Der BBK Ober­fran­ken stellt im Bam­ber­ger Kunst­raum Kes­sel­haus den Maler Beka Gigau­ri vor

Beka Gigauri, ohne Titel, 2017, 200 x 190 cm (Ausschnitt)
Beka Gigauri, ohne Titel, 2017, 200 x 190 cm (Ausschnitt)

Jede sei­ner Male­rei­en ist in ihrer Eigen­heit abge­schlos­sen; man ist von jedem ein­zel­nen die­ser wild­ro­man­ti­schen Orga­nis­men ange­zo­gen, nähert sich ihm wie einem fremd­ar­ti­gen und doch irgend­wie enzy­klo­pä­disch bekann­ten Lebe­we­sen, durch­aus mit vor­sich­ti­ger Neu­gier. Die Asso­zia­ti­ons­ma­schi­ne läuft im Betrach­ten unver­züg­lich an: Mee­res­wo­gen wie bei Cour­bet, dann plötz­lich der getrüb­te Blick unter Was­ser, die Geräu­sche nur noch gedämpft, abblät­tern­de Alt­anstri­che wie in Indu­strie­rui­nen, der ängst­lich-gespann­te Blick auf das ent­fernt auf­zie­hen­de, aber rasch näher kom­men­de Gewit­ter. Das kann die Vor­stel­lung aus grö­ße­rer Ent­fer­nung sein; der Blick aus der Nähe zeigt dann in der Woge die vie­len klei­nen For­men – und vor allem auch Mate­ri­al: man­nig­fal­ti­ge Schich­tun­gen, lasie­ren­de Trans­pa­ren­zen, opa­ke Ver­dich­tun­gen, die Aus­deh­nung der Far­be auf der Flä­che, die Imprä­gnie­rung der Nes­sel­ober­flä­che mit dün­ner Ölfar­be. Die mate­ri­el­le Aus­ein­an­der­set­zung prägt die Mal­wei­se Gigau­ris genau­so wie der Anspruch, ein jeweils auto­no­mes Bild zu schaffen.

Beka Gigau­ri, in Geor­gi­en gebo­ren, seit 1992 in Deutsch­land lebend, mit sehr ver­schie­de­nen Stu­di­en der Male­rei an den Aka­de­mien in Tif­lis und Ber­lin im per­sön­li­chen Gepäck, setzt die gro­ße Ära des Abstrak­ten Expres­sio­nis­mus in sei­ner Wei­se fort. Ihm geht es nicht dar­um, die unmög­lich gewor­de­ne Neu­erfin­dung der Male­rei zu betrei­ben. Kon­se­quent und in aus­ufern­den, sich nicht erschöp­fen­den Werkse­ri­en nutzt er das Erbe der spät­mo­der­nen Male­rei, um einen Aus­druck für sei­ne ästhe­ti­sche Ener­gie zu suchen. Die Hel­den der ame­ri­ka­ni­schen Male­rei, Jack­son Pol­lock, Sam Fran­cis, Mark Roth­ko – Gigau­ris per­sön­li­cher „Drei­klang“ – muss­ten sich müh­sam aus dem zum Stil gewor­de­nen Sur­rea­lis­mus frei­kämp­fen; für Gigau­ri ist das Sur­rea­le nur ein wei­te­rer, aber essen­ti­el­ler Treib­stoff, sich durch das Mate­ri­al der Male­rei zu wüh­len. So homo­gen und in sich geschlos­sen sei­ne Male­rei wirkt, so viel­fäl­tig aber sind die For­men und Medi­en der Kunst, die ihn maß­geb­lich beein­flusst haben und als Spur in sei­nen Bil­dern zu fin­den sind: die erra­ti­schen und bild­mäch­ti­gen Fil­me Tar­kow­skis, die auf über­wäl­ti­gen­de Wir­kung ange­leg­ten barocken Skulp­tu­ren Gian Loren­zo Ber­n­i­nis, die „unrei­ne“ Mate­ria­li­tät eines neu­en Rea­lis­mus bei Robert Rau­schen­berg, und die lebens­be­ja­hen­de Ent­gren­zung von Flu­xus zum Bei­spiel – die Liste lie­ße sich noch weit fortsetzen.

Gigau­ri nennt sei­ne Bil­der, die in der Regel in nur zwei For­ma­ten vor­kom­men, ger­ne “Per­ma­nent Movies“. Vie­le sei­ner Bil­der erwecken tat­säch­lich die Asso­zia­ti­on von Fil­men der lan­gen, aber unwie­der­bring­lich ver­gan­ge­nen vor-digi­ta­len Ära, und das bezeich­nen­der­wei­se wie­der auf der mate­ri­el­len wie auf der bild­li­chen Ebe­ne: wie eine Ace­tat­schicht zie­hen sich hauch­dün­ne Farb­schlei­er über die Lein­wand, ihre Fär­bung wirkt ver­bli­chen; und man­che sei­ner Male­rei­en wir­ken wie eine sehr lang belich­te­te Pro­jek­ti­ons­lein­wand: alle For­men eines Fil­mes – nein, alle Fil­me, die Gigau­ri je gese­hen hat, wie über­ein­an­der geblen­det, wie ein­ge­brannt und ein­ge­rie­ben in die­se eine bemal­te Leinwand.

In der sehr mate­ri­el­len Indu­strie­ar­chi­tek­tur des Kes­sel­hau­ses erhal­ten Gigau­ris Male­rei­en ein star­kes Pen­dant. Man darf gespannt sein, wie sei­ne anläss­lich die­ser Ein­zel­aus­stel­lung gemal­ten aktu­el­len Wer­ke mit der beson­de­ren Umge­bung verschmelzen.

Jan Bur­me­ster

Eine Aus­stel­lung des Berufs­ver­ban­des Bil­den­der Künstler/​innen Ober­fran­ken e.V. im Kunst­raum Kes­sel­haus, Unte­re Sand­stra­ße 42, Ein­gang am Lein­ritt, 96049 Bamberg

  • 9. Sep­tem­ber – 15. Okto­ber 2017
  • Frei­tag 15 – 18 Uhr, Sams­tag und Sonn­tag 11 – 18 Uhr, Ein­tritt frei
  • Eröff­nung: Frei­tag, 8. Sep­tem­ber 2017, 19 Uhr
  • Gruß­wort: Dr. Chri­sti­an Lan­ge, Bür­ger­mei­ster der Stadt Bamberg
  • Red­ner Jan Burmester
  • Musik Oli­ver Pör­ner, Saxophon

Pro­gramm zur Ausstellung:

  • Kunst­ver­lo­sung Ver­lo­sung einer Arbeit von Beka Gigauri
  • 24. Sep­tem­ber 2017 Künst­ler­ge­spräch – mit Prä­sen­ta­tio­nen aus dem Fundus
  • 14. Okto­ber 2017 Work­shop zum Auf­span­nen von Keil­rah­men mit Beka Gigauri
  • außer­dem Lesung auf geor­gisch und deutsch

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter: www​.bbk​-ober​fran​ken​.de