54.000 Beschäf­tig­te in Bam­berg erwar­ten Umsteu­ern am Arbeitsmarkt

NGG appel­liert an hei­mi­sche Bundestagsabgeordnete

Für die rund 54.000 Beschäf­tig­ten in Bam­berg hängt viel davon ab, wie die poli­ti­schen Wei­chen in Ber­lin gestellt wer­den: Wie viel ist künf­tig in der Lohn­tü­te? Wird Arbei­ten in der Nacht oder am Wochen­en­de zur Nor­ma­li­tät? Was pas­siert mit der Ren­te? Mit Blick auf eine mög­li­che Neu­auf­la­ge der Gro­ßen Koali­ti­on hat die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) jetzt eine „Arbeits- und Sozi­al-Agen­da“ gefor­dert. Die NGG Ober­fran­ken rich­tet einen ein­dring­li­chen Appell an die hei­mi­schen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten: „Es muss klar sein, dass die Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten nicht unter die Räder kommen.“

Die Arbeits­zeit ist der NGG dabei beson­ders wich­tig: 16.800 Men­schen in Bam­berg haben nach aktu­el­len Anga­ben der Arbeits­agen­tur eine Teil­zeit-Stel­le – trotz Hoch­kon­junk­tur. Das sind 28 Pro­zent mehr als noch vor fünf Jah­ren. Dabei wer­den 81 Pro­zent aller Teil­zeit-Jobs von Frau­en erle­digt. Gewerk­schaf­ter Micha­el Grundl sieht in den Zah­len einen kla­ren Auf­trag an eine neue Bun­des­re­gie­rung: Nötig sei ein ver­brief­tes Rück­kehr­recht auf Vollzeit.

„Wer sei­ne Arbeits­zeit für die Erzie­hung der Kin­der oder die Pfle­ge der Ange­hö­ri­gen run­ter­fährt, der muss danach auch wie­der voll in den Job zurück­keh­ren kön­nen.“ Genau dafür habe bereits ein Gesetz auf dem Tisch gele­gen, das jedoch am Wider­stand der Uni­on geschei­tert sei. Soll­te es wie­der zur Koali­ti­on von CDU/CSU und SPD kom­men, dür­fe die­se „Von-Teil­zeit-zu-Voll­zeit-Garan­tie“ nicht noch ein­mal ver­schleppt werden.

Auch die Auf­wei­chung des Arbeits­zeit­ge­set­zes, wie sie Arbeit­ge­ber­ver­bän­de for­dern, lehnt die NGG Ober­fran­ken strikt ab. „13-Stun­den-Tage und Dau­er-Ver­füg­bar­keit per Smart­phone kön­nen nicht die Arbeits­welt von mor­gen sein. Wer fle­xi­ble Arbeits­zei­ten braucht, kann sie per Tarif­ver­trag regeln“, sagt Grundl.

Genau­so wenig dür­fe an den Auf­zeich­nungs­pflich­ten beim Min­dest­lohn gerüt­telt wer­den: „Nur wenn die Arbeit­ge­ber die Arbeits­zei­ten ihrer Beschäf­tig­ten auf­schrei­ben, kön­nen sie die Stun­den auch kor­rekt bezah­len. Dar­auf ist jeder ehr­li­che Unter­neh­mer ange­wie­sen. Wer an die Doku­men­ta­ti­ons­pflicht will, der öff­net dem Lohn­be­trug Tür und Tor“, betont der Gewerkschafter.

Nötig sei zudem ein kräf­ti­ger Nach­schlag beim Min­dest­lohn. „Wir brau­chen einen zwei­stel­li­gen Euro-Betrag als unter­ste Lohn­gren­ze. Das geht nur, wenn dahin­ter auch ein deut­li­cher poli­ti­scher Wil­le steht. Genau das erwar­ten Min­dest­lohn-Emp­fän­ger von der neu­en Bun­des­re­gie­rung“, macht Grundl deutlich.

Ganz oben auf die Agen­da gehö­re auch ein Plan, um die Kran­ken­ver­si­che­rung auf neue Füße zu stel­len. In einem Land, dem es wirt­schaft­lich so gut gehe, müs­se die „Zwei-Klas­sen-Medi­zin“ ein Ende haben. Es kön­ne nicht sein, dass der mit dem dicke­ren Geld­beu­tel schnel­ler und bes­ser behan­delt wer­de. Nötig sei eine soli­da­ri­sche Bür­ger­ver­si­che­rung, in die alle – auch Beam­te und Selbst­stän­di­ge – ein­zahl­ten. Für ein sol­ches Modell hat­te sich zuletzt die SPD starkgemacht.

Grundl: „Die näch­ste Bun­des­re­gie­rung hat die Chan­ce zum Umsteu­ern. Gut gefüll­te Haus­halts­kas­sen bie­ten den Spiel­raum für Refor­men, von denen die Beschäf­tig­ten heu­te, aber auch die der näch­sten Gene­ra­ti­on etwas haben.“