Die Schlag­an­fall-Ein­heit am Kli­ni­kum Forch­heim dient als Muster für chi­ne­si­sche Krankenhäuser

Die chinesische Delegation informiert sich
Die chinesische Delegation informiert sich

Erneut besuch­te eine neun­köp­fi­ge Dele­ga­ti­on aus den chi­ne­si­schen Pro­vin­zen Shan­dong, Sichu­an und Anhui das Kli­ni­kum Forch­heim. Sie nah­men an einem zwei­tä­gi­gen Work­shop zum The­ma „Tele­me­di­zi­ni­sche Schlag­an­fall­be­hand­lung“ unter Lei­tung von Ober­arzt Dr. Lorenz Breu­er am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen teil.

In länd­li­chen, medi­zi­nisch teils unter­ver­sorg­ten Gebie­ten der drei genann­ten chi­ne­si­schen Pro­vin­zen soll mit­hil­fe der Tele­me­di­zin die räum­li­che Distanz zwi­schen Pati­en­ten und Arzt oder zwi­schen zwei Ärz­ten über­brückt wer­den. Schlag­an­fäl­le kön­nen so schnell dia­gno­sti­ziert und the­ra­piert wer­den. Bei einem Schlag­an­fall – einer plötz­li­chen Durch­blu­tungs­stö­rung im Gehirn, oder einer Hirn­blu­tung – ist schnel­le und kom­pe­ten­te Hil­fe lebenswichtig.
Der Work­shop hat­te zum Ziel die Mög­lich­kei­ten der Tele­me­di­zin zur Ver­bes­se­rung der flä­chen­decken­den Schlag­an­fall­ver­sor­gung in Chi­na zu eru­ie­ren. Die Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mer erar­bei­te­ten gemein­sam mit den deut­schen Gast­ge­bern, nöti­ge Schrit­te für die Eta­blie­rung von Tele­me­di­zi­ni­schen Schlag­an­fall-Netz­wer­ken in ihren Regionen.

Um eine genaue­re Vor­stel­lung von einer tele­me­di­zi­nisch ange­bun­de­nen Kli­nik zu bekom­men, besuch­te die Grup­pe das Kli­ni­kum Forch­heim. Ober­ärz­tin Bar­ba­ra Wil­lac­zek, die die Forch­hei­mer Stro­ke Unit (engl. für Schlag­an­fall-Ein­heit) auf­ge­baut hat und lei­tet, begrüß­te die­ses Mal auch fünf Fach­ärz­te aus den Anhui Provincial‑, Bing­zhou Peo­p­les- und West Chi­na-Hos­pi­tal unter den Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mern. Die­se infor­mier­ten sich vor Ort über die Funk­ti­ons­wei­se des Tele­kon­sils und über die wei­te­re Behand­lung von Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten vor Ort. Die „Tele­me­di­zi­ni­sche Kon­sul­ta­ti­on“ erfolgt über eine schnel­le Inter­net­ver­bin­dung, wel­che das Kli­ni­kum Forch­heim bei Bedarf rund um die Uhr mit einem der drei Schlag­an­fall­zen­tren in Erlan­gen, Nürn­berg oder Bay­reuth ver­bin­det. Dort ist dann jeweils ein in der Behand­lung von Schlag­an­fäl­len erfah­re­ner Neu­ro­lo­ge zugeschaltet.

Dem “Weg des Schlag­an­falls“ fol­gend besich­tig­ten die chi­ne­si­schen Gäste die Not­fall­am­bu­lanz, die Radio­lo­gie, den Tele­me­di­zin­raum und die Stro­ke Unit des Kli­ni­kum Forch­heim . Sie zeig­ten sich beson­ders beein­druckt von dem „Stro­ke Angel“-System bei dem sog. NIDA-Pads und NIDA-Arri­val­boards zum Ein­satz kom­men, Der Ret­tungs­dienst gibt die Pati­en­ten­da­ten und erste medi­zi­ni­sche Infor­ma­tio­nen bei Ein­sät­zen bereits direkt nach dem ersten Kon­takt mit dem Pati­en­ten in ein NIDA-pad ein (NIDA = Not­fall-Infor­ma­ti­ons- und Doku­men­ta­ti­ons-Assi­stent). Die­se wer­den elek­tro­nisch in die Not­auf­nah­me des Kli­ni­kums Forch­heim über­mit­telt, so dass das Kran­ken­haus­per­so­nal bereits vor dem Ein­tref­fen des Pati­en­ten über die­sen infor­miert und auf sei­ne Behand­lung vor­be­rei­tet ist.

Neben der Schlag­an­fall­ver­sor­gung inter­es­sier­ten sich die Gäste beson­ders für die wirt­schaft­li­chen Daten des Kli­ni­kums Forch­heim, die Kran­ken­haus­di­rek­tor Sven Oel­kers vor­stell­te. Des Wei­te­ren zeig­ten sie sich begei­stert von der hel­len Archi­tek­tur des Kran­ken­hau­ses, so dass Sven Oel­kers die Daten des Archi­tek­tur­bü­ros, wel­ches das Gebäu­de geplant hat, mit auf den Weg nach Chi­na gab.

Schlag­an­fall-Ein­heit

Die Stro­ke Unit-Zer­ti­fi­zie­rung und Re-zer­ti­fi­zie­rung durch die Deut­sche Schlag­an­fall-Gesell­schaft (DSG) erfolgt regel­mä­ßig in drei­jäh­ri­gen Abstän­den. Das Kli­ni­kum Forch­heim ver­fügt über eine von deutsch­land­weit über 300 zer­ti­fi­zier­ten Stro­ke Units. Kon­kret han­delt es sich dabei um eine von deutsch­land­weit 13 tele­me­di­zi­nisch ver­netz­ten Stro­ke Units (Tele­stro­ke unit).

Auf der Tele­stro­ke Unit unter der Lei­tung von Ober­ärz­tin Bar­ba­ra Wil­lac­zek, die auf Sta­ti­on 22 ange­sie­delt ist, arbei­tet ein inter­dis­zi­pli­nä­res Behand­lungs­team aus Fach­ärz­ten für Inne­re Medi­zin, spe­zi­ell geschul­tem Pfle­ge­per­so­nal (Stro­ke Nur­ses), Sprach- und Schluck­the­ra­peu­ten, Ernäh­rungs­the­ra­peu­ten, Phy­sio- und Ergo­the­ra­peu­ten sowie Sozi­al­päd­ago­gin­nen. Die neu­ro­lo­gi­sche Exper­ti­se steht in Form von täg­li­chen Visi­ten eines neu­ro­lo­gi­schen Fach­arz­tes und mit­tels Tel­en­eu­ro­lo­gie zur Verfügung.

Via Tele­kon­sil kann rund um die Uhr ein in der Schlag­an­fall­be­hand­lung erfah­re­ner Neu­ro­lo­ge aus den drei Schlag­an­fall­zen­tren Erlan­gen, Bay­reuth und Nürn­berg zuge­schal­tet werden.