19 Kom­mu­nen bekun­den Inter­es­se am kom­mu­na­len Energieeffizienznetzwerk

Deponiegasmotor

Depo­nie­gas­mo­tor

Noch zum Ende des letz­ten Jah­res haben 17 Gemein­den und ein Abwas­ser­zweck­ver­band aus dem Land­kreis Forch­heim sowie eine Nach­bar­kom­mu­ne aus dem Land­kreis Bam­berg Inter­es­sens­be­kun­dun­gen zum Auf­bau eines kom­mu­na­len Ener­gie­ef­fi­zi­enz­netz­wer­kes beim Bun­des­amt für Wirt­schaft- und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA) eingereicht.

Haupt­ziel des 3‑jährigen Pro­jek­tes ist die Ener­gie- und Kosten­ein­spa­rung bei kom­mu­na­len Gebäu­den. Das Pro­jekt, was durch das Büro Ener­gie und Kli­ma am Land­rats­amt Forch­heim initi­iert wur­de und vom Insti­tut für Ener­gie­tech­nik an der OTH Amberg/​Weiden (IfE) umge­setzt sowie beglei­tet wird, basiert auf zwei Säulen.

Im Rah­men einer inge­nieur­tech­ni­schen Bera­tung kön­nen die Kom­mu­nen eige­ne Ener­gie- und Ein­spa­rungs­pro­jek­te vor­an­trei­ben und mit fach­li­cher Hil­fe umset­zen. Die­se inge­nieur­tech­ni­sche Bera­tungs­lei­stung wird im ersten Jahr mit 70% und in den bei­den Fol­ge­jah­ren mit 50% geför­dert (Net­to­för­de­rung).

Kom­mu­nen kom­men so kosten­gün­stig an eine ener­gie­tech­ni­sche Bera­tung, ins­be­son­de­re bei Pro­jek­ten, die sowie­so ins Haus ste­hen, wie die regel­mä­ßi­ge Erstel­lung von Ener­gie­aus­wei­sen für die eige­nen Gebäu­de, oder bei Maß­nah­men, bei denen ein Pro­jekt­ent­wurf (z.B. Gebäu­de­sa­nie­rung) kon­kre­ti­siert wer­den soll. Die Gemein­den kön­nen dabei den finan­zi­el­len und zeit­li­chen Umfang der Bera­tungs­lei­stung frei bestim­men bzw. unter­ein­an­der Stun­den­kon­tin­gen­te tau­schen. So kön­nen auch Maß­nah­men betreut wer­den, die im Rah­men der kom­mu­na­len Zusam­men­ar­beit erst noch ent­ste­hen. Die Pro­jekt­lauf­zeit von 3 Jah­ren gewähr­lei­stet eine Kon­ti­nui­tät, die in ande­ren Bera­tungs­lei­stun­gen nicht gege­ben ist.

Die zwei­te Säu­le ist die kon­ti­nu­ier­li­che Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Kom­mu­nen im Netz­werk, die eben­falls durch das IfE betreut wird. Hier wer­den regel­mä­ßig Netz­werktref­fen zu spe­zi­fi­schen The­men statt­fin­den. Im kol­le­gia­len Aus­tausch sol­len Effi­zi­enz­po­ten­zia­le beson­ders leicht, wirt­schaft­lich und nach­hal­tig erschlos­sen wer­den kön­nen. Nicht jede Gemein­de muss das Rad neu erfin­den. Das spart am Ende Kosten und Aufwand.

Domi­nik Big­ge, Kli­ma­schutz­ma­na­ger des Land­krei­ses, fasst zusam­men: „Die Gemein­den haben ähn­li­che Her­aus­for­de­run­gen oder Pro­blem­stel­lun­gen: Die Strom­ko­sten in den Klär­an­la­gen oder bei der Was­ser­ge­win­nung sind sehr hoch – hier kön­nen durch die ener­gie­tech­ni­sche Bera­tung zum Bei­spiel Eigen­strom­lö­sun­gen erar­bei­tet wer­den. Gemein­den müs­sen auch regel­mä­ßig Ener­gie­aus­wei­se für ihre Gebäu­de erstel­len – das kann nun mit 70%-Förderung gesche­hen. Eben­so kön­nen wir Sanie­rungs­maß­nah­men in den Kom­mu­nen vor­an­brin­gen, da auch die Bean­tra­gung wei­te­rer inve­sti­ver För­der­mit­tel ein Teil der Bera­tungs­lei­stung sind.

Durch die Zusam­men­ar­beit kön­nen die Teil­neh­mer von­ein­an­der ler­nen, erhal­ten Umset­zungs­bei­spie­le aus der eige­nen Nach­bar­schaft und kön­nen von posi­ti­ven oder nega­ti­ven Erfah­run­gen pro­fi­tie­ren. Ein über­grei­fen­des The­ma kann auch die Klär­schlamm­ent­sor­gung sein, die alle Kom­mu­nen betrifft.“

Prof. Mar­kus Braut­sch, der das Netz­werk fach­lich lei­tet, betreut mitt­ler­wei­le mit sei­nen 20 Mit­ar­bei­tern zehn sol­cher Netz­wer­ke. „Bei den Netz­wer­ken geht es nicht um eine all­ge­mei­ne Plan­er­stel­lung für die Kom­mu­ne, son­dern um die kon­kre­te Vor­be­rei­tung und Beglei­tung von Maß­nah­men. Die BAFA misst den Erfolg an den umge­setz­ten Pro­jek­ten. Bis­her gibt es kei­ne Netz­werk­kom­mu­ne, die nicht min­de­stens ein Ener­gie­ef­fi­zi­enz­pro­jekt umge­setzt hat. Gän­gi­ge Pro­jek­te sind zum Bei­spiel auch die Umrü­stung der Stra­ßen­be­leuch­tung auf LED-Tech­nik oder der Tausch von Umwälz­pum­pen in Hei­zungs­kel­lern oder kom­mu­na­len Bädern“, berich­te­te er auf der Bür­ger­mei­ster­klau­sur des Landkreises.

Das Antrags­ver­fah­ren für ein kom­mu­na­les Ener­gie-Effi­zi­enz­netz­werk ist aller­dings auf­wän­dig. Nach­dem eine Min­dest­an­zahl von Kom­mu­nen ihr Inter­es­se schrift­lich bekun­det hat und den Sam­mel­an­trag abge­ge­ben hat, ent­schei­det das BAFA über die För­der­fä­hig­keit. Nach des­sen Zustim­mung kön­nen die Gemein­den über die ver­bind­li­che Teil­nah­me ent­schei­den, erst dann wird die För­der­zu­sa­ge des BAFA bin­dend. Nach­träg­lich kön­nen Gemein­den dem Netz­werk nicht mehr bei­tre­ten, außer eine ande­re Kom­mu­ne tritt von der Inter­es­sens­be­kun­dung zurück.

Das Land­rats­amt Forch­heim und die Stadt Forch­heim sind seit 2016 eben­falls Mit­glied in einem der ersten kom­mu­na­len Netz­wer­ke in Deutsch­land. Ein Ergeb­nis für den Land­kreis: Die Wär­me­ver­sor­gung der Ver­wal­tungs­ge­bäu­de und der Gym­na­si­en in Forch­heim wird zukünf­tig mit effi­zi­en­ten Block­heiz­kraft­wer­ken (BHKW) gestal­tet. Die Gas­mo­to­ren lie­fern sowohl Wär­me als auch Strom, der direkt in den Gebäu­den ver­wen­det wird. Puf­fer­spei­cher und meh­re­re Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen ergän­zen das Projekt.