Arti­kel­se­rie: Ener­gie­wen­de ja – aber wie? 66. Ener­gie­spei­cher – Teil 1

Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl
Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Wir wol­len uns nun einem The­ma wid­men, das für vie­le Men­schen gro­ße Fra­ge­zei­chen auf­wirft. Wie kann die Ener­gie­wen­de mit erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len gelin­gen, wenn sich Strom nicht spei­chern lässt? Wie kön­nen wir unse­re elek­tri­sche Ener­gie­ver­sor­gung auf ein natür­lich schwan­ken­des Ange­bot umstel­len und Ver­sor­gungs­si­cher­heit errei­chen? Hier ist zunächst ein­mal grund­sätz­lich klar­zu­stel­len: Hier­für wer­den kei­ne Strom­spei­cher gebraucht, son­dern Ener­gie­spei­cher. Strom ist kei­ne Ener­gie. Der elek­tri­sche Strom ist eigent­lich nur das Vehi­kel mit dem elek­tri­sche Ener­gie über metal­li­sche Lei­ter trans­por­tiert wer­den kann. Aber, wozu brau­chen wir die­se Spei­cher und wel­che gibt es bereits?

Begin­nen wir mit den bis­her genutz­ten fos­si­len Ener­gie­quel­len, die wir hin­ter uns las­sen müssen.

Die fos­si­len Ener­gie­trä­ger Koh­le, Öl und Gas sind im Grun­de gespei­cher­te Bio­en­er­gie und ent­stam­men gro­ßen natür­li­chen Lager­stät­ten (Spei­cher), die seit Beginn der Indu­stria­li­sie­rung ab ca. 1750 zuneh­mend aus­ge­beu­tet wer­den (s.a. Kapi­tel 12 bis 15). Die Nut­zung der fos­si­len Ener­gie­trä­ger ist also zu 100% von die­sen Lager­stät­ten bzw. Ener­gie­spei­chern abhän­gig. Die­se sind end­lich, d.h. wenn sie leer sind, sind sie leer, und kön­nen in mensch­li­chen Zeit­maß­stä­ben nicht mehr auf­ge­füllt wer­den. Zwar weiß kei­ner so genau, wie groß die Vor­rä­te noch sind, ihre Aus­beu­tung wird aber jetzt schon immer auf­wän­di­ger, kosten­in­ten­si­ver und umwelt­schäd­li­cher. Außer­dem sind sie wert­vol­le Grund­stof­fe für vie­le ande­re not­wen­di­gen Pro­duk­te, so dass sie eigent­lich viel zu scha­de sind, sie nur zu ver­bren­nen, um aus ihnen mit einem schlech­ten System­wir­kungs­grad (ca. 35%, s.a. Kapi­tel 9) elek­tri­sche Ener­gie zu gewin­nen. Hier­für müs­sen die­se Grund­stof­fe von ihren Lager­stät­ten zu den Kraft­wer­ken trans­por­tiert wer­den. Das bedeu­tet, in der Nähe der Kraft­wer­ke müs­sen noch­mal Zwi­schen­la­ger ein­ge­rich­tet wer­den („Puf­fer­spei­cher“), um die dis­kon­ti­nu­ier­li­che Lie­fe­rung (Schif­fe, Eisen­bahn) dem kon­ti­nu­ier­li­chen Ener­gie­um­wand­lungs­pro­zess anzupassen.

Die deut­schen Braun­koh­le­kraft­wer­ke sind über­wie­gend in der Nähe der deut­schen Braun­koh­le­la­ger­stät­ten errich­tet. Der Trans­port erfolgt im Wesent­li­chen über För­der­band­an­la­gen. Die Roh­koh­le muss für eine opti­ma­le Ver­bren­nung noch auf­be­rei­tet wer­den. Wegen der kur­zen Wege und des kon­ti­nu­ier­li­chen Trans­por­tes kön­nen die Puf­fer­la­ger vor und hin­ter der Koh­le­auf­be­rei­tung rela­tiv klein gehal­ten werden.

Anders ist dies bei Stein­koh­le und Öl. Die deut­schen Vor­kom­men sind bereits weit­ge­hend aus­ge­beu­tet, sodass die­se Ener­gie­trä­ger aus Über­see her­bei geschafft wer­den müs­sen. Des­halb sind grö­ße­re Zwi­schen­la­ger sowohl in den Häfen als auch bei den Kraft­wer­ken not­wen­dig. Erd­öl kann ohne­hin nicht direkt ver­wen­det wer­den und muss noch in Raf­fi­ne­rien auf­be­rei­tet wer­den. Gas wird über Pipe­lines nach Deutsch­land trans­por­tiert, also kon­ti­nu­ier­lich. Die groß­vo­lu­mi­gen Gas­lei­tun­gen für die Lie­fe­rung und flä­chen­mä­ßi­ge Ver­tei­lung fun­gie­ren auf Grund ihrer Bau­art auch als Spei­cher. Dar­über hin­aus wur­den gro­ße Gas­spei­cher ange­legt, die den deut­schen Bedarf von eini­gen Mona­ten decken kön­nen; sie sind u.a. not­wen­dig, weil die Gas­lie­fe­ran­ten in „poli­tisch unsi­che­ren Län­dern“ sit­zen. Soweit zu den Spei­chern bei den fos­si­len Ener­gie­trä­gern. Die Erzeu­gung elek­tri­scher Ener­gie ist hier­bei zu 100% von Ener­gie­spei­chern abhängig.

Man sieht, die bedarfs­ge­rech­te Bereit­stel­lung elek­tri­scher Ener­gie ist nicht nur eine tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung, sie beinhal­tet auch erheb­li­che logi­sti­sche Pro­ble­me, zu deren Lösung immer wie­der auf Ener­gie­spei­cher (Puf­fer­spei­cher) zurück gegrif­fen wer­den muss.

Dage­gen führt die bedarfs­ge­rech­te Bereit­stel­lung elek­tri­scher Ener­gie aus erneu­er­ba­ren Quel­len zu ganz ande­ren logi­sti­schen Pro­ble­men, die des­halb auch ande­re (Spei­cher-) Lösun­gen erfor­dern, das The­ma der näch­sten Folge.

Die­ter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www​.bfb​-ener​gie​.de

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