IHK: Deut­sche Bahn star­tet ICE-Tras­se und hängt den Rest Ober­fran­kens ab

Mit dem Fahr­plan­wech­sel im Dezem­ber nimmt die Deut­sche Bahn AG die ICE-Hoch­ge­schwin­dig­keits­strecke von Nürn­berg nach Erfurt offi­zi­ell in Betrieb. Die Bahn will so die Zahl ihrer Fahr­gä­ste auf der Strecke von Mün­chen nach Ber­lin ver­dop­peln. Die Fahrt­zeit zwi­schen den bei­den Metro­po­len soll dann weni­ger als vier Stun­den betra­gen – zwei weni­ger als bisher.

Für die Regi­on bringt die neue Ver­bin­dung Vor­tei­le im Nord-Süd-Ver­kehr, gibt es doch Hal­te­punk­te in Bam­berg und Coburg. Aus Sicht der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth reicht das aber nicht aus. Zum Teil wer­den mit dem neu­en Fahr­plan bestehen­de Ver­bin­dun­gen gekappt, auch bleibt der Osten Ober­fran­kens in wei­ten Tei­len außen vor, wenn es um die Anbin­dung an das Schie­nen­fern­ver­kehrs­netz geht.

Wirt­schaft braucht schnel­le­re Anbin­dung an Schienenfernverkehr

„Die Wirt­schaft in Ober­fran­ken ist nicht nur auf Zustiegs­mög­lich­kei­ten zu einem Schnell­zug von Mün­chen nach Ber­lin ange­wie­sen. Wir brau­chen gene­rell eine schnel­le­re Anbin­dung an den Schie­nen­fern­ver­kehr“, betont IHK-Prä­si­den­tin Son­ja Weig­and. Sie for­dert, dass es ab Dezem­ber gera­de im Ost-West-Ver­kehr nicht zu Ver­schlech­te­run­gen kom­men darf bzw. lan­ge gefor­der­te Ver­bes­se­run­gen nicht wei­ter auf die lan­ge Bank gescho­ben werden.

Elek­tri­fi­zie­rungs­lücken hem­men Potentiale

Als Bei­spiel nennt die IHK-Prä­si­den­tin die bestehen­den Elek­tri­fi­zie­rungs­lücken auf der „Fran­ken-Sach­sen-Magi­stra­le“ zwi­schen Nürn­berg, Markt­red­witz und Prag sowie zwi­schen Nürn­berg und Dres­den, in der auch die Anbin­dung der Stadt Bay­reuth erfol­gen soll. Poten­zia­le im Per­so­nen- und ins­be­son­de­re auch im Güter­ver­kehr wer­den gehemmt, weil bei Bahn­fahr­ten in Ober­fran­ken nach wie vor ein Wech­sel von Elek­tro- auf Die­sel­lok erfor­der­lich ist.

Chan­cen ver­gibt man auch durch den System­bruch an der deutsch-tsche­chi­schen Gren­ze. Bis Eger kön­nen die aus Ost­eu­ro­pa kom­men­den Züge elek­trisch fah­ren, dann muss auf Die­sel umge­kop­pelt wer­den. Und das, obwohl Deutsch­land seit 1995 die Elek­tri­fi­zie­rung bis Nürn­berg zuge­sagt hat.

Con­tai­ner­ver­kehr bie­tet Poten­tia­le für die Region

Gera­de der Con­tai­ner­ver­kehr bie­tet Poten­zia­le für die Regi­on. „Egal, ob man über die welt­wei­te Anbin­dung spricht oder den Hin­ter­land­ver­kehr zu den Nord­see­hä­fen, Ober­fran­ken liegt ver­kehrs­gün­stig und könn­te durch zusätz­li­che Wert­schöp­fung pro­fi­tie­ren“, ergänzt IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Gabrie­le Hohen­ner. Not­wen­dig sei­en aber der Aus­bau und die Elek­tri­fi­zie­rung der Stecken. Die Ertüch­ti­gung des Strecken­ab­schnitts Hof-Markt­red­witz bis Cheb habe dabei sogar einen dop­pel­ten Nut­zen, da die­se Abschnit­te auch essen­ti­el­le Tei­le der Fran­ken-Sach­sen-Magi­stra­le sind.

Schlech­ter wird die Anbin­dung an das über­re­gio­na­le Schie­nen­netz auch für die Regio­nen um Lich­ten­fels, Kro­nach und Kulm­bach. Die bis­he­ri­gen ICE-Hal­te in Lich­ten­fels und Saal­feld ent­fal­len größ­ten­teils, die von der Bahn als Aus­gleich ange­kün­dig­ten IC-und ICE-Ver­bin­dun­gen sind noch nicht kom­plett umgesetzt.

Orts­um­ge­hung Unter­stein­ach: Todes­stoß für Elektrifizierung

Unver­ständ­lich ist für die IHK auch die aktu­el­le Nach­richt der Bahn, dass beim Neu­bau der Orts­um­ge­hung Unter­stein­ach (Land­kreis Kulm­bach) die für die Elek­tri­fi­zie­rung erfor­der­li­che Höhe der Brücken nicht berück­sich­tigt wird. „So etwas darf es nicht geben. Hier wer­den 60 Mil­lio­nen in eine Orts­um­ge­hung inve­stiert, auf Wunsch der Bahn wer­den die Brücken zu nied­rig gebaut“, so IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Hohen­ner. „Damit wird einer mög­li­chen Elek­tri­fi­zie­rung der Ver­bin­dung Hof-Kulm­bach-Lich­ten­fels-Bam­berg von vor­ne­her­ein der Todes­stoß ver­setzt und länd­li­che, aber wirt­schafts­star­ke Regio­nen auf Dau­er vom Schie­nen­fern­ver­kehr abgehängt“.

Eine der­ar­ti­ge Igno­ranz durch die Bahn kön­ne die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft nicht akzep­tie­ren. Bereits heu­te wer­de jeder zwei­te Euro von den ober­frän­ki­schen Indu­strie­un­ter­neh­men mit dem Export ver­dient. „Damit das so bleibt, braucht Ober­fran­ken eine wett­be­werbs­fä­hi­ge und moder­ne Ver­kehrs­in­fra­struk­tur für die Waren­strö­me. Wir müs­sen für natio­na­le und inter­na­tio­na­le Wirt­schafts­räu­me und Metro­po­len auch auf der Schie­ne schnell erreich­bar sein. Der Fern­ver­kehr sowie der Regio­nal­ver­kehr in der Flä­che muss intel­li­gent auf­ein­an­der zuge­schnit­ten sein“, betont IHK-Prä­si­den­tin Weigand.