Zwi­schen­bi­lanz Stun­de der Win­ter­vö­gel 2018 in Bayern

Mil­de Tem­pe­ra­tu­ren sind „zähl­bar“: Mehr Zug­vö­gel beob­ach­tet – Auch der Star als Vogel des Jah­res häu­fi­ger gese­hen – Mei­sen sind zurück

Vögel sin­gen, Insek­ten flie­gen, die ersten Blu­men blü­hen. Die Aus­wir­kun­gen der bis­her mil­den Win­ter­tem­pe­ra­tu­ren waren am Drei­kö­nigs­wo­chen­en­de bei der Stun­de der Win­ter­vö­gel sogar direkt zu beob­ach­ten. So zähl­ten die Teil­neh­mer von Bay­erns größ­ter wis­sen­schaft­li­cher Mit­mach­ak­ti­on im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren deut­lich mehr Sta­re, Haus­rot­schwän­ze oder Bach­stel­zen. „Die­se Kurz­strecken­zie­her sind nor­ma­ler­wei­se dar­auf ange­wie­sen, den Win­ter im wär­me­ren Mit­tel­meer­raum zu ver­brin­gen. Nun fin­den sie aber in der kal­ten Jah­res­zeit auch bei uns noch genü­gend Nah­rung und spa­ren sich des­halb immer häu­fi­ger den gefähr­li­chen Flug in den Süden“, erklärt Mar­ti­na Geh­ret, Citi­zen-Sci­ence-Beauf­trag­te des LBV. Nach dem Ein­gang von unge­fähr einem Drit­tel der Mel­dun­gen zeich­net sich am Sonn­tag­nach­mit­tag eine gute Gesamt­be­tei­li­gung ab. So hat­ten dem LBV bis dahin knapp 8.500 Bay­ern über 180.000 Vögel gemel­det. Nach dem Ein­bruch im Vor­jahr ist die Kohl­mei­se bei einer ersten Zwi­schen­bi­lanz zurück an der Spit­ze und der am häu­fig­sten beob­ach­te­te Vogel in Bay­ern. Dahin­ter lie­fern sich Feld- und Haus­sper­ling ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen. Sor­gen macht den Natur­schüt­zern jedoch das schwa­che Abschnei­den der Amsel, die hin­ter der Blau­mei­se auf den 5. Platz abrutscht. Noch bis zum 15. Janu­ar kön­nen Teil­neh­mer dem LBV ihre Beob­ach­tun­gen vom Wochen­en­de schrift­lich oder online mel­den unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de.

Bal­zen­de Mei­sen, blü­hen­de Alpen­veil­chen und sogar flie­gen­de Insek­ten. Von Win­ter ist in den mei­sten Tei­len Bay­erns bei den der­zei­ti­gen Tem­pe­ra­tu­ren nicht viel zu spü­ren. So über­rascht es auch nicht, dass immer mehr Zug­vö­gel, die wie der Star zu den so genann­ten Kurz­strecken­zie­hern gehö­ren, lie­ber bei uns über­win­tern. Vie­le von ihnen war­ten bis zum Spät­herbst und reagie­ren für den Sprung über die Alpen auf die aktu­el­le Wet­ter­la­ge. „Bis­her konn­ten sie in gro­ßer Zahl hier­blei­ben und wur­den von vie­len Teil­neh­mern beob­ach­tet“, sagt Geh­ret. Dabei kratzt der Star an der Top 20 der häu­fig­sten Vögel und wur­de bis­her im Ver­hält­nis zum Vor­jahr 60 Pro­zent häu­fi­ger gemel­det. Du Zuwäch­se bei Haus­rot­schwanz und Bach­stel­ze lie­gen jetzt schon bei über 100 Prozent.

So pro­fi­tiert der Vogel des Jah­res von den gemä­ßig­ten Win­ter­tem­pe­ra­tu­ren. „Die Sta­re, die in den ver­gan­ge­nen mil­den Win­ter nicht weg­ge­zo­gen sind, haben mehr oder fit­te­re Jun­ge bekom­men. Die­se blei­ben nun auch hier und könn­ten sich so wie­der­um einen Vor­teil bei der Fort­pflan­zung ver­schaf­fen“, so Mar­ti­na Geh­ret. Die­se Ten­denz bestä­ti­gen auch die hohen Zah­len der ande­ren daheim­ge­blie­be­nen Zug­vö­gel, die neben Haus­rot­schwanz und Bach­stel­ze auch noch bei Mönchs­gras­mücke oder Hecken­brau­nel­le zu beob­ach­ten sind.

Nach­dem im Vor­jahr die Kohl­mei­se auf­grund eines gerin­ge­ren Zuzugs von Gästen aus Nord- und Ost­eu­ro­pa und wegen eines regio­nal schwa­chen Brut­jah­res stark abge­rutscht war, ist sie nun vor­erst wie­der Bay­erns am häu­fig­sten beob­ach­te­ter Gar­ten­vo­gel. Ob sie ihren Spit­zen­platz vor dem Haus­sper­ling behaup­ten kann, ist aber noch nicht klar.

Das dies­jäh­ri­ge Sor­gen­kind ist dage­gen die Amsel. Der Vor­jah­res­drit­te ist zur Zwi­schen­bi­lanz nur der fünf­häu­fig­ste Vogel, so schlecht wie seit 2014 nicht mehr. „War­um die Amsel trotz eines posi­ti­ven Trends in den letz­ten drei Jah­ren nun wie­der so abge­stürzt ist, kön­nen wir der­zeit noch nicht erklä­ren“, sagt Gehret.