Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung mit MdB Andre­as Schwarz in Forchheim

Edelgard Bulmahn, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, MdB Andreas Schwarz und Anette Kramme, Parlamentarische Staatssekretärin bei ihrer Diskussionsveranstaltung zur Demokratie in Forchheim.
Edelgard Bulmahn, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, MdB Andreas Schwarz und Anette Kramme, Parlamentarische Staatssekretärin bei ihrer Diskussionsveranstaltung zur Demokratie in Forchheim.

Demo­kra­tie als Langstreckenlauf

Stecken wir in einer Demo­kra­tie­kri­se, in der sich die Men­schen nicht mehr ver­tre­ten füh­len? Ist Demo­kra­tie zu kom­pli­ziert und erfor­dert zu vie­le Kom­pro­mis­se? Die­sen Fra­gen stell­ten sich bei einer Frak­ti­on-vor-Ort-Ver­an­stal­tung in Forch­heim die drei SPD-Poli­ti­ker Edel­gard Bul­mahn, Vize­prä­si­den­tin des Deut­schen Bun­des­ta­ges, Anet­te Kram­me, Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin, und der Wahl­kreis­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz.

Das Wort Demo­kra­tie stam­me aus dem Alt-Grie­chi­schen und bedeu­te „Herr­schaft des Vol­kes“, erläu­ter­te ein­gangs Andre­as Schwarz. „Die schein­ba­re Kri­se der Demo­kra­tie hat vie­le Facet­ten. Gerech­tig­keit ist für die Men­schen in Deutsch­land ein wich­ti­ges The­ma. Für uns als Sozi­al­de­mo­kra­ten auch. Die vie­len tau­send Ein­trit­te in die Par­tei seit der Kan­di­da­tur von Mar­tin Schulz als Kanz­ler­kan­di­dat sind ein deut­li­ches Zei­chen dafür, dass die Men­schen auf der Suche sind.“

Nein, eine Demo­kra­tie­kri­se haben wir nicht, wohl eher eine Par­ti­zi­pa­ti­ons­kri­se, erläu­ter­te Kram­me in ihrem Ein­gangs-State­ment. Ein Rück­gang der Wahl­be­tei­li­gung und Schrump­fen der Mit­glie­der­zah­len sei bereits ab Mit­te der 70er Jah­re zu spü­ren gewe­sen. „Die­ses Pro­blem haben auch nicht nur wir Deut­schen – auch in ver­schie­de­nen Län­dern Euro­pas ist Poli­tik­ver­dros­sen­heit zu spüren.“

Aber wor­an liegt es, dass die Men­schen kei­ne Lust mehr auf Demo­kra­tie haben oder ent­täuscht sind? „Kön­nen wir den Wert der Demo­kra­tie viel­leicht gar nicht mehr rich­tig ein­schät­zen?“, frag­te die frü­he­re Bil­dungs­mi­ni­ste­rin Edel­gard Bul­mahn in die Run­de. Und schloss ein glü­hen­des Bekennt­nis zu unse­rer Regie­rungs­form an: „Ja, Demo­kra­tie ist anstren­gend, lang­wie­rig und bringt manch­mal nur einen Kom­pro­miss. Ja, wir haben vie­le Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen, die schwer zu lösen sind. Den­noch ist sie die ein­zig rich­ti­ge Regie­rungs­form. Die letz­ten Jahr­zehn­te in der EU haben uns Frie­den und Wohl­stand gebracht. Den gro­ßen The­men unse­rer Zeit, wie der Digi­ta­li­sie­rung, Glo­ba­li­sie­rung, dem Kli­ma­wan­del oder der wach­sen­den Anzahl von Flücht­lin­gen kön­nen wir uns nur gemein­sam als Euro­pa stellen.“

Fra­gen und Vor­be­hal­te gibt es vie­le in der Bevöl­ke­rung, was in der anschlie­ßen­den Fra­ge­run­de im Publi­kum deut­lich wur­de. Wie soll man das Ver­trau­en in den Staat behal­ten, wenn man per­sön­lich vom Rechts­staat ent­täuscht wur­de? Wäre mehr Mit­wir­kung durch Volks­ab­stim­mun­gen eine Maß­nah­me? Unter­schätzt die Demo­kra­tie die der­zei­ti­gen Pro­ble­me, ist sie ihnen gewachsen?

Eine Pau­schal­lö­sung gibt es hier nicht. „Demo­kra­tie ist nicht nur eine Regie­rungs­form, sie ist auch eine Über­zeu­gung, eine Hal­tung“, so Bul­mahn wei­ter. „Die Men­schen haben gemerkt, dass die ein­fa­chen, schnel­len Lösun­gen, die ihnen von man­chen Par­tei­en oder Ein­zel­per­so­nen gebo­ten wer­den, nichts bewir­ken. Die Men­schen haben auch gemerkt, nicht zuletzt durch die Erfah­run­gen in Ame­ri­ka und Groß­bri­tan­ni­en, dass Wah­len Kon­se­quen­zen haben.“

Bei allen Pro­ble­men – Demo­kra­tie ist lang­sam und manch­mal weni­ger mutig – wis­sen wir, was wir an die­ser Staats­form haben.“, waren sich die drei Poli­ti­ker einig. Natür­lich sei zu über­le­gen, was man ver­bes­sern kann. „Wir müs­sen die Men­schen bei ihren tag­täg­li­chen Pro­ble­men abho­len und Regie­ren trans­pa­ren­ter machen“, ergänz­te Anet­te Kram­me. „Da kön­nen wir bes­ser wer­den, damit wir die Men­schen erreichen.“

„Man merkt, Demo­kra­tie ist nicht ein­fach“, fass­te Andre­as Schwarz die leb­haf­te Dis­kus­si­on zusam­men. „Demo­kra­tie ist ein Mosa­ik aus vie­len Teil­chen. Demo­kra­tie ist für mich auch ein Bil­dungs­auf­trag. Ich neh­me vom heu­ti­gen Abend posi­tiv mit, dass die Demo­kra­tie wie­der mehr in den Fokus der all­ge­mei­nen Dis­kus­si­on rückt. Wir wol­len zusam­men die Demo­kra­tie wei­ter­ent­wickeln. Dazu gehört nicht nur, dass ich mein Wahl­recht nut­ze, son­dern mit­ma­che in Par­tei­en, Ver­ei­nen und Initia­ti­ven. Demo­kra­tie ist und bleibt nur dann leben­dig und stark, wenn vie­le bereit sind, da mit­zu­ma­chen“, so Andre­as Schwarz abschließend.