Jubi­lä­um: Zehn Jah­re Welt­la­den in Forch­heim. Lob und Aner­ken­nung gab es beim Festakt.

In den Bergregenwald von Peru entführte Dr. Arno Wielgoss das Forchheimer Publikum bei seinem Vortrag zum Weltladen-Jubiläum. Foto: Mike Wuttke
In den Bergregenwald von Peru entführte Dr. Arno Wielgoss das Forchheimer Publikum bei seinem Vortrag zum Weltladen-Jubiläum. Foto: Mike Wuttke

Der fai­re Gedan­ken ist verankert

Glo­ba­ler Han­del und glo­ba­ler Reich­tum erfor­dern glo­ba­le Gerech­tig­keit – die­ser Kern­satz aus der Rede von Mar­git Wün­sche zum zehn­jäh­ri­gen Bestehen des Welt­la­dens in Forch­heim ist die Über­zeu­gung, die die inzwi­schen 26 ehren­amt­li­chen Hel­fer antreibt, sich für den Ver­trieb von fair gehan­del­ten Pro­duk­ten ein­zu­set­zen und mit dem Mehr­preis das Über­le­ben vie­ler klein­bäu­er­li­chen Fami­li­en abzu­si­chern und deren Bil­dungs­chan­cen zu ermöglichen.

Mar­git Wün­sche ist die Vor­sit­zen­de des Welt­la­den-Teams. Sie freu­te sich, in der „Fair-Trade-Town“ Forch­heim vie­le Besu­cher zu dem Jubi­lä­ums-Akt in der Stadt­bü­che­rei begrü­ßen zu kön­nen. „Mit so einem Echo haben wir gar nicht gerech­net“ bekann­te sie, aber es war für sie die Bestä­ti­gung dafür, dass der Ver­kauf im Welt­la­den in der Satt­ler­tor­stra­ße auf eine so gro­ße Reso­nanz stößt „und dass wir so oft prä­sent sind“. Ob in den Schu­len, in Pfar­rei­en, beim Kreis­ju­gend­ring oder beim Kin­der-Pro­jekt „Mini­stadt Forch­heim“. Wün­sche ging auf die Ent­wick­lung des ehe­ma­li­gen „Drit­te-Welt-Ladens“ und das Wach­sen des „fai­ren Gedan­kens“ in Forch­heim ein (der FT berich­te­te) und liste­te auf, dass es in Deutsch­land 800 Welt­lä­den mit 1000 Akti­ons­grup­pen und 50 000 Akti­ven gibt.

Bür­ger­mei­ster Franz Streit wer­te­te das Jubi­lä­um als kla­res Signal, „dass das The­ma fai­rer Han­del in Forch­heim dau­er­haft ver­an­kert wer­den konn­te“. Respekt und Dank sag­te er allen ehren­amt­li­chen Hel­fern. „Han­del kann Part­ner­schaft und Wei­ter­ent­wick­lung bedeu­ten“, beton­te er, und in die­sem Sin­ne hät­ten die Mit­ar­bei­ter neben dem Waren­ver­kauf auch eine Bewusst­seins­bil­dung erfahren.

Das Recht, mehr als satt zu sein

Das Gruß­wort des Trä­ger­ver­eins „Soli­da­ri­tät in der Einen Welt“ über­mit­tel­te der Mit­be­grün­der Ulrich Frey vom Welt­la­den Regens­burg e.V. Begon­nen habe alles 1983 in Amberg, berich­te­te er. Heu­te sei man das Dach für 14 Welt­lä­den und betrei­be eine Part­ner­schaft mit Kenia. „Jeder Mensch hat ein Recht auf gerech­ten Lohn für sei­ne Arbeit. Aber er hat ein Recht mehr als satt zu sein, näm­lich auf Bil­dung und auf Gesund­heit“ umriss er Prin­zi­pi­en der Bewegung.

Wie nach einem tra­gi­schen Ereig­nis – ein jun­ger Aben­teu­rer aus Deutsch­land wird im perua­ni­schen Berg­re­gen­wald von einem rei­ßen­den Fluss mit­ge­ris­sen – die Fami­lie Kon­takt zu Bau­ern bekommt, die in der übli­chen klein­glied­ri­gen Land­wirt­schaft Kaf­fee und Kakao anbau­en, dar­aus eine Stif­tung „Fre­de­ric – Hil­fe für Peru“ ent­steht und die Men­schen vor Ort über ein Mikro­kre­dit-System eine öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft auf­bau­en kön­nen und letzt­end­lich die Ver­mark­tung des Chun­cho-Urk­akao gelingt – davon erzähl­te Dr. Arno Wiegloss aus Frank­furt im „Fest­vor­trag“. Im Grun­de war es ein Exkurs über die Bedro­hung und den Raub­bau am Regen­wald, nicht nur in Latein­ame­ri­ka, über das Bemü­hen eines fai­ren Han­dels, für den die Anfangs­hür­den „Fair trade“ oder „Euro­bio“ für die Pro­du­zen­ten viel zu hoch sind, so Wiel­goss, und die fata­len Fol­gen der Rodung „Wald wird Land“ für den Kli­ma­wan­del. Chi­na mit sei­nem Griff nach Holz und Boden­schät­zen sei der­zeit die gro­ße Bedro­hung, aber auch die kon­ti­nu­ier­li­che Brand­ro­dung durch die ein­hei­mi­schen Bau­ern auf der Suche nach Wei­de­flä­chen sei Fakt.

Teu­rer Kakao lockt die Schweiz

Ein Vor­trag, bei dem man hät­te Über­län­ge anmah­nen kön­nen, aber das Publi­kum folg­te gebannt den Aus­füh­run­gen Wiegloss, der mit sei­nen Eltern regel­mä­ßig vor Ort ist. Er stell­te resü­mie­rend fest: „Weil wir nicht akzep­tie­ren woll­ten, dass die von uns unter­stütz­ten Klein­bau­ern in Peru, trotz Bio- und Fair-Trai­de-Zer­ti­fi­zie­rung kei­ne gerech­ten Prei­se erzie­len konn­ten, haben wir 2015 die Pero Puro GmbH gegrün­det“. Jetzt wird vor Ort Roh­ka­kao bezo­gen, ver­ar­bei­tet und ver­mark­tet. Die Prei­se für lie­gen deut­lich über Welt­han­dels­ni­veau. Was dazu führ­te, dass ein Scho­ki-Pro­du­zent aus der Schweiz Abneh­mer wur­de. Auch wenn die Tafel Scho­ko­la­de dann sie­ben Euro kostet – sie wird gekauft.

Blu­men gab es für Mar­git Wün­sche, der Che­fin und See­le des Welt­la­dens, und musi­ka­li­sches Kon­fekt für das Publi­kum in Form von zar­ter Gitar­ren­mu­sik latein­ame­ri­ka­ni­scher und spa­ni­scher Pro­vi­ni­enz. Gebo­ten vom Duo Yas­min Kösters und Ker­stin Stiers­tor­fer aus Erlangen.