­ren und umwelt­ge­rech­ten Pro­duk­ti­on nicht mach­bar. Sol­che Prei­se erhöh­ten den Druck auf die Beschäf­tig­ten und ihre Arbeitsbedingungen.

An die Ver­brau­cher appel­liert die NGG daher, nicht nur auf den gün­stig­sten Preis zu ach­ten. „Gute Lebens­mit­tel soll­ten den Men­schen beim Ein­kauf etwas wert sein. Gleich­zei­tig kön­nen sie damit die hei­mi­sche Wirt­schaft stär­ken – und beim Essen neben dem Genuss auch noch ein gutes Gewis­sen haben.“