Sonn­tags­ge­dan­ken: Schein­bar schlau, aber …

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Zwei Rheu­ma­kran­ke tei­len sich in einer Spe­zi­al­kli­nik das Zim­mer. Der Arzt geht zum Einen, unter­sucht und behan­delt ihn. Der Pati­ent schreit auf, win­det sich, fleht und klagt. Aber es muss eben sein, und nach der Tor­tur fühlt er sich all­mäh­lich woh­ler. Der Ande­re rührt sich über­haupt nicht. Da fragt der Erste den Zwei­ten: „Hat­test Du etwa kei­ne Schmer­zen? Hat Dich das alles kalt gelas­sen?“ Der Zwei­te grinst schlau: „Ich habe dem Dok­tor doch nicht mein kran­kes Bein hingehalten.“

Nur vor­der­grün­dig hat sich der Zwei­te klug ver­hal­ten. Die Bela­stun­gen der Behand­lung sind ihm erspart geblie­ben, damit aber auch die Gene­sung. Wir Men­schen machen es mit Gott eben­so: Wir wei­gern uns, Gott unse­re kran­ke Sei­te hin­zu­hal­ten, damit er uns nicht weh­tut. Wer sich über­haupt noch mit Gott befasst, miss­braucht ihn meist nur als Objekt der phi­lo­so­phi­schen Spe­ku­la­ti­on oder als Auto­mat. Gott soll uns wie der berühm­te Geist aus der Fla­sche hel­fen, wenn wir ihn brau­chen, sich dann aber schleu­nigst zurück­zie­hen. Wie der Arzt aber sei­nem Pati­en­ten unan­ge­neh­me Wahr­hei­ten sagen, ja in weh­tun muss, um ihm wirk­lich hel­fen zu kön­nen, so auch Gott. Wenn wir Gott nicht unse­re nega­ti­ven Gefüh­le vor­le­gen, unse­ren Neid, unse­re Recht­ha­be­rei, unse­re Gleich­gül­tig­keit, kann er uns davon auch nicht befrei­en. Eine Wun­de, die aus­ge­wa­schen und des­in­fi­ziert wird, brennt eben. So müs­sen auch wir immer wie­der schmerz­haft erken­nen, dass wir uns auf dem Holz­weg befin­den, dass wir ande­ren Unrecht getan haben, Got­tes Gebo­te gebro­chen haben. Wie jede Krank­heit ihre beson­de­re Behand­lung braucht, vor allem aber Zeit, so geht auch Gott mit jedem von uns eige­ne Wege. Der Eine braucht einen Dämp­fer, der Ande­re Ermu­ti­gung. Viel­leicht ver­ste­hen wir Got­tes Wege nicht immer, viel­leicht füh­len wir uns von Gott manch­mal unge­recht behan­delt. Aber er meint es gut mit uns, will uns inner­lich hei­len, damit wir reif wer­den für sei­ne neue Welt.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind