GAL Bam­berg: „Natur­schutz wird auf den Kopf gestellt“

Der 60 Hekt­ar gro­ße, jahr­zehn­te alte MUNA-Wald soll abge­holzt und durch Neu­pflan­zung in 50 km Ent­fer­nung ersetzt wer­den. Die GAL kri­ti­siert, dass dies nur durch Para­gra­phen-Jon­glie­ren mög­lich wird.

Das Vor­ha­ben, den MUNA-Wald, den die Stadt Bam­berg für den geplan­ten „Gewer­be­park Geisfel­d­er­stra­ße“ abhol­zen will, mit Auf­for­stungs­flä­chen in Stadt­lau­rin­gen aus­zu­glei­chen, stößt bei den Bam­ber­ger Grü­nen auf har­sche Kri­tik. Tat­säch­lich mutet es auch für Lai­en merk­wür­dig an, die Bam­ber­ger Wald­flä­che in einem Gebiet nahe Schwein­furt, 50 km ent­fernt, aus­zu­glei­chen. Wäh­rend hier 60 Hekt­ar dicht gewach­se­ner Wald abge­holzt wer­den sol­len, plant man bei Stadt­lau­rin­gen land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­che in Wald­flä­che umzu­wan­deln und neu aufzuforsten.

Die geplan­te Maß­nah­me sorgt nicht nur in Bam­berg für Auf­re­gung. Wie bereits berich­tet, weh­ren sich auch die Gemein­de Stadt­lau­rin­gen sowie die dor­ti­gen Land­wir­te hef­tig dage­gen, dass ihre Pacht­ver­trä­ge auf­ge­löst und ihre Äcker mit Bäu­men bepflanzt wer­den sollen.

Tat­säch­lich wird der Natur­schutz-Gedan­ke eines Ver­lust­aus­gleichs nach Wor­ten von GAL-Vor­stands­mit­glied Peter Gack auf den Kopf gestellt. Und dabei hilft offen­bar juri­sti­sche Spitz­fin­dig­keit: „Selbst­ver­ständ­lich kann ein frisch gepflanz­ter Wald nicht so ein­fach einen 50 bis 100 Jah­re gewach­se­nen natur­na­hen Wald wie auf dem Muna-Gelän­de erset­zen, noch dazu so weit ent­fernt“, sagt Gack. Aber dem baye­ri­schen Wald­ge­setz sei damit Genü­ge getan, es ver­lan­ge ein­fach einen 1:1‑Ausgleich – egal, wel­che Qua­li­tät, egal, wo.

Neben dem Wald­ge­setz schrei­be auch das Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz einen Aus­gleich vor, ergänzt GAL-Stadt­rat und Jurist Ralf Dischin­ger. Hier müs­se ein Aus­gleich inner­halb des so genann­ten „Natur­raums“ erfol­gen, ein defi­nier­ter bio­lo­gi­scher Fach­be­griff, der auch juri­stisch so ver­wen­det wird, erklärt er. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt stel­le in sei­ner bis­he­ri­gen Rechts­spre­chung hohe Anfor­de­run­gen wie etwa eine bio­öko­lo­gi­sche Wech­sel­be­zie­hung. „Aber den nach die­sem Gesetz not­wen­di­gen Aus­gleich will man durch Maß­nah­men errei­chen, die gar nichts mit Wald zu tun haben müs­sen, son­dern ander­wei­tig eine natur­schutz­re­le­van­te Auf­wer­tung beinhalten.“

Gack und Dischin­ger kri­ti­sie­ren die­ses Para­gra­phen-Gemen­ge: „Da wird mit allen juri­sti­schen Mög­lich­kei­ten so lan­ge jon­gliert, bis man for­mal-recht­lich irgend­wie einen akzep­ta­blen Aus­gleich für den Ver­lust von 60 Hekt­ar MUNA-Wald hin­be­kommt.“ Die Pla­nun­gen wür­den aber evi­dent gegen Geist, Sinn und Zweck des Natur­schutz­ge­set­zes verstoßen.

Und das Ergeb­nis sei vor allem das eine: Die Bam­ber­ger Bevöl­ke­rung ver­liert ein Wald­stück mit 50 bis 100 Jah­re alten Bäu­men in der Grö­ße von immer­hin 85 Fuß­ball­fel­dern, mit allen Fol­gen für das Nah­kli­ma der Stadt und für Natur­haus­halt und hei­mi­sche Arten­viel­falt. Und ersatz­wei­se sol­le die­ser Wald mit klei­nen Bäum­chen in 50 km Ent­fer­nung neu gepflanzt wer­den, in einem Gebiet, das in kei­nem natur­räum­li­chen Zusam­men­hang mit Bam­berg steht und auch für die Bam­ber­ger Bevöl­ke­rung kei­ne Bedeu­tung hat.

Die GAL plä­diert seit Beginn der Dis­kus­si­on um den „Gewer­be­park Geisfel­d­er­stra­ße“ dafür, auf die Plä­ne für ein Indu­strie­ge­biet in die­ser Grö­ßen­ord­nung zu ver­zich­ten. Statt des­sen sol­len die wert­vol­len Wald- und Sand­ma­ger­ra­sen­flä­chen kom­plett erhal­ten blei­ben und nur im Umfeld der bereits jetzt vor­han­de­nen ehe­ma­li­gen Muni­ti­ons­la­ger­bau­ten Gewer­be­flä­chen ent­ste­hen, die sich pla­ne­risch behut­sam in den Wald einfügen.