Advent ist die Zeit des War­tens und der Achtsamkeit

Symbolbild Religion

Erz­bi­schof Lud­wig Schick: „Jesus Chri­stus lässt sich nicht herbeizappen“

Zu Beginn der Advents­zeit ruft Erz­bi­schof Lud­wig Schick auf, die Tugen­den der Acht­sam­keit und des War­tens wie­der ein­zu­üben: „Das War­ten und wach­sam sein fällt uns Men­schen heu­te schwer. Wir haben auf alles Zugriff und kön­nen alle unse­re Bedürf­nis­se befrie­di­gen. Wenn wir etwas nicht gleich bekom­men, zap­pen wir zum näch­sten Pro­gramm und holen uns dort, was unse­re Wün­sche und Sehn­süch­te schein­bar erfül­len kann. Das zer­stört aber unse­re Bezie­hun­gen in Ehe und Fami­lie, im Freun­des­kreis, im Berufs­le­ben und bei der Frei­zeit­ge­stal­tung. Sie wer­den ober­fläch­lich und sprung­haft. Wir schä­di­gen auch Natur und Umwelt, indem wir uns alles und jedes leisten.

Die Wach­sam­keit und Acht­sam­keit ist auch durch den tech­ni­schen Fort­schritt mini­miert und teil­wei­se sogar aus­ge­löscht wor­den. Der Advent ruft dazu auf, durch Ver­zicht auf den unnö­ti­gen Gebrauch von Fern­se­hen, Tele­fon, Han­dy und Inter­net, im Gebet und in der Stil­le die Tugen­den des War­tens und der Acht­sam­keit neu zu ler­nen. Dazu gehört auch Weih­nach­ten nicht schon vor­weg­zu­neh­men durch Weih­nachts­ge­schen­ke, Weih­nachts­fe­ste und Weih­nachts­mu­sik im Advent. So öff­nen wir uns auch neu für Chri­stus, damit er mit sei­nem Segen bei uns ein­kehrt, wie wir in der Advents- und Weih­nachts­zeit singen.

In der Gesell­schaft ist zu spü­ren, dass der christ­li­che Glau­be abnimmt und zugleich aber­gläu­bi­sche Prak­ti­ken und Ritua­le zuneh­men. Die Welt ist reli­gi­ös sogar mehr auf­ge­la­den als frü­her, nur weni­ger christ­lich. Es gibt einen viel­fäl­ti­gen Glau­ben an Engel, Horo­sko­pe, Kar­ten­le­gen, Talis­man und Mas­kott­chen sowie sogar an Göt­ter und Gei­ster ver­gan­ge­ner Zei­ten. Man­che set­zen sich auch aus all dem ihre pri­va­te reli­giö­se Welt je nach Bedarf wie ein Mosa­ik zusam­men, das sich auch stän­dig ver­än­dert. Für den wah­ren per­sön­li­chen Gott, der in Jesus Chri­stus erschie­nen ist, braucht es aber Wach­sam­keit und War­ten. Jesus Chri­stus kön­nen wir nicht her­beiz­ap­pen, wir kön­nen ihn uns nicht ver­füg­bar machen. Er muss sich uns offen­ba­ren und wir müs­sen zu ihm Bezie­hun­gen in Gebet und Got­tes­dienst sowie durch täti­ge Näch­sten­lie­be pfle­gen. Die Advents­zeit will Jesus Chri­stus und dem Glau­ben an ihn die Türen in unse­rem Leben und unse­rer Welt durch Acht­sam­keit und War­ten öff­nen. Wer sich die­ser Mühe unter­zieht, der erfährt den leben­di­gen Gott, der unse­rem Leben Sinn gibt, Ver­trau­en und Zuver­sicht schenkt, der wird Weih­nach­ten als Fest der wah­ren Freu­de und des Frie­dens fei­ern können.“